Williams: Ein österreichischer Sieg

Toto Wolff, Alexander Wurz und Christian Klien: Wie drei Österreicher maßgeblich zum Williams-Sieg beim Grand Prix von Spanien beigetragen haben

(Motorsport-Total.com) - Mit 114 Siegen ist Williams hinter Ferrari (216) und McLaren (176) das dritterfolgreichste Team der Formel-1-Geschichte. Der 1977 gegründete Rennstall von Frank Williams und Patrick Head sitzt im britischen Grove, doch hinter den Kulissen ziehen seit kurzer Zeit drei Österreicher die Fäden: Großaktionär Toto Wolff, der 15,6 Prozent der Anteile kontrolliert, Fahrermentor Alexander Wurz und - was viele nicht wissen - Christian Klien.

Titel-Bild zur News: Toto Wolff

Toto Wolff könnte eines Tages die Mehrheit von Frank Williams übernehmen

Letzterer sitzt an den Rennwochenenden in Grove im Simulator und wertet dort die jüngsten Erkenntnisse aus, die vor Ort an der Strecke gesammelt werden. "Das ist mittlerweile Industriestandard, ganz normal", relativiert Wurz im 'ORF', und Wolff schmunzelt: "Wir haben uns gedacht, wir schnappen uns gleich alle Österreicher, die irgendwie einmal mit der Formel 1 zu tun gehabt haben. Einer redet mit den Fahrern, der andere fährt im Simulator - und ich versuche, schlau daherzureden..."

Nachfolger von Frank Williams?

Eigentlich konnte sich Wolff nie vorstellen, bei Williams eine operative Funktion zu übernehmen, doch von Frank Williams wurde er an diesem Wochenende erstmals als "Ersatz-Teamchef" bezeichnet. Fakt ist: Williams selbst ist aus dem Vorstand ausgeschieden und zieht sich mehr und mehr aus dem Tagesgeschäft zurück, überlässt seine Agenden verstärkt seiner Tochter Claire. Die hat bei Formel-1-Boss Bernie Ecclestone ein ebenso gutes Standing wie Wolff - ganz im Gegensatz zum früheren Vorstandsvorsitzenden Adam Parr, der nicht mehr an Bord ist.

Nach dem Sieg von Pastor Maldonado beim Grand Prix von Spanien in Barcelona ist für die österreichische Williams-Connection erst einmal Feiern angesagt: "Du musst die Siege feiern, wie sie fallen", lacht Wurz. "Eines ist klar: Morgen gibt's Kopfweh und Toto braucht ein Aspirin!" Der wirkte eigentlich recht gefasst, aber: "Heute Abend geben wir uns der Euphorie hin, morgen Früh geht's zurück an die Arbeit", gibt Wolff zu und ergänzt augenzwinkernd: "Wir haben jetzt einmal unsere Flüge verschoben."

Christian Klien und Alexander Wurz

Österreicher unter sich: Christian Klien im Gespräch mit Alexander Wurz Zoom

Frage: Wie viel österreichisches Gehirnschmalz steckte in Barcelona hinter der siegreichen Williams-Strategie? "Das österreichische Gehirnschmalz", sagt Wolff und deutet vor laufender 'ORF'-Kamera auf Wurz, "hat definitiv Einfluss auf die ganze Geschichte - sogar relativ starken." Teilweise gibt TV-Experte Wurz sogar aus der Kommentatorenkabine via SMS Input. Aber: "Am Ende des Tages werden die Strategien vorne an der Boxenmauer gemacht, je nach Rennsituation. Heute hat der zuständige Ingenieur einfach die richtigen Entscheidungen getroffen."

Kein Vergleich mit Mateschitz und Red Bull

Neben Dietrich Mateschitz ist Wolff momentan der einzige österreichische Teameigentümer, als Konkurrenten sieht er den "Oberbullen" aber "gar nicht. Der Unterschied sind einige Milliarden - und dass ich leider Red Bull nicht erfunden habe. Das ist jemand, zu dem man aufschauen kann und der ein Vorbild ist. Ich glaube, wir sollten uns nach einem Williams-Sieg noch nicht mit dem Red-Bull-Formel-1-Team und auch nicht mit Herrn Mateschitz und Red Bull vergleichen. Das ist ein weiter und steiniger Weg. Vielleicht lachen wir in 20 Jahren darüber. Chapeau vor dem Mann!"

Der 40-jährige Österreicher lebt mit seiner Ehefrau, der DTM-Fahrerin Susie Wolff (geborene Stoddart), am Bodensee. Williams schätzt ihn als hochintelligenten und eloquenten Geschäftsmann mit einem Sinn für Racing, schließlich ist Wolff früher selbst Rennen gefahren - legendär sein Versuch, den Streckenrekord auf der Nürburgring-Nordschleife zu brechen, was mit einem schweren Unfall endete. Emotionen kann er normalerweise gut zurückhalten, heute stand ihm die Freude aber ins Gesicht geschrieben.


Fotos: Pastor Maldonado, Großer Preis von Spanien, Sonntag


Große Freude auch für Frank Williams

"Wenn du weißt, wie es sich ganz unten anfühlt - und das meine ich ganz ehrlich und ist nicht nur so dahingesagt -, kannst du vielleicht auch mehr Freude empfinden, wenn es hinauf geht. Das klingt alles abgebrüht, ist es aber nicht", so Wolff. "Ich freue mich rasend, dass Frank das miterleben kann, dass das Team so einen Aufschwung genießt. Wahnsinn! Und nicht zuletzt auch wegen dem jungen Mann hier", deutet er neuerlich auf Wurz, dessen ungewöhnliche Installation als Fahrermentor auch eine von ihm getragene Idee war.

"Ich glaube nicht an Wunder im Leben, aber das heute war vielleicht ein kleines, wenn auch ein wohlverdientes", gibt Wolff zu Protokoll. Dass das Wochenende so enden würde, hätte er aber bei der Ankunft in Barcelona nie und nimmer zu erwarten gewagt: "Von einem Sieg hätten wir realistischerweise nicht einmal träumen können - noch nicht einmal gestern. Unser Ziel war, ruhig zu bleiben und solide Punkte zu holen. Das war heute Morgen auch Pastors Ziel. Er war nicht wie verrückt auf den Sieg aus."

Pastor Maldonado

Riesenjubel beim Williams-Team nach dem Sieg von Pastor Maldonado Zoom

Einen Sieg mitzuverfolgen, war für ihn "eine sicherlich neue, gute Erfahrung - von Ungläubigkeit bis Nervosität. Am Ende hoffst du, am Funk nichts zu hören, was etwas Negatives andeutet. Einfach eine sensationelle Leistung von allen Beteiligten", so Wolff. Mit dem Sieg habe er bis zum Schluss "nie" spekuliert, "denn im Motorsport kann dir in der letzten Runde der Reifen platzen oder irgendein anderes Teil kaputt gehen. Freude, bevor die Zieldurchfahrt passiert ist, sollte man generell unterlassen."

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