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  • 22.04.2012 22:19

  • von Dieter Rencken & Stefan Ziegler

Whitmarsh: "Keine Katastrophe"

Mit den Reifen nicht im optimalen Arbeitsfenster, bei den Stopps mehrfach grandios daneben: Martin Whitmarsh über das Abschneiden von McLaren

(Motorsport-Total.com) - Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt: McLaren war beim Großen Preis von Bahrain auf Sieg gepolt, nachdem Lewis Hamilton und Jenson Button in der Qualifikation die Plätze zwei und vier belegt hatten. Im Grand Prix agierten aber beide sehr zurückhaltend und konnten dem Tempo der Spitze nicht folgen. Und schlimmer noch: Bei schlechten Boxenstopps verloren sie weiter an Boden.

Titel-Bild zur News: Jenson Button, Lewis Hamilton

Höhen und Tiefen für McLaren in Bahrain: Im Qualifying topp, im Rennen ein Flop

Hamilton wurde gleich zweimal Opfer einer nicht optimalen Abfertigung: Beide Male brauchte ein Mechaniker an der Hinterachse des Fahrzeugs zu lange, um seine Aufgabe zu erfüllen. Daran war aber in erster Linie die Technik schuld, wie McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh beim britischen 'Sky' erklärt. Und kurioserweise waren es bei Hamilton zwei voneinander unabhängige Zwischenfälle.

Beim ersten misslungen Stopp kam es offenbar dazu, dass der betreffende Mechaniker das Rad nicht auf die Achsvorrichtung wuchten konnte, weil die Verbindungselemente nicht aufeinander passten. Whitmarsh umschreibt dieses Phänomen als "pegging". Und damit meint er: Kleine Zapfen und kleine Löcher als Gegenstücke fanden sich nicht auf Anhieb. Die Uhr tickte allerdings munter weiter.

"Das war Pech", meint Whitmarsh und merkt an: "Beide Male verloren wir wertvolle Sekunden und Lewis dadurch auch einige Positionen. Was uns aber noch viel bedenklicher stimmt, ist die Tatsache, dass wir im Rennen nicht schnell genug waren. Der Ärger summiert sich dann natürlich auf, wenn es dann noch bei den Boxenstopps nicht läuft", sagt der McLaren-Teamchef nach Rang acht für Hamilton.

Müssen die Abläufe beim Stopp überdacht werden?

Whitmarsh stellt sich allerdings schützend vor den Mechaniker, der durch die Vorfälle beim Service besonders im Fokus stand. "Wir dürfen nicht vergessen: Die Ingenieure und Techniker melden sich freiwillig, um sich beim Boxenstopp ins Rampenlicht zu stellen. Das bedeutet eine Menge Stress für sie." Deshalb habe man den betreffenden Mechaniker beim letzten Hamilton-Stopp ausgewechselt.

"Es ist unser Job als Team, Einzelpersonen zu schützen. Und Fehler passieren. So ist das im Leben. Wir müssen jetzt zusehen, dass wir noch besser als Team zusammenarbeiten", sagt Whitmarsh. An den Abläufen am Boxenstopp will der britische Traditionsrennstall erst einmal festhalten. Notwendig sein ein Wechsel zur Taktik, wie sie Ferrari oder auch Mercedes anwenden, nach Bahrain nicht.

"Fehler passieren." Martin Whitmarsh

Beide genannte Teams legen die Radmutter bereits in die Felge des Rads, das beim Boxenstopp neu aufgeschraubt wird. Dergleichen könnte natürlich auch McLaren tun. Doch diese Strategie birgt auch gewisse Gefahren, meint Whitmarsh. "Erst in der vergangenen Woche sahen wir bei Michael, dass es damit sogar noch schlechter laufen kann." Ein Vorderrad war nicht fest, Schumacher schied aus.


Analyse mit Motorsport-Total.com-Redakteur Stefan Ziegler

Keine Panikreaktion bei McLaren

Deshalb plädiert Whitmarsh für besonnenes Handeln. "Das Richtige ist jetzt, ein gutes System zu entwickeln, das keine Fehler verursacht, bevor man sich dann weiter aus dem Fenster lehnt. So etwas nahm Michael in China aus dem Rennen. So etwas machst du nicht wieder wett. Ansonsten verlierst du halt ein paar Sekunden. Das ist sehr frustrierend, aber keine Katastrophe", sagt der Teamchef.

"Jetzt sollten wir uns daher erst einmal mit den Grundlagen beschäftigen, ehe wir weitere Ideen in Betracht ziehen." Dazu zählt auch, die Situation aus Bahrain genau zu analysieren. Die schlechten Boxenstopps waren nämlich nur die Spitze des Eisbergs: "Wir hatten nicht das Tempo, weil wir die Hinterreifen zu sehr forderten. Das stellte unsere Piloten vor eine große Herausforderung."

"Beim nächsten Mal muss es besser laufen." Martin Whitmarsh

"Das Arbeitsfenster der Pneus ist sehr klein, doch darin musst du dich halt befinden. Fällst du daraus heraus, hast du eine große Aufgabe vor dir", meint Whitmarsh. Es sei "keine Magie", denn bisher sei man ja stets in die erste Startreihe gefahren. "Und von Samstag auf Sonntag büßten wir auch nicht an Abtrieb ein. Wir müssen jetzt verstehen, was da los war. Beim nächsten Mal muss es besser laufen."


Fotos: McLaren, Großer Preis von Bahrain