• 16.04.2012 14:13

Sunnyboy Rosberg: Alle feiern den "DiCaprio der Formel 1"

Nico Rosberg und Mercedes haben den erlösenden ersten Sieg gefeiert - Als Favoriten sehen sie sich noch nicht, an weitere Siege glauben sie schon

(Motorsport-Total.com/SID) - Alle Welt feiert den "Leonardo DiCaprio der Formel 1": Am Samstagmorgen galt Nico Rosberg für viele noch als ewiges Talent. 27 Stunden, eine Pole-Position und einen Sieg später war der Wiesbadener "Everbody's Darling".

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Nico Rosberg holte sich beim 111. Grand-Prix-Start seinen ersten Sieg

Kollegen, Fans und Medien verneigen sich vor dem 26-Jährigen, der in China den Sieg holte, für den Mercedes eigentlich Rekordweltmeister Michael Schumacher aus dem Ruhestand geholt hatte - den ersten Grand-Prix-Erfolg in einem Silberpfeil seit dem legendären Juan Manuel Fangio vor fast 57 Jahren.

Für eine ausgelassene Party in Shanghai gab es allerdings keine Zeit. Noch am Abend saß Rosberg in der Business-Class seines Fliegers in die Heimat. Bejubelt wurde er aber von den Medien. "Nico, der Leonardo DiCaprio der Formel 1, ist einfach tadellos", schreibt die italienische Zeitung 'La Repubblica'. In der finnischen Heimat seines Vaters Keke vermeldet 'Helsingin Sanomat' Nicos "Aufstieg in die Gewinner-Liga". Das 'Boulevardblatt Österreich' feiert Rosberg als "Shanghai-Noon", die 'L'Equipe' in Frankreich sieht "das große Los für Rosberg".

Im Jubel vereint Rosberg alle. Der Mercedes-Pilot, dem man eine gewisse Ähnlichkeit mit Hollywood-Star und Oscar-Gewinner DiCaprio tatsächlich nicht absprechen kann, ist nicht nur ein polyglotter Sunnyboy mit guten Manieren, Typ perfekter Schwiegersohn, sondern auch ein Europäer im besten Sinne. Als Sohn des finnischen Ex-Formel-1-Weltmeisters Keke Rosberg und einer Deutschen wurde er in Wiesbaden geboren.

Rosberg hat auch schwedische Vorjahren, wohnte zwischenzeitlich auf Ibiza und sonst seit Kindertagen in Monaco. An der Strecke gibt der Technik-Freak, der auch Raumfahrttechnik hätte studieren können, Interviews in fünf Sprachen - fließend. So einer hat Star-Potenzial - und in China schöpfte Rosberg es endlich auch auf der Strecke voll aus. "Dieser Sieg geht um die Welt", sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug: "Nico hatte nie ein Auto, mit dem er siegen konnte. Nun hat er es gehabt, und ich hoffe, dass es noch öfter klappt."

Kritiker verstummen

Mit den Zweiflern und Spöttern vergangener Tage befasste sich Rosberg selbst nicht. Bei ihm herrschte einfach nur ausgelassene Freude. Den "Tag, den ich nie vergessen werde" bezeichnete er als "gigantisch, sensationell, der absolute Hammer". Sportlerkollegen freuten sich auch deshalb so sehr für ihn, weil er beim 111. Grand-Prix-Start endlich alle Kritiker Lügen strafte. Die deutsche Tennis-Ikone Boris Becker, selbst durch alle Höhen und Tiefen gegangen, saß in den frühen Morgenstunden vor dem Bildschirm und feuerte Rosberg via Twitter mit Beiträgen wie "Let's go" oder "Nico, Nico, Nico" an. Oliver Bierhoff, Manager der Fußball-Nationalmannschaft, schickte eine Glückwunsch-Mail mit einer Einladung ins EM-Trainingslager.

Formel-1-Kollege Adrian Sutil, trotz ordentlicher Leistung aktuell ohne Team, drückte als Sky-Experte die Genugtuung aus, die sich Rosberg selbst verkniff: "Jeder fing an zu sagen, Nico ist kein Siegfahrer. Das war eigentlich Blödsinn. Jetzt hat Nico das gezeigt, und jetzt ist Ruhe." Selbst der in China zweitplatzierte Jenson Button, der seinen ersten Triumph erst im 113. Rennen gefeiert hatte, freute sich ein wenig für den Mann, der ihn geschlagen hatte: "Jetzt hat er endlich seinen ersten Sieg. Jetzt wird er sicher noch einige folgen lassen." Das glaubt auch RTL-Experte Niki Lauda, selbst dreimaliger Weltmeister: "Wenn es einmal passiert ist, tut man sich leichter, weil man weiß, man kann's, man hat es allen bewiesen."


Fotos: Nico Rosberg, Großer Preis von China


Mercedes hat Blut geleckt

Sind Rosberg und Mercedes, das ohne die Boxenstopp-Panne bei Rekordweltmeister Michael Schumacher vielleicht sogar einen Doppelsieg hätte landen können, in dieser bisher verrückten Saison also plötzlich sogar Titelkandidaten? Weltmeister Sebastian Vettel schwächelt, ist nach Rang fünf in China aktuell Fünfter im WM-Klassement. In drei Rennen gab es drei verschiedene Sieger und die WM führt einer der, der noch gar nicht gewann: McLaren-Pilot Lewis Hamilton.

Haug will "keine Ansagen machen. Das wäre zu früh. Aber ich hoffe, dass wir vorne dabei sind." Rosberg hofft "schon, dass noch einige Siege folgen werden. Wir können jetzt aber nicht erwarten, dass wir alle in Grund und Boden fahren. Wir müssen uns weiter steigern, aber wir sind auf dem richtigen Weg." Dies weiß jetzt auch der letzte Zweifler.