Sauber: "Geschichte ist wichtig für die Formel 1"

Peter Sauber findet Rennen in Europa wichtig für die Formel 1, steht gleichzeitig aber auch der globalen Expansion des Kalenders aufgeschlossen gegenüber

(Motorsport-Total.com) - Im Zuge der Expansion der Formel 1 hat sich deren Rennkalender in den vergangenen Jahren entscheidend verändert. Wurden noch 1998 elf von 16 Grands Prix (also fast 70 Prozent) auf europäischem Boden ausgetragen, so sind es 2012 nur noch 40 Prozent (acht von 20 Veranstaltungen). Am meisten gewachsen ist seither Asien mit acht Rennen statt einem. Drei werden diese Saison auf amerikanischem Boden ausgetragen, einer in Australien. Lässt man die Antarktis aufgrund ihrer unwirtlichen klimatischen Rahmenbedingungen und geringen Bevölkerungsdichte einmal außen vor, ist die Weltmeisterschaft also auf allen Kontinenten vertreten - mit der Ausnahme von Afrika, wo 1993 (Kyalami in Südafrika) zum letzten Mal gefahren wurde.

Titel-Bild zur News: Peter Sauber

Peter Sauber weiß, dass traditionelle Rennen für die Formel 1 wichtig sind

Aber wie viele der traditionsreichen Rennen in Europa müssen behalten werden, um den Charakter der Formel 1 nicht negativ zu beeinträchtigen? "Wenn man diese Frage vor fünf Jahren gestellt hätte, hätte man gesagt, man muss die Hälfte der Rennen in Europa fahren. Jetzt haben wir mehr und mehr Überseerennen", antwortet Teamchef Peter Sauber und unterstreicht: "Ich halte es für wichtig, dass wir einige Grands Prix in Europa behalten, denn die Geschichte ist wichtig für die Formel 1."

Eine 50:50-Verteilung zwischen traditionellen Austragungsorten überwiegend in Europa und den neuen Märkten der Formel 1 "muss nicht sein", findet der Schweizer, "denn es ist auch wichtig, auf der ganzen Welt Rennen zu haben - in den Vereinigten Staaten, in Russland. Die ganze Wirtschaft verlagert sich ja sowieso nach Asien. Das ist also eine natürliche Bewegung. Wichtig ist, dass wir Grands Prix haben wie Monza, Spa, Monaco, Silverstone, eines in Deutschland." Und Afrika? "Warum nicht?", sagt Sauber.

Dass in vielen neuen Formel-1-Ländern noch nicht die gleiche Begeisterung herrscht wie in Europa, obwohl etwa in Malaysia schon seit 1999 oder in China schon seit 2004 gefahren wird, sei nicht überraschend. Zwar kann Sauber besonders in China keine Entwicklung spüren, aber: "Ich glaube auch, dass das einfach viel Zeit braucht. In Europa gibt es schon seit dem Jahr 1900 Autorennen. Ich vermisse die Begeisterung auch, aber vielleicht sind wir da zu ungeduldig."

Zunächst einmal soll der Rennkalender weitere neue Märkte aufnehmen. Für 2014 ist erstmals ein Russland-Grand-Prix geplant, auch wenn hinter dem dortigen Projekt große Fragezeichen stehen, und schon 2013 soll es einen zweiten US-Grand-Prix in der Nähe der Millionenmetropole New York geben. Auch Argentinien und Mexiko klopfen immer lauter bei Bernie Ecclestone an. In Europa gibt es derzeit nur in Frankreich Bemühungen, einen neuen Grand Prix auszutragen - in Le Castellet, wo schon zwischen 1971 und 1990 14 Mal gefahren wurde.