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  • 18.04.2012 18:36

Renault ist auf Hitze in Bahrain vorbereitet

Der vierte Saisonlauf der Formel-1-Saison wird einer der härtesten: Um die 30 Grad Celsius und trockene Luft erschweren die Arbeit der Piloten und Triebwerke

(Motorsport-Total.com) - Am kommenden Wochenende gastiert die Formel 1-Weltmeisterschaft in Bahrain. Das vierte Rennen der Saison findet auf dem 5,412 Kilometer langen Sakhir International Circuit statt. Im Gegensatz zu 2010, als dieser Grand Prix letztmalig ausgetragen wurde, fahren die Piloten in diesem Jahr wie bereits 2009 auf dem kürzeren Streckenlayout.

Titel-Bild zur News: Remi Taffin

Remi Taffin schätzt die Belastungen in Bahrain als durchschnittlich ein

Von den bislang sieben Rennen in Bahrain konnte Renault bereits zwei Läufe gewinnen: Fernando Alonso trug sich 2005 und 2006 in die Siegerlisten ein. 2010 startete Sebastian Vettel mit seinem Red Bull dank der Power von Renault von der Pole Position.

Reichlich Vollgas in der Wüste

Der Vollgasanteil auf dem Sakhir International Circuit liegt im Qualifying bei 57, im Rennen bei 50 Prozent pro Runde. Nach der 1.000 Meter langen Start/Ziel-Geraden folgt eine weitere, 500 Meter lange Gerade. Auch die Kurven zehn und elf sind durch ein kurzes Vollgasstück verbunden. Im letzten Streckenabschnitt folgt nach Turn 13 die letzte lange Gerade, bevor es mit Kurve 14 und 15 wieder auf Start-und-Ziel geht.

Die Belastungen für die Motoren liegen dabei im mittleren Bereich. Dank des verstellbaren Heckflügels DRS erreichen die Formel 1-Fahrzeuge auf der Boxengeraden eine Höchstgeschwindigkeit von rund 310 Kilometern pro Stunde.

In den kurvenreichen Sektoren zwischen Turn vier und acht sowie elf und 13 müssen die Motoren vor allem im mittleren Tourenbereich ein hohes Drehmoment zur Verfügung stellen. Dabei sollte die Leistungsabgabe möglichst gleichmäßig verlaufen, um bei der Getriebeabstimmung größere Freiheiten zu ermöglichen - dies sorgt dafür, dass die gefundene Abstufung sowohl im Qualifying als auch im Rennen perfekt funktioniert. Eine gute Traktion steht insbesondere am Ausgang der Kurven eins, vier und acht im Fokus der Fahrer und Ingenieure.

Längere Ansaugtrichter

Die hohen Außentemperaturen in Bahrain wirken sich nicht nur auf die Kühlung der Motoren aus, sondern auch auf die Leistung. Denn mit steigenden Temperaturen nimmt auch die Dichte der Luft ab und die Schallgeschwindigkeit zu. Um die Motorleistung unter diesen Bedingungen zu steigern, verwenden die Ingenieure von Renault längere Ansaugtrichter.

Hintergrund: Durch das Schließen der Einlassventile schwappt das Verbrennungsgemisch im Ansaugtrichter erst zurück, um anschließend als Welle wieder anzubranden - idealerweise genau in dem Moment, wenn die Einlassventile wieder öffnen, denn dann wird der Brennraum optimaler gefüllt. Über die längeren Ansaugtrichter reagieren die Motorentechniker von Renault auf die äußeren Bedingungen und optimieren den Luftdurchfluss von der Airbox bis in den Zylinder.

Ein Prinzip, das durchaus mit der Feinjustierung eines Musikinstrumentes verglichen werden kann. Das Reglement erlaubt den Einsatz von Ansaugtrichtern in drei verschiedenen Längen. Beim Grand Prix von Bahrain kommt die längste Ausbaustufe zum Einsatz, um dem Motor die maximale Leistung zu entlocken.

Trockene Luft

Normalerweise liegen die Temperaturen auf dem Sakhir International Circuit bei etwas über 30 Grad Celsius. Im Gegensatz zu Rennen mit tropischer Hitze, wie etwa in Sepang, ist die Luft in Bahrain jedoch sehr trocken. Das schont zwar die Motoren, im Gegenzug fehlt jedoch der zusätzliche Kühleffekt durch die hohe Luftfeuchte. Daher weist die Verkleidung der Formel 1-Boliden in Bahrain etwas größere Luftöffnungen auf. Die Ingenieure versuchen jedoch, diese so klein wie möglich zu halten, um die negativen Auswirkungen auf die Aerodynamik des Fahrzeugs zu minimieren.

Der Sakhir International Circuit liegt inmitten der Wüste. Eine besondere Herausforderung ist daher der Sand, der auf die Strecke geweht wird - er kann zu Schäden im Motor führen. Da das Reglement lediglich die Verwendung eines Luftfilters gestattet, hat Renault eine Spezifikation entwickelt, die während der gesamten Saison zum Einsatz kommt und keinerlei Leistungseinbußen verursacht.

Ein weiterer Effekt der hohen Außentemperaturen ist der erhöhte Reifenverschleiß, der in Bahrain größer sein dürfte als noch eine Woche zuvor in Shanghai. Umso wichtiger ist daher ein sensibel ansprechender Motor, der dem Fahrer dabei hilft, durchdrehende Räder zu vermeiden. Darüber hinaus nutzen die Piloten unter diesen Bedingungen das Motorschleppmoment, um das Heck des Fahrzeugs beim Anbremsen zu stabilisieren.


Fotos: Großer Preis von China


Das schont zwar einerseits die Reifen, führt im Umkehrschluss jedoch zu einem höheren Benzinverbrauch. Das Resultat: Aufgrund der volleren Tanks sind die Fahrzeuge beim Start des Rennens schwerer als bei anderen Grands Prix. Außerdem erhöht sich auch die Temperatur der Kühlmittel.

Taffin bleibt gelassen

"Die Hitze und das Streckenlayout stellen für die Fahrer eine große Belastung dar", ist sich Remi Taffin als Leiter von Renaults Motorenabteilung bewusst. "Die Piloten sind in einigen schnellen Kurven hohen Querbeschleunigungen ausgesetzt. Viel Zeit zum Durchatmen bleibt ihnen nicht, denn der kurvige hintere Streckenabschnitt ist technisch sehr herausfordernd."

"Die Beanspruchung für die Motoren ist hingegen nicht allzu hoch. Der Vollgasanteil liegt zwischen 50 und 60 Prozent. Das Streckenlayout des Sakhir International Circuit stellt also kein Problem dar. Demgegenüber sind die geringe Luftfeuchte und der Sand in der Luft eine spezielle Aufgabe", so Taffin.

"Daher könnte der Freitag vor dem Rennen zu einem der anstrengendsten Tage in der gesamten Saison werden. Bereits in den bisherigen drei Rennen gab es freitags immer besonders viel zu tun - mehr als in den Jahren zuvor. 2011 garantierte der angeblasene Diffusor eine gute Fahrbarkeit", erinnert er sich. "Da das Reglement dies in diesem Jahr verbietet, müssen wir bei der Abstimmung der Achtzylinder nun Kurve für Kurve eine optimale Drehmomentabgabe und eine entsprechende Motorsteuerung gewährleisten."

"Die strengeren Regeln setzen uns also engere Grenzen, daher müssen wir die gegebenen Möglichkeiten nun noch cleverer nutzen. Da wir bereits seit drei Jahren nicht mehr auf diesem Layout des Sakhir International Circuit gefahren sind, erwartet uns vermutlich ein arbeitsreiches Wochenende. Unsere Partner nutzen fast ausnahmslos jene V8, die auch den Großen Preis von China bestritten haben. Nur in den Caterham von Witali Petrow wird jener Motor installiert, der in Malaysia seinen Dienst verrichtet hat", erklärt Taffin.