Nach Parr-Weggang: Mehr Macht für Wolff?

Über die Williams-Zukunft darf spekuliert werden: Mehr Macht für Toto Wolff und dessen Mitstreiter, Alexander Wurz eines Tages als Teamchef?

(Motorsport-Total.com) - Bernie Ecclestone weiß schon lange, wo es bei Williams hapert: "Ich denke, die Firma wird nicht auf die richtige Art geführt. Die Änderungen sollten von oben kommen, nicht von unten", forderte der Formel-1-Geschäftsführer Anfang des Jahres in einem Interview mit der Fachzeitschrift 'Speedweek'. Und er schlug vor: "Leute wie Toto Wolff sollten mehr Kontrolle bekommen."

Titel-Bild zur News: Toto Wolff

Toto Wolff kann sich vorstellen, bei Williams mehr Macht zu übernehmen

Seither ist in Grove viel Wasser den Bach runtergelaufen - und, bildlich gesprochen, die Leiche von Adam Parr gleich mit vorbeigeschwommen. Der Vorstandsvorsitzende, in den Augen von Frank Williams eigentlich der logische nächste Teamchef, musste auf Wunsch von Ecclestone geopfert werden, um in den millionenschweren und für die kleineren Teams lebenswichtigen Concorde-Verhandlungen einen gemeinsamen Nenner zu finden.

Parr: Weg frei für neue Machthaber

Parr war zuletzt einer der wenigen Mitarbeiter, die noch auf den inzwischen 69-jährigen und schon seit 1987 an den Rollstuhl gefesselten Williams einwirken konnten. Dass er nun weg ist, stellt nicht nur Ecclestone zufrieden, sondern macht teamintern den Weg frei für die letzte Etappe des Generationswechsels. Ecclestones Wunsch, wonach die alte Garde mittelfristig übergeben soll, scheint erhört worden zu sein.

"Mit dem Weggang von Adam Parr wird die Gesamtstruktur neu sortiert. In diesem Rahmen kann es sein, dass meine Rolle größer wird", wird 15,6-Prozent-Aktionär Wolff von der 'APA' zitiert. "Ich werde aber keinen Fulltime-Job bei Williams übernehmen. Frank und ich wollen dieses Unternehmen weiter eigentümergesteuert führen. Wenn im Racing ein Vakuum entstehen sollte, wäre das aber etwas, was ich mir gut vorstellen kann."

Adam Parr und Bernie Ecclestone

Adam Parr musste Williams auf Druck von Bernie Ecclestone hin verlassen Zoom

Gar nicht in Frage kommt für ihn jedoch, am Kommandostand zu sitzen: "Da kann ich nicht viel einbringen, außer dumm zuzuschauen. Wenn ihr mich dort je seht, wisst ihr, dass ich ein Ego-Problem habe", lächelt der 40-jährige Österreicher, der sich einen Landsmann viel besser in dieser Rolle vorstellen könnte: Alexander Wurz "wäre ein fantastischer Mann. Er ist ein guter Fahrer, gut vernetzt und hat den Überblick. Er hat noch eine lange Formel-1-Karriere vor sich."

Wurz möglicher Williams-Teamchef?

Wurz ist schon heute Fahrercoach für Pastor Maldonado und Bruno Senna sowie die Testpiloten Valtteri Bottas und Susie Wolff (Wolffs Ehefrau), sieht sich damit einerseits als Mentor der beiden Youngsters, andererseits aber auch als Schnittstelle zwischen den Fahrern und den Ingenieuren. Dafür wirft er seine langjährige Erfahrung als Stamm- und Testfahrer bei Teams wie Lotus (damals Benetton), McLaren, Williams und Mercedes (damals Honda) in die Waagschale.

Allerdings kommt Wurz nicht sofort für einen Fulltime-Job in Frage, weil er neben seiner Coaching-Tätigkeit derzeit noch Toyota-Werksfahrer in der Langstrecken-WM ist, die Formel 1 für den TV-Sender ORF kommentiert und ganz nebenbei mit Test & Training International seine eigene Fahrsicherheits-Firma betreibt, gemeinsam mit Vater Franz und unter anderem auch im Auftrag des Automobil-Weltverbandes FIA.

Susie Wolff

Toto Wolffs Ehefrau Susie ist seit gestern offiziell Williams-Testfahrerin Zoom

Doch zunächst einmal konzentriert man sich bei Williams darauf, mit den derzeitigen Strukturen nach vorne zu kommen und das vorhandene Potenzial des Fahrzeugs endlich umzusetzen. Pastor Maldonado hatte in Australien und Malaysia jeweils die Chance, weit nach vorne zu fahren. Daher ist sich Wolff sicher: "Wenn die Fahrer mehr Erfahrung bekommen und technische Unabwägbarkeiten aus dem Weg geräumt sind, ist das Auto in der Lage, aufs Podium zu fahren oder sogar Rennen zu gewinnen."