Lotus: Verzicht auf F-Schacht möglich

Obwohl Lotus mit dem Protest gegen den F-Schacht abgeblitzt ist, hat das Team nicht zwingend vor, das Mercedes-System sofort nachzubauen

(Motorsport-Total.com) - Nachdem das Lotus-Team mit seinem Protest gegen den F-Schacht von Mercedes abgeblitzt ist und auch auf eine Berufung gegen das Urteil der FIA-Rennkommissare verzichtet, wäre es eigentlich naheliegend, dass nun alle direkten Konkurrenten der Silberpfeile selbst ebenfalls ein System entwickeln, das, gekoppelt an das DRS, am Frontflügel einen Strömungsabriss verursacht und damit einen höheren Topspeed ermöglicht.

Titel-Bild zur News: James Allison

Laut James Allison ist nicht gesagt, dass Lotus einen F-Schacht bauen wird

Doch während Red-Bull-Teamchef Christian Horner schon angekündigt hat, dass sich seine Ingenieure ab sofort intensiv mit diesem Konzept beschäftigen werden, ist bei Lotus diesbezüglich noch keine Entscheidung gefallen. "Wir befinden uns gerade in den Untersuchungen, wie viel das bringen könnte, auch in Relation zu den Komplikationen", erklärt Technikchef James Allison im Interview mit 'Motorsport-Total.com'.

Reifen haben oberste Priorität

Eric Boullier klingt so, als hätte der F-Schacht nicht oberste Priorität: "Wir werden uns nun darauf konzentrieren, dass die Reifen im Rennen weniger stark abbauen. Das ist wichtiger, als dieses System zu entwickeln", verrät uns der Lotus-Teamchef. "Vielleicht werden wir es entwickeln, wenn wir es uns leisten können und wenn wir die Ressourcen dafür haben, denn im Qualifying bringt es etwas. Im Rennen natürlich weniger."

Ausschließen will er eine Mercedes-Kopie aber nicht: "Jetzt kennen wir den Standpunkt der Kommissare und der FIA. Wir können die Regel jetzt vielleicht sogar extremer interpretieren und neue Ideen entwickeln", sagt Boullier. Im Raum steht auch, dass die FIA F-Schacht-Systeme am Jahresende komplett verbieten könnte. "Weiß ich nicht", meint der Franzose und kündigt an: "Wenn wir die Ressourcen haben und es uns leisten können, dann werden wir es bauen."

Doch diese Entscheidung ist noch lange nicht in Stein gemeißelt, schließlich muss sich Allison mit seinem Team nun Gedanken machen, ob es sich lohnt, einen eigenen F-Schacht zu entwickeln, der dann vielleicht nicht so effizient ist wie jener von Mercedes. Ross Brawns Mannschaft tüftelt bekanntlich schon seit 2010 an solchen Systemen herum. Gut möglich, dass Lotus besser beraten wäre, stattdessen in anderen Bereichen nach Rundenzeit zu suchen.


Fotos: Lotus, Großer Preis von China, Freitag


Lieber F-Schacht statt anderen Designs?

"Wenn man bedenkt, dass die Entwicklungsrate pro Rennen durchschnittlich eine Zehntelsekunde beträgt, kann sich jeder ausrechnen, wie wirkungsvoll das Mercedes-System ist", argumentiert Allison, der den Vorteil während eines Qualifyings mit rund vier Zehntelsekunden beziffert. Aber er betont: "Darum geht es nicht, sondern es geht darum, welche Entwicklungen wir für wirkungsvoll halten."

Romain Grosjean

Das Lotus-Team ist mit seinem Protest gegen Mercedes abgeblitzt Zoom

"Wenn wir glauben, dass wir etwas um 0,4 Sekunden schneller machen können, dann ist das ein Schritt für vier Rennen. Das kann man sich schon durch den Kopf gehen lassen, aber es bringt halt nur im Qualifying etwas. Man muss es auch so sehen: Wenn man acht Rennen benötigt, um einen Sprung für vier Rennen zu machen, dann sollte man sich stattdessen lieber an Karosserie-Updates und anderen Dingen versuchen", so Allison.

Die gestrige Anhörung sei seiner Meinung nach übrigens "sehr fair" verlaufen: "Die Kommissare haben sich Zeit genommen, unsere Argumente anzuhören, aber die setzten sich eben nicht durch. Jetzt akzeptieren wir, dass wir mit unserer Ansicht eben falsch gelegen sind. Aber wir nehmen das wie Männer hin. Wir schauen uns die neuen Möglichkeiten an und wissen nun, dass man so ein System ans Auto montieren darf", sagt der Brite.