• 21.04.2012 20:03

  • von Dieter Rencken & Stefan Ziegler

Höhenflug und Bruchlandung bei Toro Rosso

Während Daniel Ricciardo eine Sternstunde hatte und auf Platz sechs nach vorn fuhr, erwischte Jean-Eric Verne in Bahrain einen rabenschwarzen Tag

(Motorsport-Total.com) - Unterschiedlicher hätte die Qualifikation zum Großen Preis von Bahrain für Daniel Ricciardo und Jean-Eric Vergne gar nicht verlaufen können. Ricciardo wurde im Verlauf des Zeittrainings immer stärker und holte sich letztendlich sogar den sechsten Startplatz, doch bei Vergne lief gar nichts zusammen. Der junge Franzose scheiterte schon in Q1 und kassierte obendrein noch eine Verwarnung.

Titel-Bild zur News: Jean-Eric Vergne

Weit weg vom Teamkollegen und der Form des Autos: Jean-Eric Vergne in Bahrain

Vergne hatte im Qualifying nicht - wie von der Rennleitung angezeigt - zur Kontrolle an der Waage angehalten, sondern war weitergefahren. Ein Regelverstoß, der geahndet werden muss. Weil Toro Rosso das Vergne-Fahrzeug jedoch unter Aufsicht doch noch zu den Kommissaren schob, blieb dem Formel-1-Debütanten eine Strafe erspart und er kam glimpflich mit einer Verwarnung davon.

Das hob die Stimmung im Vergne-Lager aber wohl kaum an, denn bei einer persönlichen Bestzeit von 1:35.014 Minuten und über zwei Sekunden Rückstand auf seinen Teamkollegen Ricciardo ließ Vergne ohnehin keine Sektkorken knallen. Der 21-Jährige rätselt nach wie vor, warum es in der Qualifikation nicht lief: "Das wüsste ich wirklich gern", meint Vergne. Er habe "keine Ahnung", was geschehen sei.

"Am Morgen hatten wir noch eine gute Basis. Am Nachmittag war ich zwei Sekunden langsamer, ohne dass ich einen Fehler gemacht hätte", berichtet der ratlose Toro-Rosso-Pilot. "Gemeinsam mit den Ingenieuren müssen wir nun einen detaillierten Blick in die Daten werfen, um zu sehen, was da los war. Wir müssen herausfinden, weshalb ich so viel Zeit verloren habe", gibt Vergne zu Protokoll.

Dass der STR7 deutlich schneller sei, habe Ricciardo aufgezeigt. Und laut Vergne unterscheidet sich sein Fahrzeug nur sehr geringfügig vom Schwesterauto. "Deshalb geht es jetzt darum, ein bisschen Ursachenforschung zu betreiben. Dann schauen wir mal, was noch möglich ist", sagt Vergne und merkt an: "Bisher waren unsere Rennen besser als die Qualifikationen. Und das Auto ist ja schnell."


Fotos: Toro Rosso, Großer Preis von Bahrain


Ricciardo überrascht mit Startplatz sechs

Er hoffe nun auf ein solides Renntempo, um am Sonntag "noch etwas zu erreichen", ohne jedoch konkreter zu werden. Weitaus besser sind die Aussichten bei Ricciardo, der - im Gegensatz zu seinem Toro-Rosso-Stallgefährten - nicht im Regen, sondern im Sonnenschein steht. "Wir haben unsere Erwartungen sicherlich übertroffen", meint der australische Rennfahrer nach Platz sechs.

"Für mich war es die bisher beste Qualifikation in diesem Jahr. Natürlich wünscht man sich immer noch etwas mehr, doch realistisch betrachtet war das unser Maximum. Damit bin ich zufrieden. Es ist ja schon eine gute Leistung für uns, innerhalb einer Sekunde hinter den Topteams zu liegen", erklärt Ricciardo und fügt hinzu: "Mehr war wohl nicht drin. Das war unser bisher bester Tag, denke ich."

"Realistisch betrachtet war das unser Maximum." Daniel Ricciardo

Während Vergne schon außen vor war und über seinen frühen Ausfall grübelte, wurde Ricciardo immer schneller. "Das Fahrzeug funktionierte speziell in dieser Hitze sehr gut und wurde von Runde zu Runde noch besser. Ich baute mehr und mehr Selbstvertrauen auf und fand einen richtig guten Rhythmus. Dann kam Q3. Ich freute mich darüber, dass mich mein Team nochmals hinausschickte."

Die Updates zeigen die gewünschte Wirkung

Keine Selbstverständlichkeit in der heutigen Formel 1, wo Reifensparen doch ganz groß geschrieben wird. Auch bei Toro Rosso gab es offenbar Überlegungen, Ricciardo zurückzuhalten. "Ich wollte fahren", stellt der 22-Jährige klar. "Ich hatte gehofft, sie würden mich nicht in der Box behalten, denn ich hatte so viel Spaß auf der Strecke. Und prompt gewannen wir ja noch einmal einige Positionen."

"Platz sechs ist eine tolle Ausgangslage", meint Ricciardo. Bleibt nur die Frage, wohin die Rennreise für ihn gehen kann, denn zuletzt schien Toro Rosso kein absoluter Top-10-Kandidat zu sein. "Wir werden sehen", sagt Ricciardo. "Ich habe nun etwas mehr Vertrauen in unser Longrun-Tempo. Und unsere Updates funktionieren nun so, wie sie sollen. Ein paar Kleinigkeiten helfen uns dabei."

"Platz sechs ist eine tolle Ausgangslage." Daniel Ricciardo

Das sah vor Wochenfrist noch ganz anders aus, wie Ricciardo bestätigt: "China war ein schlechtes Wochenende. Wir verstehen aber nun, weshalb es dort nicht für uns lief. Insgesamt ist die Saison noch sehr jung. Es ist immer noch sehr viel Bewegung drin. Schon verrückt, wie viel sich da tut", sagt der Debütant. "Man kann kaum vorhersehen, was am Sonntag oder gar im Rennen danach passiert."

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