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  • 21.04.2012 08:55

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Formel-1-Kalender: Teams könnten Veto einlegen

Die Formel-1-Teams sind für den aktuellen Rennkalender mitverantwortlich, schieben aber FIA und Bernie Ecclestone die Verantwortung zu: Mitspracherecht ab 18 Rennen

(Motorsport-Total.com) - Die Teams machen es sich in der Bahrain-Frage seit Wochen sehr leicht. "Das Rennen steht im Kalender", lautete auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com' die einhellige Aussage von allen Seiten. In der Diskussion um eine mögliche Absage vor dem Hintergrund anhaltender Proteste verwiesen die Teams stets an FIA und Bernie Ecclestone. Damit lenkten die Rennställe geschickt von einer gewissen Mitverantwortung ab. Immerhin hätten sie gegen den Kalender des Jahres 2012 ein Veto einlegen können.

Titel-Bild zur News: FIA

Trügerische Ruhe und Idylle am Abend im Fahrerlager von Bahrain

Hintergrund: Sobald die Anzahl Rennen pro Jahr die Zahl 17 übersteigt, bekommen die Teams ein Mitspracherecht. Für jedes weitere Rennen bedarf es der Zustimmung der Rennställe. Zu Beginn hat Ecclestone als Vermarkter zunächst freie Hand. Ihm obliegt die Zusammenstellung der Rennen, der komplette Kalender wird vom FIA-Weltrat abgesegnet. Im Gegensatz zu Regeln im technischen oder sportlichen Bereich wird der Kalender nicht von der Formel-1-Kommission an den Weltrat gegeben, sondern von Ecclestone direkt.

"Wenn wir uns zu Beginn des Jahres in die WM einschreiben, dann steht der Kalender fest. Jeder hat die Wahl, ob er teilnehmen will oder nicht", macht es sich Red-Bull-Teamchef Christian Horner sehr leicht. "Es liegt an Vermarkter und FIA jene Schauplätze auszusuchen, an welchen die Sicherheit von Fahrern und Fans gewährleistet ist." Aus Sicht von Horner tragen FIA und Ecclestone die alleinige Verantwortung, was aber nicht der Fall ist.

Mitreden nur theoretisch erlaubt?

"Wir haben tatsächlich die Möglichkeit einer gewissen Einflussnahme", sagt Lotus-Teamchef Eric Boullier, "aber da geht es weniger um die Schauplätze an sich als um Input in Bezug auf logistische Dinge." Martin Whitmarsh, der nicht nur McLaren-Teamchef ist, sondern als Chef der schwächelnden FOTA gleich für mehrere Teams spricht, windet sich. "Theoretisch haben wir Mitspracherecht, aber der Inhaber der kommerziellen Rechte...", beginnt er und gerät kurz ins Stocken, "stellt den Kalender zusammen und fragt nicht wegen jedem einzelnen Rennen immer bei allen nach."

Klartext: Die Teams entziehen sich derzeit ihrer Mitverantwortung. Sie hätten beispielsweise einen Auftritt in Bahrain möglicherweise von vornherein verhindern können. "Den Kalender zu gestalten ist eben Sache des Vermarkters. Das ist aus mehreren Gründen der Fall. Ich war schon in Serien aktiv, wo das nicht unbedingt der Promoter in der Hand hatte", sagt Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery. "Da gibt es dann viele Probleme, die womöglich nicht gerade dafür sorgen, dass es eine erfolgreiche Meisterschaft wird."

"Wenn ein Vermarkter eine Serie voranbringen will, dann muss er wenigstens den Kalender festlegen dürfen. Voraussetzung ist natürlich, dass die gewählten Austragungsorte eine Strecke mit FIA-Abnahme haben, die die nötigen Sicherheitsstandards erfüllt", meint der Brite. "Eine solche Diskussionen findet ohnehin nur auf Grundlage der sich bietenden Möglichkeiten statt", sagt Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali, "und die Verantwortung bleibt bei den nationalen Verbänden - also letztlich wiederum bei der FIA."