• 17.04.2012 15:59

Allison: "Werden schon bald regelmäßig Punkte gewinnen"

Lotus-Technikchef James Allison lässt das Rennen in Schanghai Revue passieren und schildert die Herausforderungen, die in Bahrain warten

(Motorsport-Total.com) - Während bei Romain Grosjean im Rennen von Schanghai die Zwei-Stopp-Strategie aufging, und sich der Franzose über Platz sechs und seine ersten WM-Punkte freute, wurde Kimi Räikkönen in den letzten Runden mit abbauenden Reifen von Platz zwei auf 14 durchgereicht. Lotus-Technikchef James Allison erklärt im Interview, dass ein zu kurzer zweiter Stint den Finnen am Ende um den Lohn seiner Arbeit brachte. Außerdem spricht Allison über das Rennen in Bahrain, wo vor allem die Bremsen enorm gefordert werden.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

In China fehlten Räikkönen nur wenige Runden zum Podium

Frage: "James, welche Gedanken gehen dir nach dem Grand Prix in China durch den Kopf?"
James Allison: "Die Leute sind sicherlich langsam gelangweilt davon, dass wir ständig 'so nah und doch so fern', 'wenn, dann' oder 'es wird gut werden' sagen. Aber das Wochenende hat uns in dem Gefühl bestärkt, das wir schon in den ersten beiden Rennen hatten, dass wir mit unserem Auto in dieser Saison noch viele gute Momente erleben werden. Wir werden schon bald regelmäßig Punkte gewinnen."

"In China waren wir schon sehr nah dran, aber am Ende konnten wir den Sack nicht zumachen. Wir hatten die richtige Strategie gewählt, und beinahe wären wir mir einem exzellenten Resultat dafür belohnt worden. Der Knackpunkt war, dass Kimi im zweiten Stint nicht lange genug gefahren ist, das waren die Runden, die uns am Ende gefehlt haben. Wir nehmen viel Positives mit. Beide Autos waren im gesamten Rennen gut ausbalanciert, beide Fahrer waren konkurrenzfähig. Mercedes hat uns zwar deutlich geschlagen, aber das ging allen anderen auch so."

Frage: "Warum hat das Update für China nicht funktioniert?"
Allison: "Wir waren nicht in der Lage, das erwartete Tempo aus dem Update herauszuholen, was frustrierend war. Es war ein missliches Wochenende, nicht nur für uns. Wir hatten Schwierigkeiten, das richtige Temperaturfenster des Reifens zu treffen. Dadurch war es sehr schwierig zu beurteilen, ob die Änderungen am Auto gut oder schlecht waren. Das hat und verwirrt, aber letztendlich haben wir es hinbekommen. Das Auto war im Rennen sehr gut ausbalanciert, und Romains Ergebnis zeigt, dass es die Reifen schont. Auch Kimis ersten Stint, als er während des gesamten Stints dicht hinter Button fuhr, hat gezeigt, dass unser Reifenverschleiß bei dieser Strategie sehr gut war. Beinahe hätte uns die Zwei-Stopp-Strategie ein sehr gutes Resultat beschert."


Fotos: Lotus, Großer Preis von China


Frage: "Sollte Bahrain eine bessere Möglichkeit bieten, das Tempo des Autos umzusetzen?"
Allison: "Wir wissen zumindest, dass dort die Temperaturen konstanter sind, was den Reifen entgegen kommt. Dadurch können wir das Update-Paket unter besseren Bedingungen testen. Wir werden so viele neue Teile wie möglich ausprobieren. Wir haben noch einige Neuerungen auf Lager, wie zum Beispiel neue Druckstreben. Die zusätzliche Zeit wird uns helfen, nachdem wir die neuen Teile in China im Rennen nicht eingesetzt haben."

Frage: "Vor welche Herausforderungen stellt die Strecke in Bahrain den E20?"
Allison: "Wir fahren auf der ursprünglichen Variante, die letztmalig 2009 genutzt wurde. Es wird der erste Härtetest des Jahres für unser Bremssystem werden. Wir erwarten keine Probleme, werden aber ein wenig mehr auf die Temperaturen und der Verschleiß achten. Die Strecke verlangt auch eine gute Traktion, vor allem die Kurven eins und zehn sind sehr langsam. Wir haben herausgefunden, dass wir in diesem Bereich noch am E20 arbeiten müssen, daher sind wir gespannt auf unsere Leistung."

Frage: "Wie bereitet sich das Team auf diese Strecke, die an die Bremsen hohen Anforderungen stellt, vor?"
Allison: "Wir stellen Vergleiche mit anderen Strecken auf, anhand der Anforderungen in Jerez beispielsweise können wir berechnen, wie die Bremsen in Bahrain arbeiten sollten. Wir haben einen dynamischen Bremsenprüfstand, an dem wir die Belastungen, welche die Bremsen auf dieser Strecke ausgesetzt sind, simulieren können. Das hilft uns bei der Ermittlung des Verschleißes und der optimalen Kühlung."

"Wir erwarten keine großen Probleme, aber natürlich könnten wir eine Überraschung erleben. 2010 sind wir in Bahrain auf einer längeren Streckenvariante gefahren. Das bedeutete eine geringere Rundenanzahl, und damit eine geringere Anzahl von harten Bremsvorgängen. Außerdem lag zwischen den Bremsvorgängen mehr Zeit."

Frage: "Nachdem die Diskussionen um den F-Schacht von Mercedes beendet sind: Entwickelt das Team ein solches System?"
Allison: "Wir berechnen momentan, wie groß der Vorteil dieses Systems sein könnte und wie schwierig die Umsetzung wäre. Es gibt eine Menge Spekulationen darüber, wie groß der Vorteil des Systems von Mercedes ist. Aber das ist auch nicht das Thema, es geht darum, welchen Vorteil ein von uns entwickeltes System bringen könnte, und wie die Regeln interpretiert werden können. Es gibt Systeme wie das von Mercedes, aber die Regeln lassen auch andere Umsetzungen zu. Wir könnten in nächster Zeit noch einige interessante Entwicklungen auf diesem Gebiet sehen."