Teams wollen keine Budget-Obergrenze

Eine Budget-Obergrenze ist nach wie vor kein Thema, die Teams wollen aber das bestehende Singapur-RRA weiter ausbauen und im Reglement verankern

(Motorsport-Total.com) - Der Vorschlag von Bernie Ecclestone, die Kosten in der Formel 1 durch Einführung einer verbindlichen Budget-Obergrenze einzuführen, stößt bei den Teams auf wenig Gegenliebe. Denn die FOTA (Formula One Teams Association) will lieber am etwas flexibleren Konzept des Ressourcen-Restriktions-Abkommens (RRA) festhalten und dieses weiter ausbauen.

Titel-Bild zur News: Adam Parr, Ross Brawn, Paul Hembery, Eric Boullier und Luis Perez-Sala

Die Formel-1-Teams wünschen sich eine Integration des RRA ins Reglement

"Wir haben uns auf einen anderen Prozess geeinigt", sagt Williams-Vorstandschef Adam Parr, in Melbourne auf den Ecclestone-Vorschlag angesprochen. Konkret meint er damit das RRA, das in Singapur 2010 unterschrieben wurde und im Prinzip von allen Teams als tauglich eingestuft wird. Allerdings scheiden sich die Geister darüber, wie man die Einhaltung der Singapur-Bedingungen am besten überwachen kann.

RRA derzeit keine FIA-Regel

Bisher handelte es sich beim RRA um eine recht lockere Vereinbarung ohne verbindliche Buchprüfung, schließlich handelt es sich dabei nicht um eine FIA-Regel, sondern lediglich um einen auf FOTA-Ebene geschlossenen Vertrag. Daher bemühen sich die Teams nun, das RRA ins FIA-Reglement aufzunehmen. Wie berichtet haben zehn von zwölf Teams dieses Anliegen schriftlich bei FIA-Präsident Jean Todt deponiert.

Auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com' bestätigt FOTA-Vizechef Eric Boullier, dass "die meisten Teams" den Brief an Todt unterschrieben haben. Auch Mercedes, Williams und HRT (Teamchef Luis Perez Sala mit Galgenhumor: "Für uns wird es nicht einfach, das Budget zu reduzieren, nicht wahr?") geben zu, dass sie an Bord sind. Keine Unterstützung gibt es hingegen von den beiden Red-Bull-Teams, die sich damit ein wenig isolieren.

Ross Brawn wünscht sich jedenfalls eine Formel 1, die auch für die kleinen Teams leistbar ist, "denn dann wäre sie gesünder. Ich glaube, wir müssen Wege finden, das zu erreichen." Und zwar ohne eine Standardisierung der Autos, findet der Mercedes-Teamchef: "Ich stehe Standardteilen ein bisschen skeptisch gegenüber. Vielmehr bin ich ein Fan des RRA, dass wir eine bestimmte Menge Geld mit einer bestimmten Menge Mitarbeiter ausgeben dürfen."

"Dann braucht man nämlich die besten Leute, um zu gewinnen, weil die bessere Arbeit leisten als andere, und es geht nicht darum, einfach doppelt so viel Geld auszugeben. Es ist jedenfalls nicht die Philosophie von Mercedes, die Formel 1 mit unlimitierten Ressourcen niederzubügeln und nur auf Basis dessen zu gewinnen, wie viel wir ausgegeben haben. Wir sind da sehr vernünftig", gibt der Brite zu Protokoll.

Bisher oftmals nur Verlagerungen

Allerdings birgt jede Form von Kostenkontrolle in der Formel 1 eine gewisse Gefahr, denn die Teams werden freiwillig nie weniger Geld ausgeben. "In der Vergangenheit", erinnert sich Adam Parr, "haben technische Regeländerungen bloß dazu geführt, dass der Ballon in eine andere Form gepresst wurde." Sprich: Hat man den Ingenieuren in einem Bereich Möglichkeiten weggenommen, haben sie die dadurch freigewordenen Ressourcen einfach für etwas anderes ausgegeben.

"Ein gutes Beispiel sind die Bremsen. Inzwischen haben wir 130 verschiedene Formen für die Bremsverkleidungen. Das bringt aber nichts für die Show", kritisiert der Williams-Mann. "Was zur Show beiträgt, sind gute Ideen." Gleichzeitig fürchtet Brawn, dass die aktuellen RRA-Bestimmungen dazu führen, dass immer mehr Geld in die Aerodynamik investiert wird, "denn da kann man mit dem Geld am meisten herausholen".

"Wir brauchen Regeln, die eine sinnvolle Verteilung sicherstellen", fordert der Mercedes-Teamchef. "Ich habe nichts dagegen, klare Linien zu ziehen, um sicherzustellen, dass die Autos nicht komplett auf die Aerodynamik reduziert werden, aber ich bin definitiv kein Fan von standardisierten Teilen." Sehr wohl vorstellen kann er sich einen Kompromiss: "Vielleicht wäre es möglich, Teile nicht zu standardisieren, aber den Spielraum zu verringern."


Fotos: Großer Preis von Australien, Freitag


Wahrscheinlich ist, dass die Diskussion über Inhalt und vor allem Überwachung des RRA in die Verhandlungen über das neue Concorde-Agreement eingefasst wird. Denn die aktuelle "Verfassung" der Formel 1 läuft zum Jahresende aus. Die Teams wollen statt bisher 50 künftig 75 Prozent von den Einnahmen der Formel-1-Holding Delta Topco erhalten. Allerdings könnten sie sich mit weniger zufrieden geben, sollten die Kosten dramatisch geringer werden.