• 28.03.2012 11:08

Keine Zeit für Siegesfeiern bei Ferrari

Trotz des Siegs von Fernando Alonso in Sepang bleibt Ferrari realistisch - Voller Einsatz in Maranello, um den F2012 konkurrenzfähig zu machen

(Motorsport-Total.com) - Ferrari hatte nach der Rückkehr nach Maranello keine Zeit, den Sieg aus Malaysia groß zu feiern. Am Montagnachmittag kehrten die Mechaniker aus Sepang zurück in die Fabrik. Bereits am Vormittag stand die übliche Besprechung der Ingenieure auf dem Programm, die nach jedem Rennwochenende stattfindet. Trotz des Sieges in Malaysia und der Tatsache, das Fernando Alonso die WM-Wertung anführt, bleiben die Prioritäten, die beim Blitzbesuch von Stefano Domenicali und Pat Fry nach dem Rennen in Melbourne aufgestellt wurden, unverändert.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Ferrari konnte den Überraschungssieg von Sepang nur kurz feiern

Das Hauptziel ist nach wie vor so schnell wie möglich die Zehntelsekunden zu finden, die den F2012 von den schnellsten Autos trennen. Diese Lücke macht es Alonso und Felipe Masse derzeit unmöglich, mit ihren eigentlichen Rivalen zu kämpfen. "Ich habe meine Leute gebeten, so viel Einsatz wie möglich zu zeigen, damit wir bei den nächsten Rennen so viele Neuentwicklungen wie nur irgend möglich einsetzen können", sagt Teamchef Domenicali. "Dass Fernando die Meisterschaft anführt, bedeutet gar nichts."

Alonso genoss nach seinem Überraschungscoup von Sepang die Rückkehr in die Fabrik. "Es war toll, nach dem Sieg am Sonntag nach Maranello zurückzukehren", so der Spanier. "Im Flugzeug habe ich noch einmal über das Rennen nachgedacht und konnte es immer noch kaum glauben. In Maranello angekommen, habe ich nur lächelnde Gesichter gesehen. Es hat mich gefreut zu sehen, wie leidenschaftlich alle daran arbeiten, das Auto innerhalb kürzester Zeit zu verbessern."

"In Maranello angekommen, habe ich nur lächelnde Gesichter gesehen." Fernando Alonso

Lange nicht an den Sieg gedacht

"Während des Rennens habe ich erst nach dem letzten Boxenstopp über einen möglichen Sieg nachgedacht. Ich habe versucht, auf den Intermediates einen möglichst großen Vorsprung herauszufahren, denn ich wusste, dass sich bei abtrocknender Strecke und dem Wechsel auf Slicks alles ändern kann", beschreibt Alonso seine Taktik.

Fernando Alonso, Sergio Perez

Fernando Alonso hielt dem Druck von Sergio Perez stand Zoom

"Nach meinem Stopp sah ich, dass Perez sehr schnell war und mich unter Druck setzte, aber ich wusste auch, dass es nur eine trockene Linie gab, die gerade einmal zwei Meter breit war. Selbst wenn er in meinem Windschatten gewesen wäre, hätte er mich nicht ohne Weiteres überholen können", schildert der 30-Jährige die Schlussphase des Rennens. "Ich habe daher gehofft, ich bis zum Ende hinter mir zu halten." Diese Hoffnung hat sich bekanntlich erfüllt.

"Leider hat keiner meiner Freunde darauf gewettet, dass ich in Sepang gewinne oder nach zwei Rennen die Meisterschaft anführe. Ich glaube, sie hätten ein kleines Vermögen gemacht", ist sich Alonso sicher. "Trotzdem freuen sich meine persönlichen Freunde alle sehr über meinen Sieg, aber niemand, auch nicht das Team, gibt sich irgendwelchen Illusionen hin. Die Meisterschaft hat nicht so begonnen, wie wir uns das gewünscht haben, und es gibt noch viel zu tun."

Dies sieht auch sein Teamchef so: "Wir glauben sicherlich nicht, dass all unsere Probleme wie durch ein Wunder verschwunden sind. Wir haben nun zwei Wochen, um uns auf die Rennen in China und Bahrain vorzubereiten", sagt Domenicali. "Wir werden diese Rennen mit der gleichen Einstellung wie in Australien und Malaysia angehen."

F2012 noch nicht konkurrenzfähig

"Wir werden versuchen, auf der Strecke eine perfekte Leistung abzuliefern und das Maximum aus unseren Möglichkeiten herauszuholen. Und sollte sich eine Gelegenheit auf mehr ergeben, werden wir sie nutzen", so der Teamchef, der für diese Taktik einen Vergleich aus dem Fußball bemüht. "Mit Fernando hat diese Art Konterfußball in Sepang perfekt funktioniert." Auch Alonso ist sich sicher, dass die kommenden Rennen unter normalen Umständen erneut schwierig werden. "In den nächsten beiden Rennen werden wir zweifelsohne wieder in der Defensive sein", glaubt der Spanier.

Fernando Alonso

Alonso und Renningenieur Andrea Stella wissen, dass noch viel Arbeit vor ihnen liegt Zoom

"Da wir noch nicht konkurrenzfähig sind und noch nicht konstant um das Podium oder Sieg kämpfen können, bleibt uns nichts anderes übrig, als Schadensbegrenzung zu betreiben. Unter normalen Umständen müssen wir versuchen, nicht zu viele Punkte auf die Besten zu verlieren. Hoffentlich gelingt uns das genau so gut wie in Australien und Malaysia", so der zweimalige Weltmeister, der dabei auch auf den Kampfgeist der Scuderia setzt: "Der Wille, niemals aufzugeben, ist eine Eigenschaft von Ferrari, die ich schon an ihnen bewundert habe, als ich noch gegen sie gefahren bin."

"Jetzt bin ich ein paar Tage lang in Italien und habe mich im Gesundheitszentrum von Forli, das von meinem Trainer Fabrizio Borra geleitet wird, einer Routineuntersuchung unterzogen. Ich lasse diese medizinischen Checks zwei oder drei Mal im Jahr durchführen, um festzustellen, wie meine körperliche Verfassung ist", beschreibt der Spanier sein Programm am Wochenanfang. Nach der Untersuchung fuhr er am Dienstagnachmittag zurück nach Maranello und besprach mit Domenicali, Fry und seinem Renningenieur Andrea Stella die aktuelle Situation. Er traf auch erneut mit Luca die Montezemolo zusammen, mit dem er bereits am Montagnachmittag ein längeres Gespräch hatte.


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Malaysia


Danach geht es für Alonso zurück nach Spanien, wo er einige Tage bei der Familie verbringen wird. "Nach einem solch anstrengenden Rennen wie Sepang brauchst du ein wenig Entspannung. Und dann beginnt auch schon wieder die Vorbereitung auf die zwei direkt aufeinanderfolgenden Rennen in China und Bahrain. Das werden wieder lange Reisen mit ständigem Wechsel der Zeitzone. Als ich nach Australien abgereist bin, war hier noch Winter, und drei Wochen später sind wir schon mitten im Frühling. Da ist eine schöne Veränderung!"

Alonso entdeckt Twitter für sich

Seit drei Wochen findet man den Ferrari-Fahrer auch im sozialen Netzwerk Twitter. Sein Zwischenfazit nach dieser Zeit laute: "Ich muss sagen, das macht Spaß! Ich wollte das schon seit einiger Zeit machen, also habe ich selbst alles eingerichtet und damit begonnen. In den vergangenen Monaten ist im Internet und den sozialen Netzwerken viel über mich geredet worden, also habe ich mir gedacht, dass es besser wäre, wenn ich selbst daran teilnehmen würde", beschreit Alonso seine Motivation.

Felipe Massa, Fernando Alonso

Alonso hält seine Fans jetzt auch bei Twitter auf dem Laufenden Zoom

Der Spanier möchte so mit seinen Fans noch enger in Kontakt stehen: "Ich kann meinen Standpunkt klar machen, über mein Leben sprechen, berichten, wohin ich gerade reise und versuchen, meine wahren Gefühle auszudrücken." Allerdings sind seinem Mitteilungsbedürfnis auch Grenzen gesetzt: "Über technische Dinge kann ich mich dort jedoch nicht äußern, denn in diesem Bereich ist die Formel 1 immer noch ein Sport, in dem großer Wert auf Diskretion gelegt wird."

"Aber ich kann beschreiben, wie die Welt eines Formel-1-Fahrers aussieht. Bis jetzt ist es wirklich großartig, vor allem die Tweets meiner Follower und deren Empfehlungen zu lesen", freut sich Alonso. Allerdings findet die Kommunikation aus verständlichen Gründen nur einseitig statt. "Ich antworte nicht darauf, denn dann wäre ich den ganzen Tag damit beschäftigt, aber ich lese sie alle und versuche, ein besserer Twitterer zu werden."

"Ich kann beschreiben, wie die Welt eines Formel-1-Fahrers aussieht." Fernando Alonso

Die große Resonanz auf die Einrichtung seines Twitter-Accounts hat den 30-Jährigen überwältigt. "Ich war wirklich überrascht, wie viele Leute mir praktisch von der ersten Sekunde an dort folgen. Auf der Reise nach Australien habe ich beim Zwischenstopp in der Lounge am Flughafen von Doha dort das erste Video veröffentlicht. Ich habe mit meinem Manager und meinem Physiotherapeuten Edoardo gewettet, wie viele Follower ich bis zum Weiterflug haben werde."

"Ich habe 1.000 gesagt, mein Manager Luis 800 und Edoardo 600", berichtet Alonso. Doch seine Schätzung und die seiner Begleiter wurde bei Weitem übertroffen: "Als ich vier Stunden später ins Flugzeug nach Melbourne gestiegen bin, waren es 39.000! Die Leute sind so enthusiastisch, senden mir so viele Nachrichten, und alle sind positiv. Das hat mir einen richtigen Motivationsschub gegeben."

"Das hat mir einen richtigen Motivationsschub gegeben." Fernando Alonso