powered by Motorsport.com
  • 29.03.2012 18:20

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Haug: "Volle Unterstützung" vom Vorstand

Norbert Haug unterstreicht, dass der Konzern voll hinter dem Mercedes-Team steht, aber hinter den Kulissen bahnt sich ein Streit mit Bernie Ecclestone an

(Motorsport-Total.com) - Sportlich hat die Formel-1-Saison 2012 für Mercedes nicht nach Wunsch begonnen: Zwar verfügt der F1 W03 offensichtlich über deutlich mehr Rohpotenzial als die beiden Vorgängermodelle, doch nach zwei Grands Prix stehen die Silberpfeile unterm Strich mit einem einzigen Punkt in der Konstrukteurs-WM da. Das bedeutet momentan Platz neun in der Teamwertung. Schlechter sind nur noch Marussia, Caterham und HRT gestartet, denen es allerdings in ihrer gesamten Geschichte noch nie gelungen ist, in der Formel 1 einen Zähler zu sammeln.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug und Bernie Ecclestone

Norbert Haug und Bernie Ecclestone haben noch keinen Nenner gefunden

Doch Norbert Haug hat keine Angst, dass der Vorstand in Stuttgart mangels Erfolg den Stecker ziehen könnte: "Unsere Verantwortlichen an der Spitze wissen alle um die Herausforderung Formel 1. Wir informieren täglich und haben volle Unterstützung", so der Mercedes-Sportchef im Interview mit der 'Sport Bild'. "Wir haben ein Handwerkszeug geschaffen, das wir noch nicht in allen Details im Griff haben, denn wir sind erst zwei Jahre unterwegs. Positiv ist: Wir haben einen Schritt nach vorn gemacht."

Doch ob der Vorstand tatsächlich noch voll hinter dem Formel-1-Programm steht, ist unklar. Dabei geht es weniger um die aktuelle sportliche Situation als vielmehr die Diskussionen über ein neues Concorde-Agreement. Denn während Bernie Ecclestone mit acht Teams schon eine grundsätzliche Einigung erreicht hat (Williams soll im Zuge der Entlassung von Adam Parr an Bord gekommen sein) und die drei jüngsten Teams noch bewusst zappeln lässt, wurde Mercedes als einziger "Big Player" bisher außen vor gelassen.

Hintergrund ist, dass Ecclestones auf dem Tisch liegender Vertragsentwurf verschiedene finanzielle Lockangebote für verschiedene Teams umfasst, zum Beispiel eine Beteiligung am Formel-1-Imperium für Ferrari oder einen Doppelweltmeister-Bonus für Red Bull. Für Mercedes werden aber nach aktuellem Stand keine solchen Boni in Aussicht gestellt. Daher könnte es in den kommenden Wochen zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen dem Daimler-Konzern und Ecclestone kommen.

In Stuttgart ist man dem Vernehmen nach sogar gewillt, notfalls juristische Schritte einzuleiten - angeblich auf Basis des im EU-Vertrag von Lissabon verankerten Wettbewerbsrechts. Andere Insider vermuten, dass Ecclestone lediglich eine seiner üblichen Verhandlungstaktiken ausspielt und gegenüber Mercedes bewusst als Hardliner auftritt. Sehr wahrscheinlich wird es demnächst zu Gesprächen auf höchster Ebene - also über die Köpfe von Ross Brawn und Norbert Haug hinweg - kommen.

Sollten diese unbefriedigend verlaufen und auch etwaige juristische Maßnahmen nicht fruchten, so würde Mercedes unter Umständen in Erwägung ziehen, das Projekt Silberpfeil-Werksteam nach nur drei Jahren zu beenden. Theoretisch könnte Mercedes sogar damit drohen, auch als Motorenhersteller aus der Formel 1 auszusteigen, denn dann müssten Ferrari, Renault und Cosworth 2013 jeweils vier Teams ausrüsten - und dass alle vier Hersteller kurzfristig dazu in der Lage wären, gilt als unwahrscheinlich...


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Malaysia, Sonntag