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Force India: Operation "Platz Fünf" beginnt

Im fünften Jahr auf den fünften Platz? Froce India will sich 2012 an der Spitze des Formel-1-Mittelfeldes platzieren - Renn-Comeback von Nico Hülkenberg

(Motorsport-Total.com) - Für das Team von Vijay Mallya schließt sich in Melbourne der Kreis: "Hier haben wir 2008 unser erstes Rennen als Force India bestritten, das ist eine gute Gelegenheit die vergangenen Jahre Revue passieren zu lassen", sagt der Teamchef im Vorfeld des Formel-1-Auftakts. Die Bilanz des Rennstalls aus Silverstone kann sich nach vier Saisons in der Formel 1 durchaus sehen lassen. Zählte man 2008 nach der Übernahme von Spyker noch zu den Hinterbänklern, kämpfte sich das Team seitdem kontinuierlich nach vorne.

Titel-Bild zur News: Nico Hülkenberg

Kann Froce India die Mittelfeld-Konkurrenz 2012 hinter sich lassen?

Nach dem ersten Highlight 2009, als Giancarlo Fisichella den Force India in Spa auf die Pole stellte und sich im Rennen nur knapp Kimi Räikkönen im Ferrari geschlagen geben musste, entwickelte sich der britisch-indische Renner in den vergangenen Jahren von einem Spezialisten für Hochgeschwindigkeitskurse zu einem Auto, das auf allen Rennstrecken konkurrenzfähig ist. 2011 gelang nach schwachem Auftakt eine starke zweite Saisonhälfte, die das Team in der Endabrechnung auf Platz sechs der Konstrukteurswertung brachte.

Mit dem VJM05 soll dieser Trend 2012 nun fortgesetzt werden und Platz fünf bei den Konstrukteuren, der im vergangenen Jahr nur um fünf Punkte verfehlt wurde, in Angriff genommen werden. Einfach wird dies nach Einschätzung des Teamchefs jedoch nicht: "Nach unserer Analyse könnten wir das kompakteste Starterfeld der vergangenen Jahre erleben, vor allem im vorderen Mittelfeld. Dennoch bleibt es weiterhin unser Ziel, uns zu verbessern und die etablierten Teams herauszufordern", sagt Mallya.

"Hülk" zurück im Renn-Cockpit

Paul di Resta und Nico Hülkenberg sollen als Fahrer dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen. Während di Resta nach einer soliden Debüt-Saison in sein zweites Jahr in der Formel 1 startet, wurde Nico Hülkenberg nach einem Jahr als Testfahrer befördert und wird nach 2010 für Williams ebenfalls seine zweite Grand-Prix-Saison fahren. Adrian Sutil hingegen musste das Team, trotz der stärksten Saison seiner Karriere, verlassen.

Nico Hülkenberg

Nico Hülkenberg wurde vom Test- zum Einsatzfahrer befördert Zoom

Nicht nur für den Teamchef gehört das Force-India-Fahrerduo zu einer der interessantesten Kombinationen. "Wir haben eine spannende Fahrerpaarung. Nico und Paul sind beiden jung, hungrig und werden bis aufs letzte Tausendstel alles aus unserem Auto herausquetschen. Es wird eine gesunde Rivalität zwischen ihnen herrschen. Langfristig werden zwei Fahrer, die sich gegenseitig antreiben, bessere Resultate abliefern", ist Mallya überzeugt.

Hülkenberg fiebert nach einem Jahr auf der Ersatzbank seinem ersten Rennstart seit Ende 2010 entgegen: "Begeisterung - das trifft es am besten", beschreibt der Deutsche seine Gefühlslage. "Das wird wohl bis zum Sonntagmorgen so bleiben, bis ich aufwache und weiß, dass in ein paar Stunden das Rennen startet. Das ist der Punkt, an dem es im Bauch zu kribbeln beginnt." Mit der Strecke von Melbourne hat der 24-Jährige noch eine Rechnung offen.

"Mein erstes Rennen hier war ziemlich kurz, nur eine halbe Runde", erinnert sich Hülkenberg. "Abgesehen davon habe ich gute Erinnerungen an Melbourne und Australien. Das ist einer der Orte mit einer ganz speziellen Atmosphäre, die ganze Stadt wirkt entspannt und freundlich. Was die Atmosphäre und die Begeisterung der Fans betrifft, kann Melbourne auf jeden Fall mit Rennen wie Monaco und Singapur mithalten."

Melbourne ist auch deshalb bei den Fahrern so bleibt, weil vor dem Grand Prix noch Zeit für ein paar freie Tage verbleibt. "Das ist ein Rennen, zu dem wir früh anreisen, um uns an den Zeitunterschied zu gewöhnen. Ich werde mir die Stadt ansehen, joggen, radfahren und zum Strand gehen. Es bleibt genug Zeit, die Küste ein wenig zu erkunden", so die Pläne Hülkenbergs.


Fotos: Force India, Testfahrten in Barcelona


Di Resta will möglichst viele Punkte

Auch Teamkollege di Resta fährt gerne nach Australien: "Es ist ein toller Ort, um in die Saison zu starten. Ich bin gespannt, wie es sich beim zweiten Mal anfühlt. Nach der guten Winterpause freue ich mich darauf, dass nun endlich die Rennen wieder beginnen", sagt der Schotte. "Ich mag die Strecke. Sie ist eine gute Mischung aus langsamen und schnellen Kurven und darüber hinaus ein Mix aus Stadtkurs und permanenter Rennstrecke, was ungewöhnlich ist."

Paul di Resta

Paul di Resta startet in seine zweite Grand-Prix-Saison Zoom

Di Resta weiß auch, welcher Bereich der Strecke der Entscheidende ist: "Der letzte Sektor ist für mich der interessanteste, der ist wirklich tückisch, dort kann man leicht einen Fehler machen. Wir waren im vergangenen Jahr auf Stadtkursen, vor allem in Singapur, sehr stark. Hoffentlich können wir daran anknüpfen."

Wie die meisten anderen Teams hält sich auch Force India mit einer Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit zurück. "Mit irgendwelchen Vorhersagen bin ich vorsichtig, es gibt zu viele Unbekannte", sagt Mallya. Ähnlich äußert sich di Resta: "Ich glaube, das kann keiner richtig einschätzen. Die Teams um uns herum sehen alle stark aus und haben gut getestet. Ich glaube, jedes Team wird noch einmal neue Teile bringen, daher ist es noch zu früh, um ein Urteil zu fällen. Zu Beginn wollen wir in jedem Rennen so viele Punkte wie möglich mitnehmen."

VJM05 zuverlässig und konstant

Das sollte nach den gewonnen Eindrücken der Testfahrten durchaus möglich sein. Dort präsentierte sich der VJM05, von einigen Kinderkrankheiten abgesehen, als äußerst zuverlässig. Insgesamt fuhr das Team an den zwölf Testtagen rund 4.800 km, am 22. Februar sprang in Barcelona sogar eine Tagesbestzeit für Hülkenberg heraus. Betrachtet man den durchschnittlichen Rückstand auf die Bestzeit beim letzten Test, liegt Froce India mit 0,742 Sekunden auf dem fünften Rang.

"Bei den Tests sahen wir konkurrenzfähig aus", lautet daher auch das Fazit von Teamchef Mallya. "Aber erst beim ersten Rennen wird sich zeigen, wie gut jeder den Winter über gearbeitet hat. Andrew Green und sein Team haben großartige Arbeit geleistet und ein gut ausbalanciertes Auto auf die Räder gestellt. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass der VJM05 das beste Auto ist, dass wir je produziert haben. Dieses Auto kann uns einen Schritt voranbringen."

Für di Resta vergingen die Wintertests wie im Flug: "Mir kommt es gar nicht so vor, als hätten wir viel getestet. Im Vergleich zum vergangenen Jahr war es ja auch ein Test weniger, aber trotzdem war es ein guter Winter für uns." Das sieht auch Hülkenberg so: "Die Tests sind gut verlaufen, das war entscheidend für meine Vorbereitung." Allerdings will sich der Deutsche auf die Eindrücke der Testfahrten nicht allzu sehr verlassen. "Tests sind natürlich etwas völlig anderes als Rennen, denn es fehlt der Druck, unter dem du am Rennwochenende stehst. Die echte Härteprüfung wird das Qualifying werden. Da musst du liefern und hast nur eine Chance."