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Teams stellen FOTA in Frage: Einigkeit vorbei?

Fünf Teams sind bereits aus der FOTA ausgestiegen, Lotus könnte bald folgen - Zusammenarbeit soll aber nicht komplett beendet werden

(Motorsport-Total.com) - Die Teamvereinigung FOTA wurde im Jahr 2008 gegründet - mit dem primären Ziel, die Position der Formel-1-Rennställe in den Verhandlungen über ein neues Concorde-Agreement zu stärken. Rund dreieinhalb Jahre später sind - nach den Austritten von HRT, Red Bull, Ferrari, Sauber und Toro Rosso - nur noch sieben der zwölf Teams Mitglieder.

Titel-Bild zur News: Eric Boullier

FOTA-Vizechef Eric Boullier fordert eine Veränderung der Teamvereinigung

Dass die Teams ausgerechnet vor den für sie so wichtigen Verhandlungen über ein neues Concorde-Agreement ihre eigene "Gewerkschaft" sprengen, mutet von außen betrachtet merkwürdig an. Dahinter steckt, dass es nach einem harmonischen und positiven Beginn intern immer öfter zu politischen Machtkämpfen kam, etwa bei der Interpretation und Einhaltung des Ressourcen-Restriktions-Abkommens (RRA).

Lotus der nächste Aussteiger?

Selbst Gerard Lopez, dessen Lotus-Team mit Eric Boullier immerhin den Stellvertreter des FOTA-Vorsitzenden Martin Whitmarsh (McLaren) stellt, ist sich nicht hundertprozentig sicher, ob Lotus überhaupt Mitglied bleiben wird: "Wir haben darüber nachgedacht auszusteigen, aber ich glaube, das haben alle. Wir haben noch nicht entschieden, was wir machen werden", erklärt der Genii-Capital-Chef.

Nun fragen sich alle: Wo geht es mit der FOTA hin? "Die richtige Frage muss lauten: Brauchen wir die FOTA, wollen wir die FOTA und ist sie für die Zukunft relevant?", hakt Boullier ein. "Das müssen wir uns selbst fragen." Allerdings will er der Teamvereinigung nicht kategorisch jede Daseinsberechtigung absprechen: "Ich glaube, dass es einen Platz für die FOTA gibt, aber vielleicht mit einigen Veränderungen."

Gerard Lopez

Gerard Lopez schließt einen Ausstieg aus der Teamvereinigung nicht mehr aus Zoom

Und zwar mit welchen? "Ich weiß es ehrlich gesagt nicht", gesteht er. "Vielleicht ein Forum, das den Sporthoheiten Vorschläge machen kann. Aber sie sollte keine kommerziellen Kämpfe austragen. Wenn du darüber diskutieren willst, dann musst du an einem Strang ziehen und stark genug sein, um kämpfen und verhandeln zu können. Wenn der Zusammenhalt nicht groß genug ist, ist die FOTA nicht mehr relevant."

FOTA ohne Automobilhersteller bedeutungslos?

"Die FOTA", fährt er fort, "wurde aus sehr speziellen Gründen gegründet, als die Hersteller noch da waren. Heute hat die FOTA nicht mehr die gleiche Bedeutung. Man sollte sie auch nicht als Feind des Inhabers der kommerziellen Rechte oder der FIA sehen, sondern sie sollte der Formel 1 nutzen." Das sei zuletzt aber nicht mehr der Fall gewesen, denn die internen Grabenkämpfe kosteten den Teams mehr Energie, als das gemeinsame Auftreten brachte.

Selbst Toro Rosso hat das letzte FOTA-Meeting geschwänzt. "Vor einigen Jahren, als die FOTA gegründet wurde, hat sie fantastische Arbeit geleistet. Vergangenes Jahr habe ich allerdings keine Fortschritte mehr gesehen, also haben wir entschieden, die FOTA zu verlassen", begründet Teamchef Franz Tost. "Wir stehen immer noch in gutem Kontakt mit den anderen Teams, aber wir werden sehen, wie sich das alles während der Saison entwickelt."

Zusammenarbeit nicht komplett beendet

Tatsache ist, dass die FOTA nach den jüngsten Ausstiegen geschwächt ist, auch die ausgetretenen Teams aber weiterhin versuchen, mit ihr zusammenzuarbeiten. Denn je weiter sich die Teams voneinander distanzieren, desto schwieriger wird es für sie, die Inhaber der kommerziellen Rechte dazu zu bringen, die Einnahmenverteilung zu ihren Gunsten zu verbessern. Derzeit erhalten die Teams 50 Prozent aus Bernie Ecclestones Topf, anvisiert sind 75 ab 2013.

"Ferrari ist sehr bedacht darauf, alle Vereinbarungen zu respektieren, die sie unterschrieben haben", lobt Boullier und verweist auf nicht im FIA-Reglement festgeschriebene FOTA-Vereinbarungen wie das RRA oder auch die Fabrikschließung in der Sommerpause. An eine Rückkehr von Ferrari und Co. glaubt er nicht, weil sie dann wegen des Meinungsumschwungs "dumm aussehen" würden, aber: "Wenn sie wieder eintreten wollen, sind sie willkommen."

Lotus-Fabrik in Enstone

An das zweiwöchige Arbeitsverbot im August wollen sich weiterhin alle halten Zoom

Wichtigste FOTA-Agenda ist neben dem Concorde-Agreement das RRA. Wie man die Sparvereinbarung umsetzen könnte, ist nach wie vor Gegenstand von Diskussionen: "Es geht darum, dass RRA zu überwachen. Dafür brauchen wir wohl eine externe Partei. Aber grundsätzlich sind wir uns alle einig, was wir damit erreichen wollen", glaubt Boullier. Auch die Nicht-FOTA-Teams? "Ja, alle", entgegnet der Franzose.

Gemeinsame Strategie für die Verhandlungen

Das letzte Meeting, bei dem über die FOTA und das RRA gesprochen wurde, habe im Januar stattgefunden, doch nun kommen die Formel-1-Verantwortlichen wieder öfter zusammen, sodass auch diese Themen angeschoben werden sollen. Dann kann man sich auch Gedanken darüber machen, wie die Teams in den Concorde-Verhandlungen gemeinsam Ecclestone gegenübertreten können, ohne durch die FOTA aneinander gebunden zu sein.

"Es ist nicht so, dass wir uns vollständig von der FOTA abwenden", meint Sauber-Geschäftsführerin Monisha Kaltenborn. "Wir halten uns beispielsweise an die Vereinbarungen, die unter dem Dach der FOTA erzielt wurden, zum Beispiel das RRA oder die Vereinbarung zu den Zwangsferien im Sommer. Dass wir aus der FOTA ausgetreten sind, bedeutet nicht, dass wir nun alle Kontakte dorthin abbrechen und diese Vereinbarungen nicht mehr einhalten."