Hamashima: Große Verantwortung bei Ferrari

Hirohide Hamashima soll Ferrari helfen, mit den Pirelli-Reifen klar zu kommen - Dem Japaner fiel der Abschied von Bridgestone nicht leicht

(Motorsport-Total.com) - Dass Ferrari im ersten Jahr des Pirelli-Monopols in der Formel 1 über weite Strecken Probleme hatte, die italienischen Reifen - speziell die Hard-Mischung - auf Temperatur zu bekommen, ist hinlänglich bekannt. Um ein ähnliches Szenario in der Saison 2012 zu vermeiden, hat man in Maranello nichts unversucht gelassen. Neuzugang Hirohide Hamashima, der ehemalige Technische Direktor von Bridgestone, soll es für die Scuderia in diesem Jahr richten.

Titel-Bild zur News: Hirohide Hamashima

Hamashima zeigte sich in Jerez erstmals in Ferrari-Kluft an einer Rennstrecke

Im Rahmen der Testfahrten in Jerez de la Frontera ist Hamashima in dieser Woche erstmals in seiner neuen Funktion für Ferrari an einer Rennstrecke. Der Japaner soll sich in diesem Jahr neben den Anpassungen des F2012 auf die Pirelli-Reifen vor allem darum kümmern, ein weiteres jahrelanges Ferrari-Problem zu beheben: Bereits in den letzten Jahren der Bridgestone-Ära hatten die Italiener Mühe, einen vernünftigen Kompromiss zwischen Qualifying-Performance und Haushalten mit den Reifen im Rennen zu finden.

Aus diesem Grund wurde Hamashima zum neuen Verantwortlichen der Reifenabteilung bei Ferrari ernannt. "Ich bin das Bindeglied zwischen Ferrari und Pirelli", beschreibt der langjährige Bridgestone-Techniker gegenüber 'Autosport' seine neue Aufgabe und erklärt: "Die Reifen werden von den Pirelli-Mitarbeitern entworfen und an Ferrari ausgeliefert. Ich sehe diese nun aus dem Blinkwinkel von Ferrari."

Kampf zwischen Kopf und Herz

Anders als in seiner bisherigen Rolle auf Seiten des Reifenherstellers bietet sich für Hamashima nun eine neue Perspektive. "Der Blickwinkel von jemandem, der sich um das Auto kümmert und die Entwicklung des Fahrzeugs in Bezug auf die Reifen vorantreibt, ist neu für mich. Ich freue mich auf diese Herausforderung", so der Japaner, der gesteht, dass ihm die Entscheidung, Bridgestone zu verlassen, nicht leicht fiel.

"Ich hätte bis zur Rente für Bridgestone arbeiten können. Es wäre eine Lüge, wenn ich sagen würde, dass es keinen Konflikt in meinem Kopf gegeben hat. Jetzt aber bin ich dankbar für die Chance, die mir Ferrari gegeben hat." Nach einem ersten erfolglosen Abwerbungsversuch seitens Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali im Jahr 2010 entschied sich Hamashima im Herbst 2011 nach einem weiteren Anruf aus Maranello schließlich, die Fronten zu wechseln.

"Die endgültige Entscheidung fiel nach dem Grand Prix von Japan", offenbart der 59-Jährige und gesteht in diesem Zusammenhang: "Ich habe wirklich geglaubt, dass ich meine Karriere bei Bridgestone beenden würde. Es gab ganz eindeutig einen Kampf zwischen meinem Kopf und meinem Herz." Letztendlich gaben die Möglichkeit, erstmals in seiner Laufbahn für ein Formel-1-Team zu arbeiten und der Mythos Ferrari laut Hamashima den Ausschlag für seine Entscheidung.

Neuer Blickwinkel und große Verantwortung

Den größten Unterschied zwischen seinem bisherigen und seinem neuen Aufgabengebiet macht der Japaner darin fest, dass er bei Bridgestone über sämtliche Reifendaten verfügen konnte, was im Falle von Pirelli nun nicht mehr der Fall ist. "Ich kenne die Philosophie von Pirelli nicht und habe auch keine Erfahrungswerte, auf die ich zurückgreifen kann. Das wird sicherlich nicht einfach werden, aber ich freue mich auf diese Herausforderung."

Im Zuge der Verpflichtung Hamashimas durch Ferrari kamen alsbald Bedenken auf, ob Pirelli mit dem langjährigen Technischen Direktor von Konkurrent Bridgestone ebenso offen zusammenarbeiten würde wie mit anderen Ingenieuren, die keine direkte Verbindung zu einem Reifenhersteller haben oder hatten. Diese Bedenken sieht der Japaner nicht. "Als Pascal Vasselon von Michelin zu Toyota ging, hatte ich keine Probleme, mit ihm Daten auszutauschen", erinnert er. "Im Gegenteil: Es war gut, auf Chassis-Seite jemanden zu haben, der die Reifen versteht. Das hat uns unterm Strich geholfen."


Fotos: Ferrari, Testfahrten in Jerez


Eine ähnliche Rolle sieht Hamashima nun in Bezug auf sich selbst. "Ich hoffe, dass meine Erfahrung im Reifenumfeld hilft, Dinge wie die Radaufhängung oder das Setup generell anzupassen. Was immer ich anrege, wird ab sofort direkten Einfluss auf die Ergebnisse von Ferrari haben. Mir obliegt daher eine große Verantwortung, aber ich kann es gar nicht erwarten, mir meine Hände schmutzig zu machen", sprüht der Japaner von Tatendrang.

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