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  • 07.10.2011 06:05

Pirelli: Suzuka im Reifenfokus

Formel-1-Lieferant Pirelli schildert den Suzuka International Racing Course aus der Sicht der Reifen: Größere seitliche Belastungen gibt es nirgendwo

(Motorsport-Total.com) - Die S-Kurven zu Beginn der Runde in Suzuka bestehen aus einer Serie von Kurven, die mit Hochgeschwindigkeit durchfahren werden. Der Reifen ist ständigen seitlichen Beschleunigungskräften ausgesetzt, welche die Reifenschulter belasten und sie bis an die Grenze ihrer Bodenhaftung führen. Der Reifen muss dem Fahrer gute Lenkbarkeit, Fahrpräzision und lateralen Grip liefern, während er sich schnell auf einen leicht veränderten Asphalttyp einstellen muss. Der ist weniger rau und liefert daher einen geringeren Grip als andere Abschnitte der Strecke.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher in Suzuka: Die vielen Kurven sind eine Herausforderung

Die so genannte Spoon-Kurve hat einen konstanten Radius. Bei 180 km/h steigen dort die Seitenkräfte auf 2,5 g an. Zudem wirkt eine Vorwärtskraft von 1 g auf Fahrer und Fahrzeug, sobald der Wagen aus der Kurve beschleunigt. An diesem Abschnitt werden hohe Ansprüche an Mischung und Struktur des Reifens gestellt. Dies ist wirklich typisch für den gesamten Circuit, der sehr flüssig zu fahren ist und in dieser Saison die geringsten Anforderungen an die Traktion stellt.

Die beiden einzigen Abschnitte, in denen ein hohes Maß an Traktion benötigt wird, sind die Passage nach der Haarnadelkurve (Kurve elf) sowie die abwärts führende letzte Schikane. Auch die Anforderungen an die Bremsen sind in Suzuka vergleichsweise gering.

Die 130R ist eine der schnellsten Kurven. Die Fahrer erreichen sie im siebten Gang mit 310 km/h. Die langgezogene Kurve bietet viel Grip, was es den Fahrern ermöglicht, sie mit Vollgas zu durchfahren. Dabei wirken 800 Kilogramm und mehr auf den echten Vorderreifen, der den Wagen auf der idealen Rennlinie halten und zugleich beachtlichen Seitenkräften standhalten muss.

Die letzte Schikane ist eine beliebte Passage für Überholmanöver und Schauplatz der berühmten Kollision zwischen Alain Prost und Ayrton Senna im Jahr 1989. Sie besteht aus engen rechtwinkligen Abschnitten, die auf die Start-Ziel-Gerade führen, auf der die Piloten dann erneut mit Vollgas fahren.

Mit seiner einmaligen Kombination von Hochgeschwindigkeits-Kurven setzt der Kurs von Suzuka die Pneus den höchsten Seitenkräften der Formel-1-Saison aus. Hinsichtlich der Gummiwalzen ist dies das Hauptmerkmal der japanischen Strecke.


Fotos: Großer Preis von Japan


Eine seitliche Belastung entspricht der auf den Reifen einwirkenden Fliehkraft, die ihn bei Kurvenfahrten nach außen drängt. Durch die Reibung mit der Fahrbahnoberfläche liefert er doch Grip. Die seitliche Belastung biegt und beugt die Struktur des Reifens. Damit einher geht eine intensivere seitliche Verschiebung des Laufflächenprofils auf der Fahrbahn, was den Verschleiß erhöht. Durch das Walken und Verschieben des Gummis steigt die Hitze im Reifen an, besonders in der Reifenschulter, jener Komponente, die sich am stärksten bewegt.

Das wiederum kann dazu führen, dass sich Blasen bilden. Das bedeutet: Aufgrund einer übermäßigen Hitzebildung an einzelnen Stellen des Reifens lösen sich dort kleinere Teile aus der Lauffläche. Wird dies nicht korrigiert, kann das unter Umständen dazu führen, dass sich die Oberfläche des Reifens auflöst, wodurch dessen Performance selbstverständlich erheblich beeinträchtigt wird. Daher ist die Reifentemperatur ein entscheidender Parameter.¿pbvin|512|4153||0|1pb¿

Auf den meisten Circuits bieten die Geraden den Reifen die Gelegenheit, sich abzukühlen, weil keine Seitenkräfte auf sie einwirken, wenn der Wagen keine Kurven durchfährt. Aber die erste Hälfte einer Runde in Suzuka besteht fast ausschließlich aus seiner Abfolge schneller Kurven. Es gibt keine echte Gerade, auf denen sich die Reifen von den Belastungen erholen könnten.

Das macht Suzuka zu einer besonderen Herausforderung für die Reifen. Die Piloten müssen am Wochenende ihr Reifenkontingent sorgfältig managen und die Reifentemperatur unter Kontrolle behalten. Bei Höchstbelastung wie in Suzuka können die heißesten Stellen der Lauffläche Temperaturen von bis zu 120 Grad Celsius erreichen.