• 22.09.2011 12:39

  • von Roman Wittemeier

Singapur: Webber über das härteste Rennen

Red-Bull-Pilot Mark Webber und die große Herausforderung in der asiatischen Metropole: "Im Fernsehen kommt das alles gar nicht rüber"

(Motorsport-Total.com) - Am kommenden Wochenende steht eines der Highlights der Formel-1-Saison auf dem Programm. Die Piloten rasen mit ihren Boliden durch die Singapur-Nacht. Im grellen Flutlicht wirken die Autos wie Fahrzeuge auf der Carrerabahn, alles erscheint künstlicher als sonst. "Für uns Fahrer ist es das härteste Rennen des Jahres", sagt Mark Webber in der 'BBC'. Für den Australier hat der Grand Prix in Singapur "Langstrecken-Charakter".

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So einladend Singapur auch ist: Das Rennen ist für die Piloten nicht gemütlich

"Das Rennen dauert zwei Stunden, eine Runde ist enorm lang, es gibt immer wieder 90-Grad-Kurven. Außerdem gibt es viele Bodenwellen, es ist im Cockpit ungemütlich, man braucht höchste Konzentration und schließlich kommt noch hinzu, dass es trotz der Nach immer extrem heiß ist mit hoher Luftfeuchtigkeit. Das alles kommt im Fernsehen nicht so rüber. Man muss vor Ort sein, um das zu erleben", beschreibt der Red-Bull-Teamkollege von Sebastian Vettel.

Man könne diesen Event mit anderen Sportveranstaltungen bei extremen Bedingungen vergleichen, beispielsweise "mit den Australien Open im Tennis mitten im Sommer". Der Ausflug an den Äquator habe so gar nichts mit einem Urlaub am sonnigen Strand gemeinsam. "Wir tragen drei Schichten feuerfester Kleidung. Es gibt im Cockpit beine Belüftung. Das Cockpit ist zwar offen, aber man lässt die Luft lieber um das Cockpit herumströmen. Der heiße Motor ist hinter uns, die heißen Kühler direkt neben uns. Die Temperaturen erreichen locker 50 Grad."

Als Pilot spüre man die Auswirkungen dieser Belastungen. "Die Körpertemperatur geht bis auf 40 Grad rauf, der Herzschlag liegt meist über 170. Das ist heftig. Man kann dem nicht entkommen, muss einfach damit zurechtkommen." Eine solche Tortur könne man nur dann überstehen, wenn man sich entsprechend vorbereite. Schon einige Tage zuvor beginnen die Piloten daher mit der zusätzlichen Aufnahme von Flüssigkeit. "Wenn du dehydrierst, dann wird es gefährlich", sagt Webber.

"Wenn du dehydrierst, dann wird es gefährlich." Mark Webber

"Wir haben zwar eine Trinkflasche an Bord, aber die fasst nur einen Liter. Ich verliere im Verlauf des Rennens aber deutlich mehr an Flüssigkeit", erklärt der Red-Bull-Pilot. "Hinzu kommt, dass wir in der Nacht noch konzentrierter zu Werke gehen müssen. Die Strecke ist künstlich beleuchtet, ganz anders als mit Tageslicht. Einige Stellen sind heller als am Tage, andere dunkler. Die Scheinwerfer nimmt man auch bei Topspeed durchaus noch wahr."

¿pbvin|512|4103||0|1pb¿"Stellt euch vor, ihr fahrt auf einer ausgeleuchteten Autobahn, wo die Lichter an euch vorbeifliegen. Dies müsst ihr euch jetzt multipliziert vorstellen", versucht Webber die Eindrücke greifbar zu machen. "Hinzu kommt, dass wir den europäischen Rhythmus beibehalten. Das bedeutet, dass wir um drei oder vier Uhr nachmittags frühstücken. Abendessen gibt es nachts um halb zwei oder um zwei Uhr. Das ist surreal, aber es ist es wert."

Vor seiner Reise nach Singapur schaute Webber bei Motorenpartner Renault in Viry-Chatillon vorbei. "Ich kenne dort viele Leute seit meinem ersten Formel-1-Test mit Benetton. Fast alle meine Erfolge habe ich mit Renault feiern dürfen. Ich sah dort auch jetzt wieder einen Motor auf dem Prüfstand. Solch eine Maschine lebt regelrecht. Sie vibriert, die Auspuffrohre glühen rot. Wir machen dort immer ein Spiel. Die Jungs simulieren eine Runde auf einem beliebigen Kurs und ich muss sagen, wo es ist. Kein Problem, denn wir Piloten haben Schaltzeitpunkte und alles weitere von den Strecken im Kopf."