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  • 22.07.2011 16:19

Haug: "Auf Mercedes kann man sich verlassen"

Mercedes-Sportchef Norbert Haug analysiert das Freie Training auf dem Nürburgring und spricht über die aktuelle Entwicklung beim Silberpfeil-Rennstall

(Motorsport-Total.com/Sky) - Nico Rosberg und Michael Schumacher starteten mit einem ordentlichen Ergebnis in das Heimspiel am Nürburgring. Die beiden Mercedes-Fahrer klassierten sich im Freien Training auf den Positionen sechs und fünf und legten über 120 Runden zurück, was Norbert Haug wohlwollend zur Kenntnis nimmt. Der Mercedes-Sportchef erhofft sich beim Deutschland-Event eine Bestätigung der jüngsten Leistungen, spricht im Interview aber auch über das weitere Geschehen auf dem Nürburgring.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug

Norbert Haug sieht sich und sein Mercedes-Team nach vorne gelangen

Frage: "Norbert, im Freien Training wäre es zwischen Michael Schumacher und Fernando Alonso beinahe zu einer Kollision gekommen. Alonso war ziemlich aggressiv unterwegs..."
Norbert Haug: "Fairerweise muss man sagen: Er regelte es sehr gut, denn er hätte Michael auch ins Auto fahren können. Es war gut gerettet."

Frage: "Wer wäre den schuld gewesen? Hätte Schumacher zurückstecken müssen?"
Haug: "Nein. Alonso griff an und die Lücke war nicht groß genug. Es klappte halt nicht. Später gab es noch eine ähnliche Szene mit Petrow, glaube ich. Fernando, so denke ich, probte heute halt schon einmal den Ernstfall."

Red Bull hat am Nürburgring die Nase vorne

Frage: "Wie motiviert geht Schumacher denn hier am Nürburgring zu Werke? Für Mercedes ist der Event ein großes Heimspiel..."
Haug: "Total motiviert. Das konnte man sehen. Sonst hätte er Alonso vielleicht durchgewinkt. Michael fuhr seine Rennsimulation, seine Linie - und für mich war das alles okay. Am Freitag übt man, was in Qualifikation und Rennen passiert."

"Die Vorhersage für Sonntag sieht allerdings bislang so aus, dass es regnen soll. Es kann also noch einmal bunt durchgemischt werden. Allem Anschein nach bleibt es am Samstag trocken, wie schon am Freitag. Die Langzeit-Vorhersage hatte zwar auf Regen hingedeutet, aber es war trotzdem trocken. Schauen wir einmal. Bisher war es untypisch für die Eifel."

"Bisher war es untypisch für die Eifel." Norbert Haug

Frage: "Welchen Eindruck haben sie vom Kräfteverhältnis gewonnen?"
Haug: "Es hat sich nichts verändert. Red Bull ist stark und auch Ferrari sieht stark aus. Am Vormittag vielleicht noch mehr als am Nachmittag. Wenn ich unterstelle, dass bei der Rennsimulation alle vollgetankt waren, war Red Bull sicherlich deutlich am schnellsten. Ferrari, McLaren und auch wir haben da durchaus noch einen Abstand."

"Auf den Plätzen, auf denen wir im zweiten Freien Training lagen, also auf den Rängen fünf und sechs, können wir im Qualifying im besten Fall abschneiden. Ich glaube: Mehr geht im Moment nicht. Wenn wir konsolidieren können, was wir in Silverstone zeigten, dass wir stabil die vierte Kraft sind und einen Trend nach vorne aufweisen, dann ist es das, was wir uns hier vorgenommen haben."¿pbvin|512|3893|inside|0|1pb¿

Noch ist Mercedes nicht am Ziel...

Frage: "Mercedes reist mit 68 Punkten zum Heimspiel. Wie zufrieden sind sie mit der aktuellen Situation? Ist es Schadensbegrenzung?"
Haug: "Ich würde nicht sagen, dass es ein Schaden ist, wenn man als junges Team auf WM-Platz vier liegt. Wir waren 2010 schon Vierter und sind jetzt wieder Vierter. Das ist sicherlich nicht gut genug und das kann auch nur eine Zwischenstation sein."

"Wir wären gerne eine Station weiter, nämlich Dritter oder Zweiter, bevor wir den Angriff auf Platz eins unternehmen können. Wir müssen es aufbauen. Ich kann nur wiederholen: Wir sind ein junges und vergleichsweise kleines Team. All dies soll keine Entschuldigung sein. Ich möchte nur erklären, dass es auch bei uns eine gewisse Zeit dauern wird. So war es auch bei den anderen Topteams."

"Ich kann nur wiederholen: Wir sind ein junges und vergleichsweise kleines Team." Norbert Haug

"Auf Mercedes kann man sich verlassen, da bin ich ganz sicher. Mit unseren Partnern gewannen wir schon in der Vergangenheit Weltmeisterschaften und Titel und das haben wir auch für die Zukunft vor. Gut finde ich an unserem Unternehmen, dass wir uns dem Wettbewerb stellen, dass wir da sind."

"Man könnte auch sagen: Ziehen wir uns zurück und machen wir etwas ganz Anderes. Für die Formel 1 ist es sicherlich gut, Mercedes hier zu haben und für uns ist es gut, hier aktiv zu sein, Michael Schumacher und Nico Rosberg hier zu haben. All das ist positiv. Noch sind wir nicht gut genug, aber wir werden gut werden."


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Deutschland, Pre-Events


Schumacher und Rosberg in den alten Silberpfeilen

Frage: "Einige schöne Bilder lieferte Mercedes schon zu Beginn des Wochenendes: Schumacher und Rosberg fuhren mit alten Silberpfeilen aus den 1950er-Jahren..."
Haug: "Das war ganz toll. Wenn unsere aktuellen Silberpfeile einmal so erfolgreich werden, wie die des Jahrgangs 1954, dann ist alles gut."

"Diese Fahrzeuge waren damals natürlich erdrückend dominant. Es ist ein Bild von einem Auto - gerade der Stromlinien-Wagen. Dieses Auto fuhr seinerzeit ebenfalls in der Formel 1 und gewann 1954 in Reims. Das ist ein Traum. Diese beiden Fahrzeuge sind sicherlich die beiden wertvollsten Rennwagen der Welt."

"Diese beiden Fahrzeuge sind sicherlich die beiden wertvollsten Rennwagen der Welt." Norbert Haug

Frage: "Und wo liegt der Preis für diese Autos?"
Haug: "Unbezahlbar. Wenn wir damit auf den Markt gingen, könnte man wahrscheinlich so viele Nullen hintenan setzen, wie man will - und man würde einen Käufer finden. Das sind unsere besten Stücke. Wir haben eine ganze Kollektion davon und die geben wir ganz sicher nicht her."