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  • 29.06.2011 22:21

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Genii ärgert sich über Briatore

Wegen übler Nachrede ist Renault-Teamchef Eric Boullier stinksauer auf Flavio Briatore - Drohung mit rechtlichen Schritten steht im Raum

(Motorsport-Total.com) - In den vergangenen Monaten tauchten immer wieder Gerüchte auf, wonach das Renault-Team finanziell straucheln und dem Automobilhersteller Renault (der keine Anteile mehr am Rennstall mit Sitz in Enstone besitzt) Geld schulden soll. Teameigentümer Genii Capital vermutet, dass die entsprechenden Medienberichte von Flavio Briatore initiiert wurden.

Titel-Bild zur News: Gerard Lopez und Eric Boullier

Die Genii-Chefs haben die Nase voll von den Gerüchten um die Finanzkraft

"Mir kommt vor, im Fahrerlager sind einige eifersüchtig. Manche versuchen ständig, uns zu ärgern", schimpft Teamchef Eric Boullier in einem Interview mit der 'BBC', ohne konkrete Namen zu nennen. "Das Ziel dieser Leute war, die Moral unserer Leute zu beeinträchtigen, was ein bisschen unanständig ist, aber damit müssen wir klarkommen - so ist eben die Formel 1. Einige Leute hängen noch hier rum und versuchen, unsere Reputation schlechtzureden."

Lotus-Gruppe wichtigster Geldgeber

An den Gerüchten sei jedoch nichts dran, versichert Boullier: "Die Zukunft ist ganz klar und strahlend, um ehrlich zu sein. Wir haben solide Sponsoren und solide Eigentümer mit einem guten finanziellen Background. Wir haben einige gute Pläne für die Zukunft und langfristige Zusagen von unseren Sponsoren, was in der Formel 1 sehr selten ist." Allen voran die Lotus-Gruppe, die das Team mittel- bis langfristig sogar komplett übernehmen möchte.

Zweifel an der Finanzstärke des Renault-Teams waren erstmals im vergangenen Sommer aufgekommen, als bekannt wurde, dass Boullier bei Bernie Ecclestone um einen Vorschuss auf Preisgelder gebeten hat. Zur (vorübergehenden) Liquiditätskrise kam es, weil man die Entwicklung des 2011er-Autos anschieben wollte, einige Sponsorenzahlungen dafür aber zu spät kamen. Wie man heute weiß, ging es um die Finanzierung des Front-Auspuffsystems.

Aufgegriffen wurden die rufschädigenden Gerüchte von verschiedenen Medien in der Zeit um den Grand Prix von Monaco. "Es ist vielleicht ein Zufall, aber einige frühere Renault-Teammitglieder sind hier. Vielleicht verbreiten die Gerüchte", spielte Boullier damals auf den Besuch von seinem Vorgänger Flavio Briatore an, der im Zuge des "Crashgate"-Manipulationsskandals von Singapur 2008 unfreiwillig seinen Hut genommen hatte.


Fotos: Renault, Großer Preis von Europa, Sonntag


Androhung rechtlicher Schritte

Wie 'Motorsport-Total.com' erfahren hat, sind Boullier und Genii so sauer auf den Italiener, dass sie ihm sogar mit rechtlichen Schritten wegen übler Nachrede gedroht haben. Angeblich wollte Ecclestone in Monte Carlo vermitteln - es soll am Samstag sogar zu einem Treffen zwischen Briatore und Genii-Chef Gerard Lopez auf dessen Jacht gekommen sein. Ob die Androhung von rechtlichen Schritten dabei aus der Welt geräumt werden konnte, entzieht sich unserer Kenntnis.

Das Kapitel Briatore will Genii jedenfalls endgültig abschließen: "Es war entscheidend und unerlässlich für dieses Team, wieder eine Richtung zu finden und mit neuer Frische zu denken sowie sich neue Ziele zu setzen. Der Manipulationsskandal hat die Moral stark beeinträchtigt, denn die Menschen hier sind sehr gute und professionelle Formel-1-Teilnehmer. Sie sind des Racings wegen in der Formel 1, nicht wegen der Skandale", sagt Boullier.

Flavio Briatore und Jean-Francois Caubet

Flavio Briatore ist beim Renault-Team kein gern gesehener Gast mehr Zoom

Der Franzose räumt ein, dass der Neuanfang des Renault-Teams eine Herausforderung ist, auch finanziell, betont aber, dass alles nach Plan laufe: "Natürlich befinden wir uns in einer Übergangsphase", gibt Boullier zu Protokoll. "Es gibt neue Farben, eine neue Lackierung, neue Namen, neue Eigentümer - für eine große Firma wie diese hat sich viel geändert. Die Zeit wird zeigen, dass wir es richtig machen und stark sind."