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  • 08.05.2011 10:22

  • von Stefan Ziegler

Vettels Formel-1-Premiere: "Ich war körperlich am Ende"

Vor nicht einmal sechs Jahren absolvierte Sebastian Vettel seine ersten Meter im Formel-1-Auto und avancierte danach zum Testfahrer bei BMW Sauber

(Motorsport-Total.com) - Die Geschichte von Sebastian Vettel liest sich beinahe wie ein Märchenbuch, denn bis vor sechs Jahren fuhr der amtierende Formel-1-Weltmeister noch in den diversen Nachwuchs-Rennserien und die Königsklasse war für den heute 23-Jährigen noch ein Traum. Im Herbst 2005 erhielt der junge Deutsche schließlich aber seine große Chance und stieß die Formel-1-Türe auf Anhieb weit auf.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Ein junger Sebastian Vettel erlebte 2005 seine ersten Meter im Formel-1-Fahrzeug

"Etwa ein Jahr vor meinem Renndebüt fuhr ich das erste Mal ein Formel-1-Auto. Das war im September 2005 im spanischen Jerez", berichtet Vettel und erklärt die Umstände: "Mario Theissen hatte mich angerufen. Er arbeitete damals bei BMW Williams. Anfangs hielt ich es für einen Witz, doch es war ernsthaft. Er wollte, dass ich für eine Sitzanpassung zu Williams nach Großbritannien reiste."

Die ersten fünf Runden in der Formel 1

Vettel kam dieser Aufforderung freilich nur zu gerne nach, fuhr schließlich aber mit gemischten Gefühlen nach Spanien. "Ich konzentrierte mich einfach nur darauf, so fit wie möglich zu sein, um bloß nicht dumm auszusehen", gesteht der Heppenheimer. "Als ich nach Jerez kam, war ich ungeheuer nervös." Die Atmosphäre in der Williams-Box sei ihm zunächst auch keine große Hilfe gewesen.

"Die Garage war voller Mechaniker und sie schienen mich anzusehen und zu denken: 'Was macht denn dieser Bursche hier?' Ich war gerade 18 Jahre alt", meint Vettel und merkt an: "Nach fünf Runden kam ich wieder in die Box und versuchte, cool auszusehen. Ich wollte zeigen, dass ich die Sache vollkommen im Griff hatte. In Wahrheit war ich aber voll und ganz durch den Wind."

Sebastian Vettel

Die erste Ausfahrt im BMW Williams: Sebastian Vettel im spanischen Jerez Zoom

"Ich sagte mir: 'Okay, ich bin zwar stolz darauf, ein Formel-1-Auto ausprobiert zu haben, doch das ist was für echte Kerle, nichts für mich.' Ich war vollkommen hin und weg und körperlich am Ende", sagt der heute 23-Jährige. "Ich versuchte, es mir nicht anmerken zu lassen, doch mein Nacken schmerzte höllisch. Nach außen hin gab ich mich ruhig." Offenbar mit Erfolg, wie der Deutsche später feststellte.¿pbvin|512|3417|vettel|0|1pb¿

Von Griechenland direkt in die Schweiz

Anhand der Filmaufnahmen über seinen ersten Formel-1-Test könne er erkennen, dass er recht gelassen gewirkt habe. "Insgesamt war das eine sehr große Erfahrung, doch ich genoss es und es veränderte sich nichts." Zumindest nicht sofort, doch kaum ein Jahr nach dieser ersten Ausfahrt erhielt Vettel einen weiteren Telefonanruf - und wieder musste sich der Deutsche auf ein Debüt einstellen.

Es war wenige Tage vor dem Türkei-Event 2006. "Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich gerade im Urlaub in Griechenland war", erklärt Vettel. "Es hatte eine Ewigkeit gebraucht, dorthin zu gelangen. Nach zwei Tagen rief mich Mario Theissen an, der zu diesem Zeitpunkt das Teamoberhaupt bei BMW Sauber war. Er sagte mir: 'Wir entschieden uns dazu, dich in der Türkei ins Auto zu setzen.'"

Sebastian Vettel

Sebastian Vettel unmittelbar vor seinem ersten Rennen in der Formel 1 - USA 2007 Zoom

"'Übermorgen findet die Sitzanpassung statt.' Ich sagte nur: 'Okay.' Ich packte meine Sachen und fuhr den weiten Weg bis in die Schweiz zur Sauber-Fabrik. So kam ich zu meiner Rolle als Testfahrer in der Formel 1." Und Vettel machte seine Sache gut, denn bei seinem ersten Einsatz im Freien Training sicherte er sich auf Anhieb die Bestzeit. Ein weiteres Jahr später fuhr er erstmals ein Formel-1-Rennen.