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  • 01.02.2011 10:52

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Vettel: "Situation schwieriger als im Vorjahr"

Der Weltmeister erwacht aus dem Winterschlaf: Sebastian Vettel erklärt, warum die Titelverteidigung kein Selbstläufer ist und er sich auf die neue Saison freut

(Motorsport-Total.com) - Mehr oder weniger unbelastet konnte Sebastian Vettel Anfang 2010 in jene Saison starten, die er erstmals als Weltmeister beenden sollte. Natürlich erwartet von ihm und Red Bull jeder die erfolgreiche Titelverteidigung, aber dem erst 23-jährigen Deutschen ist bewusst, dass sich abgesehen von der Startnummer auf seinem Auto nicht allzu viel verändert hat.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Mit neuem Bart und neuer Startnummer: Sebastian Vettel in Valencia

Im Gegenteil, der Druck auf dem amtierenden Weltmeister ist sogar eher größer. Daher weiß Vettel: "Es ist eine schwierige Situation, vielleicht schwieriger als im Vorjahr, als wir einfach gesagt haben: 'Okay, fahren wir auf den Titel!' Jetzt wollen wir den Titel verteidigen, aber wenn wir auch nur einen Schritt zurück machen, ziehen die anderen schon an uns vorbei. Also müssen wir versuchen, jeden Tag zu lernen und besser zu werden", so der Red-Bull-Pilot.

Lange Auszeit über Weihnachten

Vettel bekam den neuen RB7 mit der Startnummer eins des Weltmeisters erst heute Morgen erstmals in voller Pracht zu Gesicht; Einzelkomponenten wurden ihm natürlich schon während des Winters gezeigt. In den vergangenen Wochen flog er einige Male nach Milton Keynes, um die Saisonvorbereitungen zu verfolgen und im Simulator zu trainieren, ansonsten gönnte er sich zuletzt aber mal eine richtige Auszeit.

"Die Zeit nach Abu Dhabi war ziemlich hektisch und ermüdend, aber auch sehr, sehr aufregend. Ich würde nichts missen wollen. Aber danach war es bis jetzt ziemlich ruhig und ich konnte mal so richtig von der Formel 1 abschalten, meine Batterien aufladen und mich auf dieses Jahr vorbereiten", berichtet Vettel, dem es eigenen Angaben nach "nichts ausmacht", die Startnummer eins auf seinem Boliden zu wissen.

"Was wir erreicht haben", sagt er, "macht uns alle sehr stolz und ist ein riesiges Plus, aber vor uns liegen vier Tests und viele Rennen. Alle beginnen bei null Punkten und haben die gleichen Chancen, Weltmeister zu werden. Es wird ein harter und langer Kampf, auf den wir uns als Sportler schon freuen." Aber der gebürtige Heppenheimer weiß ganz genau: "Eine Weltmeisterschaft ist nie leicht zu gewinnen, für niemanden."


Fotos: Präsentation des Red Bull RB7


Daher will er sich vor dem ersten Test auch auf keine Prognosen einlassen: "Es ist noch zu früh. Wir werden sehen, wie stark wir sind, aber wir versuchen natürlich, unsere Performance aus dem Vorjahr zu wiederholen", gibt er zu Protokoll. "Entscheidend könnte sein, einen guten Saisonstart zu erwischen, aber es liegt eine lange Saison vor uns. Selbst wenn du am Anfang Rückstand hast, ist noch nichts verloren."

Zuverlässigkeit besonders wichtig

Das hat Vettel selbst bewiesen, als er Anfang 2010 viele Punkte liegen ließ, aber trotzdem noch Champion wurde. Umso mehr wünscht er sich, dass Speed und Zuverlässigkeit diesmal gleich von Anfang an stimmen: "Es ist in der Formel 1 nicht unmöglich, dass etwas kaputt geht. Wir hatten im Vorjahr am Saisonbeginn Zuverlässigkeitsprobleme, andere hatten sie am Ende", philosophiert er vor sich hin.

Red-Bull-Renault RB7

So sieht der neue RB7 aus, mit dem Sebastian Vettel 2011 antreten wird Zoom

Vergleiche mit Superstar Michael Schumacher, der schon sieben WM-Titel gewonnen hat und lange Zeit der einzige deutsche Formel-1-Weltmeister der Geschichte war, gefallen Vettel nach wie vor nicht. Obwohl er beim ersten Titelgewinn sogar jünger war als sein einstiges Vorbild, ist es auch nicht sein primäres Karriereziel, Schumachers zahlreiche Rekorde auszulöschen - wenngleich er witzelt: "Es würde mir nichts ausmachen, acht Titel zu gewinnen!"

"Es gibt viele gute Fahrer, aber es muss alles zusammenpassen", betont Vettel. "Du musst zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, sonst hast du keine Chance. Das öfter zu erreichen, ist sehr schwierig. Es gibt viele Weltmeister, aber es gibt weniger, die das zwei- oder dreimal geschafft haben. Einer hat es viermal geschafft, einer fünfmal, einer siebenmal. Es gibt einen Grund dafür, dass es manche mehr als einmal geschafft haben, aber so etwas vorherzusagen, ist ungemein schwierig."