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Renningenieur & Fahrer: Ein starkes Gespann

Das Verhältnis zwischen dem Renningenieur und dem Fahrer ist unglaublich wichtig - Die Toro-Rosso-Ingenieure geben Einblicke in die Arbeitsweise

(Motorsport-Total.com) - Der Renningenieur ist das Bindeglied zwischen dem Fahrer und den restlichen Technikern im Team. Er behält den Überblick über das Auto und muss die Aussagen des Fahrers richtig interpretieren, um die nötigen Veränderrungen am Fahrzeug vornehmen zu können. Bei Toro Rosso ist Andrea Landi für Fahrzeug Nummer 17 mit Jaime Alguersuari verantwortlich. Riccardo Adami betreut den Wagen für Sébastien Buemi.

Titel-Bild zur News: Sébastien Buemi

Die Renningenieure sind das wichtigste Bindeglied des Fahrers zum Team

"Das Verhältnis zwischen dem Fahrer und dem Ingenieur ist ganz speziell. Beide müssen sich zu 100 Prozent vertrauen", beschreibt Landi. "In den vergangenen acht Jahren habe ich gesehen, dass es für den Fahrer sehr schwierig ist, alles beim Auto zu verstehen. Das Gefühl des Fahrers muss nicht stimmen. Man muss also wirklich verstehen was sie genau meinen. Man kann das nur verstehen, wenn man sich kontinuierlich etwas aufbaut. Das Schwierige dabei ist zu verstehen, was sie genau sagen wollen. Deshalb muss man ihm total vertrauen."

"Wir haben Zugriff auf tausende Daten, weshalb wir theoretisch alles sehen können. Wenn man etwas am Auto verändert, dann ist der Fahrer aber die erste Informationsquelle. Während eines Trainings hat man einfach nicht genug Zeit, um sich alle Daten anzusehen. Man macht Veränderungen basierend auf den Aussagen des Fahrers, der damit der erste Leitfaden für den Abstimmungsweg ist."

Speziell ein neuer Pilot hat in der Formel 1 viel zu lernen, da sich in den Nachwuchsserien nicht so viele Personen um das Rennauto kümmern. "Jaime hatte nur sehr wenig Rennerfahrung. Das hat mich gefreut, denn wir haben mit einem weißen Blatt Papier begonnen. Meiner Meinung nach kann es mit einem erfahrenen Piloten viel schwieriger sein", schätzt Landi.

"In manchen Fällen kann das aber einfacher sein, denn man bekommt bessere Informationen, aber er ist schon geformt. Mit einem jungen Fahrer kann man zusammen etwas starten. Man kann ihm seinen Arbeitsstil lernen. Von Null weg zu beginnen ist eine Herausforderung, aber wenn man dahinter ist und gutes Material hat, dann kann man wirklich etwas Tolles aufbauen."


Fotos: Toro Rosso, Großer Preis von Brasilien


2009 debütierte Alguersuari in Ungarn und ersetzte den glücklosen Sébastien Bourdais. Der Spanier ist also knapp mehr als ein Jahr in der Königsklasse. "Bei Jaime sieht man von Rennen zu Rennen Fortschritte. Glaub mir, es war ein großer Schritt vom vergangenen Jahr zum laufenden", freut sich der Renningenieur. "Auf beiden Seiten kann man sich aber immer noch verbessern. Es gibt immer etwas zu lernen."

"Jaimes größte Steigerung war seine körperliche Kondition. Zu Beginn war er nicht stark genug, um die Konzentration über die Renndistanz aufrecht zu erhalten. Das hat sich über den Winter stark gebessert. Neue Formel-1-Fahrer fühlen sich oft verloren und reagieren panisch wenn es nicht läuft. Dabei denkt man nicht daran, wie das Problem zu lösen ist."

¿pbvin|512|3267||0|1pb¿"Piloten sind immer auf gute Rundenzeiten fixiert. In den ersten beiden Freien Trainings schauen wir aber nicht auf die Performance, sondern suchen eine Abstimmung", so Landi. "Manchmal testen wir etwas und wenn es nicht funktioniert, dann kommt auch keine gute Rundenzeit dabei heraus. Jaime hat das gelernt und konzentriert sich nun auf die Entwicklung des Autos. Das ist einer seiner starken Punkten. Ich bin sehr glücklich, wie das Verhältnis mit ihm ist."

Ähnlich ist es auf der anderen Seite der Toro-Rosso-Garage. "Ich arbeite mit Sébastien nun zwei Jahre zusammen", so Adami. "Wir haben eine gute Beziehung. Beim gegenseitigen Verständnis geht es auch darum, genügend Informationen an die Fabrik weiterzuleiten. Es geht nicht so sehr rein um die technischen Aussagen, sondern auch um den psychologischen und motivierenden Aspekt des Jobs."

"Es ist also sehr wichtig, dass ich auch Sébs Charakter kenne. An einem Rennwochenende muss man manchmal in Sekundenbruchteilen Entscheidungen bei den Reifen oder der Abstimmung treffen. Sébastien ist sehr offen und will immer neue Dinge am Auto probieren, weshalb ich es genieße mit ihm zu arbeiten."

"Seit dem ersten Test ist die Lernkurve sehr steil. Obwohl er in der GP2 bereits mit einem Renningenieur zusammengearbeitet hat, sind es in der Formel 1 viel mehr Leute. Es ist wichtig, dass man mit jedem sehr eng zusammenarbeitet. Da kommt die Motivation ins Spiel. Es ist die Rolle des Fahrers, dass er die Motivation der Mannschaft hoch hält. Séb hat sich da gut entwickelt und kann ein Team führen."

Adami hebt die Wichtigkeit der internen Beziehungen hervor. "Die Verhältnisse der Leute untereinander zu verstehen, ist eine große Aufgabe für den Fahrer. Am Anfang hatte er das nicht und wusste überhaupt nicht, was rund um ihn herum so passiert. Im Vergleich zum ersten Jahr hat er sich da stark verbessert."

Acht Punkte hat Buemi in der laufenden Saison geholt und liegt vor dem Finale auf Platz 16 der Gesamtwertung. "Es war ein schwieriges Jahr für uns, aber wir haben es mit täglicher Arbeit geschafft. Wir haben versucht die Fehlerrate so gering wie möglich zu halten. Speed ist kein Problem, denn Séb ist schnell. Es war eine schwierige Zeit für ihn, aber ich bin mir sicher, dass er bald zurückschlagen wird, denn er hat die Fähigkeiten dazu."