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  • 27.09.2010 08:09

  • von Stefan Ziegler & Dieter Rencken

Button und der Triathlon: "Tue mir selbst einen Gefallen"

McLaren-Pilot Jenson Button ist abseits der Rennstrecke ein begeisterter Triathlet und schwärmt regelrecht vom Training unter Extrembedingungen

(Motorsport-Total.com) - Dass Formel-1-Piloten hin und wieder im Kart unterwegs sind, um sich fit zu halten und den Renninstinkt zu schärfen, ist nicht neu. Dass sich manche von ihnen aber einem kompletten Triathlon stellen, um ihre Fitness auf Vordermann zu bringen und ihre Grenzen auszuloten, ist ein Trend, dem Jenson Button sehr viel abgewinnen kann. Der britische McLaren-Fahrer schwärmt von dieser Sportart.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button im Ziel des London-Triathlon: Der McLaren-Fahrer ist topfit

"Es gefällt mir, weil man es mit drei Disziplinen zu tun hat", sagt der 30-Jährige. "Die Übergänge sind einfach aufregend und ich bin sogar recht konkurrenzfähig. In gewisser Hinsicht mag ich es, die Schmerzen zu spüren. Ich weiß ja schließlich, dass ich mir selbst einen Gefallen tue. Wenn ich bei einem Triathlon am Start stehe, habe ich ebenfalls diesen Ehrgeiz wie in einem Rennauto."#w1#

"Du beißt die Zähne zusammen und überwindest deine Schmerzen. Schaffst du es ins Ziel, bist du mental viel stärker - und natürlich auch körperlich", gibt Button mit strahlenden Augen zu Protokoll. "Triathlons sind einfach klasse. Ich habe dadurch sogar ein besseres Fitnessniveau, als es in der Formel 1 eigentlich erforderlich wäre. Ich denke, das kommt hauptsächlich vom Triathlon."

"Damit habe ich vor ein paar Jahren angefangen, als unser Auto nicht gerade konkurrenzfähig war", meint der amtierende Weltmeister. "Was auch immer ich tat, ich konnte damit keinen Unterschied ausmachen. Aus diesem Grund kam ich auf die Idee, an einem Triathlon teilzunehmen. Ich dachte mir: Wenn ich nur härter trainiere, würde ich eine bessere Leistung erbringen", so Button.

Ein kleiner Ironman vor dem Singapur-Rennen...

"Wenn du nicht trainierst, wirst du natürlich auch nicht gut abschneiden. Das liegt einzig und alleine an mir selbst und deswegen hat mich das Thema Triathlon auch so brennend interessiert." So sehr, dass es sich Button nicht nehmen ließ, vor dem Nachtrennen in Singapur noch einen Zwischenstopp in Japan einzulegen - um einen halben Ironman zu absolvieren, wie der Brite voller Stolz berichtet.

"Es ging um 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren und 21 Kilometer Laufen. Den Lauf habe ich aber weggelassen und beschränkte mich auf einen Teil der Radstrecke. Ich wollte mich vor diesem Wochenende nicht auspowern", sagt Button und merkt an: "Es hat jedenfalls viel Spaß gemacht und war eine tolle Erfahrung. Das hat mich sehr gut auf dieses Wochenende eingestimmt."

"Das hat mich sehr gut auf dieses Wochenende eingestimmt." Jenson Button

Aber ist ein derart intensives Training überhaupt erforderlich, um in der Formel 1 zu bestehen? Könnte nicht auch ein normal trainierter Unbeteiligter einen solchen Boliden steuern? Button ist skeptisch: "Für jemanden, der bislang noch keine Rennautos bewegt hat, wäre es körperlich gewiss überaus anstrengend. Es werden Bereiche des Körpers strapaziert, die sonst nicht so beansprucht werden."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Singapur


Das Fitness-ABC der Formel 1

"Unsere Ober- und Unterarme sind freilich speziell trainiert, auch die Rumpfstabilität ist sehr wichtig. Der Nacken ist ein kritischer Punkt, was im Sport nicht so üblich ist", erläutert der McLaren-Pilot. "Wir Fahrer haben so breite Nacken wie Rugbyspieler. Darüber hinaus brauchst du Kraft in den Beinen, um die Bremse zu betätigen. Das hört sich einfach an, aber du musst das Pedal hart durchdrücken."

"Vibrationen sind auch ein Thema", fährt Button fort. "Bei 18.000 Umdrehungen pro Minuten schüttelt dich der Motor doch ziemlich durch. Das kannst du simulieren, indem du mit dem Mountainbike trainierst. Am besten, man fährt ohne die Gummierungen am Lenker, um die Vibrationen möglichst direkt abzukriegen. Dann gewöhnt sich dein Körper daran und du kommst im Auto besser zurecht."

"Bei 18.000 Umdrehungen pro Minuten schüttelt dich der Motor doch ziemlich durch." Jenson Button

"Wichtig ist auch, bei hohen Temperaturen zu arbeiten - und bei hoher Luftfeuchtigkeit. In der Sauna zu trainieren kann zum Beispiel eine Hilfe sein. Vor Rennen wie in Singapur, Malaysia oder Japan empfiehlt es sich, draußen einige Übungen durchzuführen. Dadurch gewöhnst du dich an die Bedingungen, hast im Rennen keinerlei Schwierigkeiten und kannst dich aufs Fahren konzentrieren."