Surer: "Man verkauft Schumacher unter Wert"

Formel-1-Experte Marc Surer über die Rolle von Michael Schumacher bei Ferrari: "Ich würde von ihm verlangen, dass er bei jedem Rennen dabei ist"

(Motorsport-Total.com) - Michael Schumacher war bei den ersten beiden Rennen der Saison in seiner Rolle als Ferrari-Berater stets am Kommandostand der Roten zu finden. Mit der Erfahrung von sieben Weltmeistertiteln sollte der Kerpener zum wichtigen Ratgeber in Australien und Malaysia werden. Doch als sich Ferrari taktische Fehler leistete, stand Schumacher schnell in der Kritik.

Titel-Bild zur News: Surer

Marc Surer würde Michael Schumacher gern in einer festen Rolle sehen

Er trage einen Teil der Verantwortung für Felipe Massas Scheitern in der Qualifikation und für Kimi Räikkönens falsche Reifenwahl im Rennen. "Ich bin der Meinung, dass er das spüren muss und sehen muss", analysierte 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer die Abläufe beim Qualifying, als man den Brasilianer einfach nicht auf eine weitere schnelle Runde schicken wollte. Man saß das Ende der Session an der Box aus und flog raus.#w1#

"Ich frage mich, ob er bei solchen Entscheidungen wirklich eingebunden ist oder nur Zuhörer ist, der im Nachhinein seinen Senf dazu gibt", so Surer über die Rolle Schumachers. "Wenn die Red-Bull-Autos in der Qualifikation 1:35er-Zeiten fahren können und der Ferrari steht gemütlich an der Box, dann hätte man sagen müssen: 'Hey, passt auf'. Ich bin sicher, dass das dem Michael Schumacher aufgefallen ist. Er hat dann von zwei Minuten gesprochen in den Interviews danach. Aber das stimmt einfach nicht. Das kann man auch nachprüfen. Die Autos haben schon viel früher 1:35er-Zeiten gefahren. Da musst du einfach aufwachen."

Die Analysen der Ferrari-Crew hatten ergeben, dass die Massa-Rundenzeit für die nächste Runde hätte reichen müssen. "Man kann sich nicht einfach immer auf den Computer verlassen", kritisierte Surer. "Ich glaube, das ist ein Problem der modernen Formel 1. Genauso ist BMW Sauber im vergangenen Jahr in Fuji mit Heidfeld hängengeblieben und mit dem Kubica gerade eben noch durchgekommen. Das war im Grunde die gleiche Situation wie jetzt bei Ferrari, weil sie gesagt haben, wir fahren im ersten Training nur harte Reifen."

"Heutzutage erscheint es mir, dass die Leute viel zu sehr auf den Computer schauen und alles hochrechnen, ihr Programm machen und dann nicht mehr flexibel sind. Gerade in solch einem Fall ist ein Michael Schumacher Gold wert, weil er sagen würde, dass man ihn nochmal rausschicken soll. Aber offensichtlich hat er die Macht nicht. Da frage ich mich, ob er richtig eingebunden ist", so Surer, der den Kerpener bei Ferrari stärker einbeziehen würde.

Michael Schumacher

Schumachers Aufgabe bei Ferrari: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte... Zoom

"Ich würde von ihm verlangen, dass er bei jedem Rennen dabei ist", sagte der Schweizer. "Gleichzeitig würde er aber eine klare Einbindung bekommen. Als Massa später über Michael sagte, dass er gar nichts zu sagen habe, hat mich das schon irritiert. Wenn man jemandem so viel Geld zahlt und der dann nichts zu sagen hat, dann frage ich mich, was das soll. Entweder bindet man jemanden richtig ein und dann muss er anwesend sein, aber so halb finde ich eine komische Geschichte."

Diese Geschichte war bildlich an der Ferrari-Kommendobrücke zu sehen. Während Teamchef Stefano Domenicali und seine Ingenieure auf den Hockern vor den Monitoren saßen und alles direkt verfolgen konnten, stand Schumacher dahinter in zweiter Reihe. "Genau das ist das Problem", sagte Surer zu jener Situation. "Er ist weder drin noch draußen. Er beobachtet nur und das ist komisch. Man verkauft ihn unter Wert."