• 13.04.2009 11:06

  • von Stefan Ziegler

Button: Vom Greenhorn zum Titelaspiranten

Schon in jungen Jahren galt Jenson Button als kommender Formel-1-Weltmeister - 2009 könnte der Traum des Brawn-Piloten Wirklichkeit werden

(Motorsport-Total.com) - Die lange Reise des Jenson Button könnte nun doch zum Ziel führen. Viele Jahre lang war der britische Rennfahrer in mittelmäßigen bis schlechten Fahrzeugen unterwegs und konnte sein Potential kaum aufzeigen. War der Honda schließlich einmal für vordere Platzierungen gut, so wurde Button von einem gewissen Michael Schumacher im Ferrari überflügelt - 2009 scheint der 29-Jährige aber endlich im richtigen Rennwagen zu sitzen: Mit dem Brawn gelangen Button auf Anhieb zwei Siege.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button: Das ehemalige Greenhorn ist nun Tabellenführer in der Formel 1...

Während Button mittlerweile schon zu den routinierten Piloten im Fahrerfeld der Formel 1 zählt und mit seinen Erfolgen zu Saisonbeginn 2009 einmal mehr auf sich aufmerksam machen konnte, hielt sich die Begeisterung über die Fahrkünste von "Jim Knopf" anfangs in überschaubaren Grenzen. Zwar konnte sich Button 1998 den britischen Titel in der Formel Ford sichern, doch in der traditionell stark besetzten Britischen Formel-3-Meisterschaft sollten 1999 andere triumphieren.#w1#

Der schnelle Weg in die Formel 1

Button beendete seine letzte Saison in einer Nachwuchskategorie als Dritter in der Formel 3 - Sieger Marc Hynes kann bis heute noch nicht nachvollziehen, warum ausgerechnet Button für 2000 einen Formel-1-Drive bekommen hat, wie er dem 'Guardian' verriet: "Manchmal fragt man sich schon, wie die Leute in der Formel 1 zu ihren Entscheidungen kommen", meinte Hynes, dem seinerseits der Sprung in die Formel 1 verwehrt blieb - zuletzt war der Brite in Australien unterwegs.

Button erhielt hingegen zur neuen Saison die große Chance, sich in der Formel 1 zu beweisen. Frank Williams setzte das britische Nachwuchstalent neben Ralf Schumacher in eines seiner Rennfahrzeuge, die erstmals mit BMW Motoren ausgestattet waren. Damit verdiente sich Button seine ersten Sporen in der Formel 1 - die Karriere des heute 29-Jährigen entwickelte sich allerdings nicht ganz so, wie viele britische Fans sich das erhofft hatten, sahen doch viele Fans in Button einen kommenden Champion.

"Jenson hatte eine ganze Reihe von Managern, die es etwas zu gut mit ihm gemeint und daher zu viel von ihm verlangt haben", kommentierte der dreimalige Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart die frühen Jahre des damaligen Williams-Fahrers. "Er war doch noch ein junger Kerl, der sich erst richtig entwickeln musste" - und diese Einschätzung wird von Button selbst geteilt: "In meinen ersten drei Formel-1-Jahren habe ich ziemlich schlechte Erfahrungen gemacht", musste der Brite gestehen.

"Er war doch noch ein junger Kerl, der sich erst richtig entwickeln musste." Jackie Stewart

Dabei hatte doch alles so prima für den Youngster begonnen: Bei McLaren-Mercedes spulte Button seine ersten 20 Formel-1-Testrunden in Silverstone ab, woraufhin ein begeisterter Alain Prost dem Jungspund umgehend eine weitere Ausfahrt in seinem Prost-Boliden ermöglichte. Buttons Leistungen riefen prompt Frank Williams auf den Plan, der Button und den aufstrebenden Bruno Junqueira in einem Shootout gegeneinander antreten ließ. Button ging als Sieger daraus hervor und erhielt den Drive.


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Malaysia


2004: Die erste große Chance

Dennoch: "Ich war schlichtweg nicht bereit dafür, denn ich bin ja geradewegs durch die Formel Ford und die Formel 3 hindurchgerauscht. Ich kam als sehr junger Kerl in der Formel 1 an und hatte nur ein geringes Verständnis von meinem Auto. Viele andere Rennfahrer hatten sich hochgearbeitet und kannten so eine Situation überhaupt nicht", erläuterte Button, der nach nur einem Jahr von Williams zu Benetton-Renault abgeschoben wurde und schließlich 2003 bei BAR-Honda andocken konnte.

Dieser Wechsel sollte sich zunächst als Glücksgriff erweisen, war Button doch bei der Équipe zumeist am hinteren Ende des Feldes unterwegs gewesen. Bei BAR schien sich das britische Talent erstmals wirklich entfalten zu können - doch Button widerspricht: "Vor 2004 war ich nicht bereit. Erst dann hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, um den Titel fahren zu können", sagte der heutige Brawn-Pilot. Wäre die Ferrari-Dominanz etwas weniger deutlich ausgefallen, Button hätte vielleicht realistische Titelchancen gehabt.

85 WM-Punkte bedeuteten am Jahresende aber Platz drei hinter Schumacher und Rubens Barrichello. Dann sollte der Erfolgsfaden Buttons schlagartig wieder abreißen. "Seither gab es immer wieder Höhen und Tiefen, aber mit dem Alter kommt nicht zuletzt auch die Erfahrung", meinte Button rückblickend. Honda übernahm BAR, konnte aber nur selten Glanzpunkte setzen - unter schwierigsten Bedingungen gelang Button aber dennoch 2006 sein erster Formel-1-Rennerfolg in Ungarn.

Rubens Barrichello, Michael Schumacher und Jenson Button

Hinter Schumacher und Barrichello war Jenson Button 2004 die große Nummer 3 Zoom

Und wieder folgten magere Jahre für den Rennfahrer, der sich 2005 aus einem Williams-Vertrag herausgekauft hatte, um beim Honda-Team bleiben zu können - sah er sich dort für die Zukunft doch bestens aufgehoben. Nur sechs mickrige Pünktchen und ein eher bescheidenes Fahrzeug ließen 2007 aber schon bald Fragezeichen aufkommen, ob Button bei Williams nicht doch besser aufgehoben wäre - zu schlecht war die Performance des Honda-Teams, das sich auch 2008 nicht steigern konnte.

Enttäuschung pur: Der Wagen ist wieder nicht schnell genug...

Vater John Button erinnert sich an die Reaktion seines Sprösslings, nachdem dieser seinen neuen Dienstwagen für 2008 erstmals ausprobiert hatte. Jenson berichtete John am Telefon von seinen Einrücken: "Ich erkannte an seiner Stimmlage fast zweifelsfrei, dass er keine guten Nachrichten zu überbringen hatte", sagte der Vater des aktuellen WM-Führenden. "Er sagte mir: 'Dad, es wird nicht passieren. Der Wagen ist nicht gut genug.' Ich wusste gar nicht, was ich darauf antworten sollte."

"Ein Fahrer weiß nach ein paar Runden nun einmal instinktiv, ob die Basis des Rennwagens stimmt. Das Auto mag vielleicht schwierig zu fahren sein - dennoch kannst du fühlen, ob die Grundlagen passen und ob es das ist, was du brauchst", so der ehemalige Rallye-Fahrer. "Andererseits kann sich das Fahrzeug auch komplett schlecht anfühlen und dann weißt du genau, dass auch dein Jahr so laufen wird - egal was du auch anstellst. Das war Jensons Stimmung, da bin ich mir sicher."

"Eine weitere vergeudete Saison lag vor uns." John Button

"Das hat mir schier das Herz gebrochen: Eine weitere vergeudete Saison lag vor uns. Das war ein sehr aussichtsloses Gefühl", fasste John Button seine damaligen Eindrücke zusammen. Dabei sollte mit der Ankunft von Ross Brawn die große Wende eingeläutet werden: Honda hatte Ferraris "Superhirn" aus der Rente geholt und als neuen Teamchef an den Kommandostand gesetzt - und Brawn vollbrachte in den kommenden Monaten hinter den Kulissen sein wahres Formel-1-Meisterstück.

Der Honda-Rückzug in der Winterpause

Die Saison 2008 wurde zugunsten der Entwicklungsarbeit für 2009 frühzeitig abgeschrieben - dann der große Schock: Im Dezember 2008 zog sich Honda urplötzlich aus der Formel 1 zurück. "Ich kam eben von einer Woche Training auf Lanzarote zurück und dachte: 'Ich bin richtig fit'. Dann rief mich mein Manager Richard (Richard Goddard; Anm. d. Red.) an. Das Handy fiel mir nur so aus der Hand", meinte Button rückblickend. "Irgendwie hat mich das aber auch dazu veranlasst, noch härter zu trainieren."

"Ich konnte die Situation ja ohnehin nicht ändern. Ich habe also einfach so weitergemacht, als würde ich mich auf eine normale Rennsaison vorbereiten. Ich war dabei aber natürlich nicht so fröhlich wie sonst. Meiner Familie ist das an Weihnachten freilich nicht entgangen", erklärte der Rennsieger von Melbourne und Malaysia. "An einem Tag war ich zuversichtlich, am nächsten schon wieder niedergeschlagen. Das war mental wirklich eine sehr schwierige Zeit", beschrieb Button die Wintermonate.

Jenson Button

Vater und Sohn am (Zwischen-) Ziel: John freut sich über Jensons Sieg zum Auftakt Zoom

"Ich denke, meinen Vater hat das sogar noch mehr mitgenommen als mich selbst. Er war sehr bestürzt", hielt der Brawn-Pilot fest und erläuterte: "Das Problem dabei ist, dass die Leute sich nicht trauen, dich in solchen Momenten zu kontaktieren. Dennoch habe ich einige Anrufe bekommen, was mich sehr überrascht hat - einige davon sogar von anderen Teams. Dabei ging es aber nicht darum, ob ich künftig für sie fahren wollte, sondern viel eher: 'Ich hoffe, dir geht es gut. Deine Lage ist ja ziemlich schwierig.'"

Das Comeback von Jenson Button

"Das war schön zu hören. Es ist immer gut zu wissen, dass sich die Leute um dich sorgen", sagte Button, für den sich im Frühjahr 2009 doch noch alles zum Guten wendete: "Ich hatte ein fettes Grinsen im Gesicht, als ich erfahren habe, dass das Team gerettet war. Ich habe es zu der Zeit erfahren, als es auch die Mannschaft mitbekommen hat. Da gab es keine bevorzugte Behandlung. Als ich dann noch herausgefunden habe, dass der Wagen schnell ist, hatte das letzte Puzzleteil seinen Platz eingenommen."

Button dankte es dem Team prompt, indem er seinen Brawn BGP 001 sowohl in Australien als auch in Malaysia auf die Pole-Position stellte und tags darauf jeweils als Sieger über die Ziellinie raste. "From Zero to Hero" - und auf einmal ist das ehemalige Greenhorn ein heißer Anwärter auf die Weltmeisterschaft. "Es fühlt sich natürlich klasse an, dass mich die Leute nun als WM-Kandidaten sehen", sagte Button nach seinem hervorragenden Saisonstart in Melbourne und Sepang.

"Es fühlt sich klasse an, dass mich die Leute als WM-Kandidaten sehen." Jenson Button

"Ich habe meine Leistung schon immer erbracht, hatte aber niemals auch nur annähernd das Material, das ich verdiene. Ich bin aber schon seit Jahren bereit dazu. Mit dem Alter wird man schließlich besser. Jetzt bin ich 29, aber noch immer jung. Ich fühle mich so aufgeregt wie an jenem Tag, als ich zum ersten Mal in diesem Williams Platz genommen habe", sagte Jenson Button abschließend. "Der Unterschied ist nur, dass ich nun neun Jahre Erfahrung in der Formel 1 habe. Ich bin bereit."