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Zuschlag für Cosworth: Der Einheitsmotor kommt!

Cosworth wird den Einheitsmotor für die Formel 1 bauen, den die Teams nicht verwenden müssen - Warum der Honda-Ausstieg für Max Mosley ein Segen ist

(Motorsport-Total.com) - Wenige Stunden nach Bekanntwerden des sofortigen Formel-1-Ausstiegs von Honda hat der Automobilweltverband FIA offiziell bekannt gegeben, welcher Bewerber die Ausschreibung für den Einheitsmotor in der Königsklasse des Motorsports gewonnen hat. Dabei handelt es sich wenig überraschend um die britische Motorenschmiede Cosworth.

Titel-Bild zur News: Cosworth-Motor

Cosworth muss nun abwarten, wie viele Teams das Angebot annehmen

Cosworth war zuletzt 2006 als Partner von Williams in der Formel 1 vertreten und galt in jenem Jahr als letzter werksunabhängiger Motorenlieferant zumindest am Saisonbeginn als führend, was die damals neue V8-Technologie anging. Im Laufe der Zeit fielen die vom Deutschen Alexander Hitzinger entwickelten Motoren jedoch im Konkurrenzvergleich immer weiter zurück, sodass Williams für 2007 auf Toyota-Kundentriebwerke wechselte.#w1#

Zuschlag für Cosworth, Xtrac und Ricardo

Die FIA hat den Ausschreibungsprozess für den Einheitsmotor nun abgeschlossen und befindet sich laut eines auf heute datierten Briefes von FIA-Präsident Max Mosley an die Formula One Teams Association (FOTA) "in exklusiven Verhandlungen" mit Cosworth sowie den Firmen Xtrac und Ricardo Transmissions (XR), die gemeinsam den kompletten Antriebsstrang entwickeln und allen Teams zum gleichen Preis anbieten werden.

Diese Bekanntgabe kommt einen Tag nach dem letzten FOTA-Meeting, bei dem nebst anderen kostensenkenden Maßnahmen beschlossen wurde, dass 2011 ein preisgünstiger Motor in der Formel 1 eingeführt werden soll. Doch das ist Mosley zu wenig: Der Brite will schon 2010 eine drastische Reduktion der Motorenkosten - speziell für die unabhängigen Teams -, denn "2011 könnte es zu spät sein", wie er in einem weiteren Brief vom 18. November schreibt.

Konkret sieht die Mosley-Option so aus: Cosworth bietet gegen eine Einmalzahlung von 1,97 Millionen Euro für einen Dreijahresvertrag und für einen Preis von 6,42 Millionen Euro pro Saison eine Lieferung von Motoren an. Dabei wird von 30.000 Testkilometern pro Jahr und vier belieferten Teams ausgegangen. Entscheiden sich zum Beispiel acht statt mindestens vier Teams für die Mosley-Option, wird die Sache für jedes Team pro Saison um 580.000 Euro billiger.

Einheitsmotor ist nicht Pflicht

Allerdings hat Mosley die Beschwerden von BMW und Co., die sich unter gar keinen Umständen vorstellen können, den Motor eines Konkurrenten einsetzen zu müssen, entschärft, indem er zwei Alternativen anbietet. Erstens: Jeder Hersteller kann auf Basis der Cosworth-Pläne seinen Motor selbst bauen. Zweitens: Jeder Hersteller kann sogar einen eigenen Motor entwickeln, muss sich aber an bestimmte Parameter halten, die Gleichheit unter allen Motoren gewährleisten sollen.

Interessierte Teams können die Mosley-Option bis 17:00 Uhr am 11. Dezember 2008 wahrnehmen. Sollten sich weniger als vier Teams melden, möchte die FIA dennoch an dem Plan festhalten, der Preis könnte dann jedoch variieren. Entscheidend auch: Selbst wenn sich jemand für die dritte Option entscheidet und seinen eigenen Motor baut, muss er dennoch das standardisierte Xtrac-Getriebe einsetzen, wie es im Cosworth-Paket enthalten ist.

Das Timing könnte für Mosley angesichts des Rückzugs von Honda gar nicht besser sein: Der Brite predigt seit Jahren, dass die Kosten in der Formel 1 radikal gesenkt werden müssen, und sieht sich nun bestätigt. Das verleiht ihm sportpolitischen Rückenwind, zumal es noch nicht einmal ein unabhängiges, sondern ein Werksteam erwischt hat. Man müsse daher radikal auf die Weltwirtschaftskrise reagieren, kündigte der FIA-Präsident an.

Max Mosley

Max Mosley hat sichbeim Einheitsmotor zumindest teilweise durchgesetzt Zoom

Von den bis dahin eingelangten FOTA-Vorschlägen zeigte er sich am 18. November noch wenig begeistert: "Einsparungen von 20 bis 48 Millionen Euro pro Jahr werden die unabhängigen Teams nicht retten und die Budgets der Herstellerteams nicht so weit entlasten, dass sie ihre fortwährende Teilnahme zusichern können." Zum Glück könne man aber 80 Prozent der Kosten eliminieren, ohne dass der Zuschauer etwas davon mitbekomme.

Bekanntes Rezept: Standardisierung

Erreichen will Mosley dies mit den bekannten Rezepten: Einheitsmotor, Langlebigkeit von Motor und Getriebe, Standardisierung von Teilen. Auch das Chassis solle man Schritt für Schritt analysieren und dann entscheiden, welche Komponenten weiterhin ein Leistungsmerkmal bleiben sollen und welche nicht. Je mehr Leistungsmerkmale es an den Autos gibt, desto höher klarerweise die Entwicklungskosten. Nur: Standardisierung widerspricht dem Geist der Königsklasse.

Interessant auch, dass Mosley zurückrudert, was die Einführung eines umweltfreundlichen Motorenkonzepts angeht, wie er es im Sommer intensiv propagiert hat. Man könne die Krise der Automobilindustrie aber nicht einfach übergehen, deshalb sei es sinnvoller, für die Ausarbeitung eines solchen Konzepts noch zu warten, bis BMW und Co. wieder mehr Geld in die Hand nehmen können. Dies werde frühestens 2013 der Fall sein.

Und dann sind da noch die Kundenautos. In dieser Frage schiebt die FIA jede Entscheidungsverantwortung von sich: "Ob die sogenannten Kundenautos zur Weltmeisterschaft zugelassen werden sollten, wie es derzeit der Fall ist, und unter welchen Auflagen, das ist Gegenstand von Diskussionen zwischen den Teams und dem Halter der kommerziellen Rechte (FOM)", so Mosley im Brief vom 18. November.