• 30.09.2008 21:33

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

DMSB bleibt in Deutschland Sporthoheit

Verwirrung um die Sitzung des FIA-World-Councils am 7. Oktober: Entgegen der ursprünglichen Planung soll die Sporthoheit in Deutschland nicht diskutiert werden

(Motorsport-Total.com) - Ende August hat FIA-Generalsekretär Pierre de Coninck brieflich für 7. Oktober eine außerordentliche Sitzung des FIA-World-Councils einberufen. Insgesamt vier Tagesordnungspunkte wurden festgelegt, darunter auch eine Diskussion über die Vergabe der Sporthoheit in Deutschland, die derzeit beim Deutschen Motor Sport Bund (DMSB) liegt.

Titel-Bild zur News: DMSB-Logo

Der DMSB bleibt offenbar weiterhin die Hoheit im deutschen Motorsport

Der Hintergrund ist klar: Der DMSB wird vom ADAC kontrolliert, der im Zuge der Sexaffäre von allen Automobilverbänden weltweit am deutlichsten Stellung gegen Max Mosley bezogen hatte. Mosleys Retourkutsche ließ nicht lange auf sich warten, denn neben dem DMSB gibt es in Deutschland mit dem Automobilclub von Deutschland (AvD) noch einen zweiten Motorsportverband, dem auf FIA-Ebene theoretisch die Sporthoheit zugesprochen werden könnte.#w1#

Widersprüchliche Aussagen

Also wurde dieser Punkt für 7. Oktober zur Debatte gestellt. Am vergangenen Wochenende in Singapur trafen wir im Fahrerlager auf ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk, der von der FIA als einer der drei Rennkommissare aufgeboten wurde. Auf Anfrage gab er unmissverständlich zu Protokoll, die Diskussion über die Sporthoheit in Deutschland sei von der Tagesordnung gestrichen worden. Ein FIA-Sprecher behauptete beharrlich das Gegenteil.

Eine der beiden Aussagen kann also nicht stimmen - oder doch? "Der Punkt ist tatsächlich formell gesehen nicht von der Tagesordnung gestrichen, wir gehen aber davon aus, dass er im Verlauf der Sitzung nicht behandelt wird", erklärte ein DMSB-Sprecher auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com'. Eine Änderung der Tagesordnung sei nur im Rahmen der Sitzung selbst möglich. So seien auch die widersprüchlichen Aussagen von Tomczyk und FIA zu erklären.

Wenn der Punkt nun wie angekündigt nicht behandelt wird, dann bedeutet das automatisch, dass der DMSB in Deutschland Sporthoheit bleibt. Doch warum überhaupt der Schwenk in dieser Angelegenheit? Offenbar haben nach der Glättung der ärgsten Wogen in der Mosley-Affäre versöhnliche Gespräche zwischen ADAC und FIA stattgefunden. Dabei dürfte man die Drohung, die Sporthoheit an den AvD zu vergeben, aus der Welt geschafft haben.

AvD vs. DMSB

Die beiden deutschen Motorsportverbände stehen ihrerseits schon seit Jahren in einem Konkurrenzverhältnis. Beispielsweise hält der AvD die Namensrechte am Grand Prix von Deutschland, der in Hockenheim gefahren wird, wohingegen der ADAC seine Veranstaltung auf dem Nürburgring bisher als Grand Prix von Europa promoten musste. Da diese Bezeichnung seit diesem Jahr für Valencia reserviert ist, muss für die Formel 1 auf dem Nürburgring ein neuer Name her.

Hätte die FIA dem DMSB am 7. Oktober in Paris tatsächlich die Sporthoheit für Deutschland entzogen, dann hätte das auch fatale Auswirkungen auf den Grand Prix auf dem Nürburgring haben können. Die Veranstaltung dort schreibt seit vielen Jahren rote Zahlen und hätte auf diese Weise eine weitere Existenzgrundlage verloren. Derzeit wechseln sich Hockenheim- und Nürburgring im Zweijahresrhythmus als deutscher Formel-1-Standort ab.

'Motorsport-Total.com' hat sich im Verlauf des heutigen Tages um eine offizielle Verifizierung dieses Sachverhalts durch die FIA bemüht, doch gleich zwei FIA-Sprecher waren telefonisch für uns nicht erreichbar und eine E-Mail-Anfrage blieb bisher unbeantwortet. Insofern bleibt vorerst noch ein gewisses Maß an Restspannung, ob die Sitzung am 7. Oktober tatsächlich so verlaufen wird wie vom DMSB angekündigt und erhofft...