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  • 20.07.2008 21:39

  • von Dieter Rencken

Domenicali: "Müssen das genau analysieren"

Der Ferrari-Teamchef stellte sich nach dem Rennen in Hockenheim den Fragen der Medienvertreter - sein Fazit fiel gemischt aus

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Im Normalfall ist die Rennpace von Ferrari verglichen mit McLaren besser. Aber heute schien es, als ob ihr aus euren Stärken - wie das Schonen der Reifen - keinen Nutzen ziehen konntet."
Stefano Domenicali: "Das war einer der entscheidendsten Punkte am Wochenende. Normalerweise wissen wir, dass McLaren über eine Runde schnell ist und das sich das mit der Konstanz und dem Tempo im Rennen wieder ausgleicht."

Titel-Bild zur News: Stefano Domenicali (Teamchef)

Stefano Domenicali wollte keine voreiligen Schlüsse ziehen

"Leider haben wir heute gesehen, dass das nicht der Fall war. Im Qualifying sind sie natürlich sehr stark, aber wenn man bedenkt, wie viel Benzin Lewis (Hamilton) und Heikki (Kovalainen) an Bord hatten, dann war die Runde von Felipe (Massa) wirklich gut. Wenn man aber bedenkt, dass wir im ersten Stint eine halbe Sekunde (je Runde; Anm. d. Red.) langsamer waren, dann gibt es da etwas, was wir verstehen müssen. Wir müssen da in die Details gehen, ohne voreilig eine Lösung zu äußern, weil genau diesen Fehler sollten wir im Moment nicht machen."#w1#

Frage: "Felipe erklärte, dass er gegen Ende des Rennens Probleme mit den Bremsen hatte und er daher Nelson (Piquet) nicht mehr angreifen konnte. Hat dieses Problem etwas mit dem mangelnden Speed im ersten Stint zu tun?"
Domenicali: "Ich glaube, wir hatten ein Problem mit zu hohen Temperaturen an der Bremse. Das ist einer der Gründe, warum er nicht angreifen konnte. Er war auch mit dem Grip des Autos nicht zufrieden, er konnte daher weder auf den harten noch auf den weichen Reifen aggressiv fahren. Das war auch das Hauptproblem. Daher konnten wir unter diesen Bedingungen Piquet nicht mehr attackieren."

Erst die Analyse, dann die Vermutungen

Frage: "Du erwähntest, dass eure Pace bisher noch gut war, heute aber weniger. Die einfachste Erklärung wäre ja, dass sich die Bedingungen geändert haben - könnte das auch der Grund sein?"
Domenicali: "Vielleicht. Aber wie ich schon sagte, möchte ich keine voreiligen Gründe nennen, denn wir müssen das genau analysieren. Aber wir haben heute natürlich etwas gesehen, das es seitens der Pace in der Konstanz seit Saisonbeginn nicht gab. Es ist offensichtlich, dass McLaren bei der Konstanz im Rennen einen weiteren Schritt gemacht hat. Bei den Longruns im Laufe des Wochenendes waren wir sehr gut. Aber wir haben heute gesehen, dass wir zu langsam waren - und dafür müssen wir den Grund finden."

"Es ist offensichtlich, dass McLaren bei der Konstanz im Rennen einen weiteren Schritt gemacht hat." Stefano Domenicali

Frage: "Kimi (Räikkönen) hat nun seit Ende Spanien in Barcelona nicht mehr gewinnen können. Wenn man Kanada - als er abgeschossen wurde - einmal ausnimmt, dann zeigt er im Moment nicht gerade eine weltmeisterliche Form. Würdest du da zustimmen?"
Domenicali: "Da sollte man auf die Punkte schauen. Ich möchte bei den Fahrern jetzt keinen risikoreichen Rückschluss ziehen. So wie mit Felipe nach dem Rennen in Silverstone, möchte ich nun nichts über Kimi sagen. Er ist mit der Situation natürlich selbst nicht zufrieden, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er in Ungarn darauf reagieren möchte. So wie wir alle."

Frage: "War er nicht zufrieden, weil er hier Probleme hatte?"
Domenicali: "Ja, er war seit Freitag mit dem Verhalten seines Autos nicht zufrieden. Er sagte, das Auto sei hinten zu nervös und er bekommt nicht den Grip, den er möchte. Wenn man das mit dem vergleicht, was wir bei den Tests hier zuvor gesehen haben, dann ist das der Grund, warum ich das nicht ganz verstehe. Denn in der Vorwoche waren wir sehr konkurrenzfähig. Wir müssen also viel analysieren."

Frage: "Hat Kimi im Rennen das Gleiche gemeldet wie Felipe?"
Domenicali: "Prinzipiell schon, ja. Er war nicht zufrieden mit dem Grip des Autos. Er konnte nicht aggressiv fahren, er fand, das Heck sei zu unruhig. So konnte er nicht das Tempo gehen, das er wollte. In gewisser Weise war der erste Stint sein bester."

Ursachensuche beim Setup

Frage: "Es ist ja nicht das erste Mal, dass Kimi mit dem Setup zwischen Test und Rennwochenende Probleme hatte. Ist das Arbeitsfenster des Setups am Ferrari so klein? Oder hat er grundlegend mehr Probleme als Felipe, das passende Setup zu finden?"
Domenicali: "Das Setupfenster wird schon größer, wenn man das Auto in eine Richtung entwickelt, die einen nicht dahin führt, wo man hin möchte. Der Unterschied ist aber nicht so groß."

Frage: "Kannst du über die Saison gesehen die unterschiedlichen Fahrstile und Setupvorlieben von Kimi und Felipe erklären?"
Domenicali: "Nun, ich kann nur sagen, dass Felipe im Qualifying gern etwas weniger Benzin hat, um in der Lage zu sein, anzugreifen. Kimi mag genau das Gegenteil. Er möchte gern etwas länger fahren können und weiß, dass er im Rennen zu den Stärksten gehört. Das ist der Unterschied, wie sie ein Rennen angehen. Beim Setup ist das etwas schwieriger zu erklären. Natürlich bevorzugen zwei Fahrer verschiedene Dinge am Auto, aber beim Setup ist da nichts wirklich Wichtiges dabei."

"Für Ferrari und unseren Präsidenten ist sehr wichtig zu zeigen, dass Ferrari daran teilhaben möchte, denn Ferrari ist ein Teil der Formel 1." Stefano Domenicali

Frage: "Am 29. Juli wird es ein Treffen der Teams in Maranello geben. Ist das auch ein Zeichen für einen neuen Geist bei Ferrari?"
Domenicali: "Es wird ein Meeting sein, um die zukünftigen Regeln nach dem Brief von (FIA-Präsident) Max Mosley zu besprechen. Das ist eine gute Gelegenheit, die Ideen aller Teams zu erläutern und zu diskutieren."

Frage: "Ist es dabei wichtig, dass das Treffen in Maranello stattfindet? Zuvor fanden solche Treffen ja im ja in einem Hotel statt."
Domenicali: "Für Ferrari und unseren Präsidenten ist sehr wichtig zu zeigen, dass Ferrari daran teilhaben möchte, denn Ferrari ist ein Teil der Formel 1."