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  • 27.07.2008 11:37

  • von David Pergler

Alonso: Schumacher war vier Jahre bei Ferrari erfolglos

Fernando Alonso möchte der F1 noch einige Jahre erhalten bleiben und spricht über sein Verhältnis zu Engländern, seine Zukunft und seine Liebe zur Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso befindet sich in einer für ihn ungewohnten Situation. Erstmals seit 2004 fährt der Spanier eine Saison, in der er nicht zum Kreis der Titelanwärter zählt. Noch 2006, auf dem Gipfel seines Erfolgs hat er noch daran gedacht, den Helm bald an den Nagel zu hängen. Doch in dem Spanier brennt gerade durch die sieglose Phase immer heißer der Wunsch, allen zu beweisen, dass er noch immer der Beste ist. Mitten im sportlichen Tief hat Alonso seine Liebe zur Formel 1 damit quasi neu gefunden, wie er gegenüber dem 'Daily Telegraph' erklärt.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Ex-Weltmeister Fernando Alonso möchte noch viele Jahre in der F1 bleiben

"Ich liebe diesen Sport noch immer", wird der Renault-Pilot zitiert. "Es gibt eben Hochs und Tiefs. Die schönen Momente sind unvergesslichen. Nichts im Leben sonst kann mir diese Gefühle verleihen. Es ist wahr, dass ich vor zwei oder drei Jahren noch daran gedacht habe, nicht so lange in der F1 zu bleiben, wie Michael (Schumacher; Anm. d. Red.). Ich habe bei Minardi angefangen und war erst 19. Zu dem Zeitpunkt habe ich noch geglaubt, dass 19 oder 20 Jahre in der F1 zuviel wären."#w1#

"Die Formel 1 kann dir deine Energie aussaugen, ich hatte also daran gedacht, mein Leben nicht in der F1 zu verlieren. Jetzt hat sich meine Meinung geändert. Ich bin 26 und denke mir: 'Warum nicht zehn oder elf Jahre?' Ich möchte mehr Erfolg und ich bin bereit, die Zeit zu investieren, um mir diesen Erfolg zurückzuholen." Zu süß haben die Siege geschmeckt. Vielleicht hat aber gerade die sieglose Phase auch etwas Gutes, zumindest für die Fans, findet Alonso. Denn je schwerer etwas zu erreichen ist, desto eher schätzt man di Erfolge, die man erzielt.

Alonso spürt noch immer sein Feuer

Bislang haben die Spanier nur einen dauersiegenden Champion erlebt, insofern ist es in den Augen des jüngsten Doppel-Weltmeisters nicht schlecht, wenn die Fans wieder einen realistischen Blick auf das Renngeschehen erhalten: "Mein aktuelle Position hat vielleicht ein wenig den Leuten von außerhalb geholfen, meine Erfolge der Formel 1 besser zu schätzen. Ich meine die Menschen aus meinem Land. Die spanischen Fans sind etwas Neues in der F1, weil der Sport dort noch nicht besonders auf festen Füßen stand. Jetzt verstehen sie wohl auch, wie schwierig es war, diese Resultate zu erzielen."

Fernando Alonso

Fernando Alonso ist bei seiner alten und neuen Heimat noch nicht glücklich Zoom

Alonso tröstet sich mit dem Gedanken, dass Rekordmeister Michael Schumacher vor seiner beispiellosen Erfolgsserie ganze vier Jahre bei Ferrari dem großen Erfolg hinterherfuhr: "Jetzt ist die Zeit, sich zu erholen und wieder in jedem die Motivation zu wecken. Zu gewissen Zeiten schien es so, als wäre ich die einzige Person, die so denkt. Aber ich weiß, dass Schumacher zwei Titel mit Benetton gewonnen hat und dann vier Jahre lang keinen Erfolg hatte. Ich habe es nicht geschafft, mit McLaren zu gewinnen und dieses Jahr gibt es keine Chance auf einen Sieg."

"Das sind jetzt aber nur zwei Jahre. Hoffentlich bin ich nächstes Jahr wieder einer der Titel-Herausforderer. Ich habe viel Zeit und mein Ziel ist es, noch mehr Meisterschaften zu gewinnen", so der 26-Jährige, der sich noch in der Blüte seiner Jahre befindet. Alonso ist sehr stolz darauf, ein Spanier zu sein, aber auch zu England fühlt sich der Renault-Pilot hingezogen. Der Ex-Weltmeister hat schon viele Jahre auf der Insel verbracht und der englischen Kultur einiges abgewinnen können. Daran hat auch das verkorkste Jahr bei McLaren-Mercedes nichts ändern können, als sich Alonso mit seinem britischen Team nicht mehr verstand. Auch sein Erz-Gegner Lewis Hamilton ist ein Sohn Englands, doch das ändert an Alonsos Verhältnis zur britischen Insel nicht.

Verhältnis zu England ungetrübt

"Die Erfahrung bei McLaren hat meine Gefühle bezüglich England und seinen Bewohnern nicht verändert. Ich mag die Kultur und den Respekt, den die Menschen dort für berühmte Leute haben. In Oxford hatte ich nie Probleme. Ich konnte durch die Straßen gehen, ohne gestört zu werden. Natürlich haben mich die Leute erkannt, sie waren aber nie aufdringlich. Ich mag diese Mentalität und diese Lebenseinstellung. Engländer sind sehr stolz auf ihre Heimat, darauf, dass sie Briten sind. Das gleiche Gefühl habe ich bei Spanien. Der Charakter ist sehr ähnlich", führt Alonso die Gemeinsamkeiten aus.

Fernando Alonso Lewis Hamilton

Der Krieg mit Lewis Hamilton hat Alonsos Verhältnis zu England nicht getrübt Zoom

"Ok, das Wetter ist nicht so fantastisch. Es gibt Tage in England, da fühlst du dich alleine aufgrund des Klimas schlecht. Dann aber wiederum kann das Wetter auch in Ovideo (Alonsos Heimat, Anm. d. Red.) sehr kalt sein, insofern ist es ähnlich. Ich blicke auf eine tolle Zeit in England zurück. Ich war dort als 17-Jähriger in der Formel 3000 angekommen und hatte einen englischen Ingenieur. Ich wußte noch nicht mal, wie ich zu ihm 'Guten Morgen' sagen kann. Es war ein langer Lernprozess."

Wie geht es mit Alonso weiter? Der Spanier wird hartnäckig mit Ferrari in Verbindung gebracht, doch auch Honda soll die Fühler ausgestreckt haben. Dazu müssen die Japaner aber primär ein konkurrenzfähiges Auto bieten, was die beste Werbung für einen ambitionierten Weltmeister wäre. Die vergangenen zwei Jahre waren aber eher das Gegenteil. Doch Alonso ist für alles offen. "Vor Ende des Sommers ist nichts entschieden. Dann werde ich mich mit meinen Vertrauten zusammensetzen und entscheiden, was das Beste für mich und Renault ist. Es gibt einige Sachen zu überlegen. Alles is möglich."