Leute mit Biz: Toyota-PR-Guru Andy Fuchs

In der ersten Ausgabe unserer neuen Businessreihe stellen wir Toyota-PR-Mann Andy Fuchs und seine Aufgaben im reichsten Team der Formel 1 vor

(Motorsport-Total.com) - "Die Formel 1 ist alle zwei Wochen für zwei Stunden Sport, aber dazwischen knallhartes Business", hat der große Frank Williams einmal gesagt. Für 'Motorsport-Total.com' Grund genug, eine neue Artikelserie ins Leben zu rufen, die sich mit dem Businessaspekt der Königsklasse des Motorsports beschäftigt. Jeden zweiten Mittwoch stellen wir eine Persönlichkeit vor, die sich im Formel-1-Business durchgesetzt hat, mit Biss an ihre Sache herangeht - "Leute mit Biz" eben. Heute in der ersten Edition: Andy Fuchs, Leiter für Marketing und Kommunikation bei Toyota in Köln.

Titel-Bild zur News: Andy Fuchs

Andy Fuchs leitet die 16 Mann starke PR-Abteilung von Toyota in Köln

Als Toyota 2002 in die Formel 1 kam, schlug das neue Team kometenartig ein: Gleich im allerersten Rennen fuhr Mika Salo in Australien in die Punkte. Allerdings sollte es mit dem einzigen in Deutschland beheimateten Team nicht ganz so grandios weitergehen. Auf viele Höhen folgten auch wieder Tiefen. Vor allem im vergangenen Jahr, als man im Laufe der gesamten Saison gerade einmal 13 Punkte holen konnte. Zum Vergleich: 2005 waren es 88. Toyota ist Mittelmaß und behält dennoch die Ruhe.#w1#

Abteilung mit 16 Mitarbeitern

Andy Fuchs ist Leiter der Bereiche Marketing und Kommunikation beim Formel-1-Team des japanischen Automobilkonzerns. Er muss gemeinsam mit seinem Team die Leistungen auf der Strecke in der Öffentlichkeit verkaufen. "Wir sind ein kleines Team. Wir sind im Bereich Marketing und Presse 16 Leute. Die eine Hälfte ist für die Medienarbeit zuständig, die andere Hälfte macht Sponsorenakquise und Sponsorenmanagement", sagt er.

Die Formel-1-Mannschaft aus Köln-Marsdorf beschäftigt rund 650 Mitarbeiter und steht mit einem Jahresbudget von über 400 Millionen Euro auf der finanzstarken Seite der Königsklasse. Fuchs: "Wichtig ist, dass man auf finanziell gesunden Beinen steht. Wir haben das Glück, dass wir einen Konzern hinter uns haben, der uns eine gewisse Rückendeckung gibt." Diese Rückendeckung hat bislang niemals versagt. In der japanischen Konzernzentrale hat man die Entwicklungen im Team mit Ruhe und Wohlwollen verfolgt.

"Wir haben das Glück, dass wir einen Konzern hinter uns haben, der uns eine gewisse Rückendeckung gibt." Andy Fuchs

Während sich die letzten verbliebenen Privatteams in der Formel 1 auf der Suche nach Sponsoren immer neue Aktionen einfallen lassen müssen, geht man bei Toyota einen anderen - einen unabhängigen - Weg: "Viele Fragen, ob wir bei Toyota überhaupt Sponsoren nötig haben. Das ist eine berechtigte Frage. Rein vom Finanziellen her könnten wir sagen: 'Nein, brauchen wir nicht!' Wir könnten auch Motorsport einfach so machen. Aber wir haben eine andere Philosophie. Wir sind begeisterte Motorsportler und wollen diese Begeisterung mit anderen teilen. Das ist unser Ziel."

"Wir haben Partner, die uns seit vielen Jahren begleiten. Wir haben etwa sechseinhalb bis sieben Jahre Verweildauer. Unsere Partner sind also langfristige Partner, weil sie das gleiche Interesse an der Faszination Motorsport haben - und sie wollen das entsprechend an ihre Kunden mit rüberbringen", sagt Fuchs, der auf das Zusammenspiel mit den Sponsoren größten Wert legt. Die Ehe muss harmonisch sein, die Partner müssen sich in ihren Stärken und Ansprüchen ergänzen - ganz wie im richtigen Leben.

Finger weg von Tabak und Alkohol

"Es ist natürlich nicht einfach, solche Partner zu finden. Es muss matchen, denn wir haben als Toyota auch ein Wertesystem, das da passen muss. Wir sind nicht nur Formel-1-Team, sondern wir sind ein Großkonzern, der seine Werte mit anderen Partnern teilen will. Ein Beispiel: Die ganze Diskussion um Zigarettenwerbung betraf uns nie, denn wir hätten eh nie einen Zigarettenpartner genommen. Alkohol ist ebenso kein Thema für uns, weil das aus unserer Sicht nicht mit der Automobilindustrie zusammenpasst. Auch riskante Hedgefonds gehören nicht zu unserem Segment."

"Toyota ist ein Technologiekonzern, entsprechend wichtig ist es, dass das Partnerportfolio auch dazu passt. Wir versuchen dann eben im Hightechbereich die Besten zu finden - das ist bei uns eben Panasonic. Wir sind sehr glücklich damit. Da hat sich natürlich auch in anderen Bereichen jetzt etwas entwickelt, eine Kooperation. Wir haben Batteriebedarf bei unseren Hybridfahrzeugen, wo sich dann Panasonic empfehlen konnte."

"Toyota ist ein Technologiekonzern, entsprechend wichtig ist es, dass das Partnerportfolio auch dazu passt." Andy Fuchs

Die Herangehensweise bei der Sponsorenakquise ist immer gleich: Partner verstehen, Ziele abgleichen, potenzielle Synergien erkennen. "Nehmen wir einmal das Beispiel Panasonic. Die stellen Flatscreens her und wollen ihr Geschäft und ihr Produkt mit Emotionen aus der Formel 1 aufladen. Da ist die Logogröße sehr wichtig, bei einem solchen Unternehmen, welches Massenprodukte verkauft. Da haben wir sogar die Namensrechte an die weitergegeben. Aber es gibt auch Unternehmen wie EMC2, die nur an Unternehmen verkaufen und nicht an Endkonsumenten. Die nutzen eher die Hospitalityplattform und die Pressemöglichkeiten."

"Was gibt es Besseres als in einem Formel-1-Umfeld zu zeigen, wie Technologie eingesetzt wird? Da gibt es in der Formel 1 die Möglichkeit, die Technologie emotional und greifbar darzustellen. Die Formel 1 ist der größte jährliche Sportevent mit 160 Millionen Zuschauern und Milliarden von Fans. Nur die Olympischen Spiele sind vielleicht noch größer, aber eben nur alle vier Jahre. Eine bessere sportliche Plattform für Vermarktung gibt es nicht."

Moderne Gladiatoren

"Früher ging man in die Gladiatorenarena, heute zum Formel-1-Rennen. Solange es Menschen gibt, wird es auch den Zweikampf geben. Das sieht man doch an jeder Ampel, wo einer versucht, den anderen abzuhängen. Die Formel 1 ist die kultivierteste Form davon. Die Maschinen sind bis zum letzten Teilchen durchdesignt, es ist pures Adrenalin und dann noch - das hat die Formel 1 sehr gut gemacht - die Plattformen, die drumherum sind."

"Von Hospitality und Vermarktung her gibt es nichts Besseres. Die Formel 1 ist nicht ohne Grund die wertvollste Sportplattform der Welt. Billig ist die Formel 1 nicht, aber man erreicht seine Ziele. Ich habe die Möglichkeit, in 18 Märkten aufzutreten, und kann dann zusätzlich noch lokal aktivieren. Das sieht man immer mehr, dass Partner die Formel 1 zu den Fans bringen."

Timo Glock

Das Hochglanzimage der Formel 1 soll für eine gesunde Promotion genutzt werden Zoom

Und die Fans sollen sich die Formel 1 abholen. Im besten fall beim Toyota-Händler um die Ecke. Win on Sunday, sell on Monday - ein altbekannter Satz aus dem Motorsport, der natürlich die Realität kaum wiedergibt. Da dies allerdings aus der großen Masse nur wenige tatsächlich tun, muss das Engagement breitflächig kommuniziert werden. Genau dort helfen wieder die Partner: "Wenn ich nur beim Toyota-Händler ein Bild vom Formel-1-Auto hängen habe, ist das schön. Wenn ich aber in den Media-Markt gehe und sehe auf den Flatscreens die Faszination Motorsport, dann multipliziert sich das. Und das ist unser Interesse."

Hinzu kommen die Piloten, die mit Bedacht gewählt werden. Laut Fuchs spielen die modernen Gladiatoren nicht nur hinter dem Lenkrad eine entscheidende Rolle: "Wenn sie mit Technikern sprechen, dann werden die sagen, dass er gewinnen können muss. Heute ist glaube ich die Persönlichkeit des Fahrers sehr wichtig. Wichtig ist nicht nur der Erfolg auf der Rennstrecke, sondern auch die Art und Weise, wie sich ein Fahrer vermarktet. Es steckt ein Team von 650 Leuten dahinter, aber die Piloten sind die Galionsfiguren. Sie sind das Aushängeschild des Unternehmens. Von daher ist es wichtig, dass man Fahrer hat, die das dementsprechend rüberbringen."

Image der Fahrer strategisch wichtig

"Wir haben einen guten Mix mit einem erfahrenen und einem jungen Fahrer. Jarno Trulli hat nebenbei noch seine Seite als Hobbywinzer und Timo Glock hat die zu Toyota passende Bodenständigkeit. Die Offenheit und Zugänglichkeit der Fahrer ist meiner Meinung nach sehr wichtig. Erfolg macht immer attraktiv, aber es ist einfacher, wenn man einen Fahrer hat, der das dann auch noch entsprechend kommunizieren kann. Michael Schumacher war ja nicht nur erfolgreich, sondern er ließ sich gut vermarkten. Er hatte auch in Deutschland hohe Sympathiewerte", so Fuchs zur strategisch wichtigen Fahrerwahl.

Es ist für den Marketingfachmann ein verhältnismäßig leichtes Spiel, wenn man zwar Partner möchte, sie aber nicht dringend braucht, um existieren zu können. Andere haben es da deutlich schwerer. Vor allem jetzt, da der Formel 1 nach der Spionageaffäre aus dem vergangenen Jahr und dem aktuellen Fall Max Mosley ein Imageproblem droht: "Wenn man ein hohes Amt trägt, sollte man eine Vorbildfunktion haben. Wir sehen es bisher nicht, dass da irgendwo negative Dinge hervortraten. Aber es gibt einem etwas zu denken. Unsere Haltung ist klar: Wir distanzieren uns von allen rassistischen und ähnlichen Dingen. Wir müssen mal abwarten, was passiert. Aber sicherlich ist es nicht förderlich."

"Wenn man ein hohes Amt trägt, sollte man eine Vorbildfunktion haben." Andy Fuchs

Bei aller Entspanntheit wird ein weltweit konsequent agierender Konzern wie Toyota irgendwann an der Spitze stehen wollen. Die Investition von mehreren 100 Millionen Euro pro Jahr soll Früchte tragen. Süß sollen sie sein und den Namen Weltmeister tragen. Aber Fuchs schränkt ein: "Allein dabei zu sein in diesem exklusiven Bereich Formel 1 ist schon etwas wert. Es sind so wenige Firmen, die dabei sind. Und es sind Millionen von Fans, die jedes Wochenende am Bildschirm sitzen und die Formel 1 live verfolgen. Es bewegt sehr viel. Eines darf man nicht vergessen: Wir sind sehr neu in den Geschäft. Toyota war in der Rallyezeit sehr erfolgreich. Wir waren in Le Mans erfolgreich."

"Vielleicht waren wir etwas blauäugig, als es zu Anfang manchmal hieß: Toyota kommt, sieht und siegt. So einfach ist es nicht. Ferrari hat 15 Jahre gebraucht bis zum ersten Weltmeistertitel. Wir sind im siebten Jahr dabei. Es gab Jahre, wo es etwas besser ging, und es gab Rückschritte. Wenn es so einfach wäre, dann wäre jeder dabei. Langfristig wollen wir natürlich nicht langfristig Mittelmaß bleiben, aber wir sind ja auf dem richtigen Weg. Es gibt vielleicht noch drei Teams, die etwas weiter vorne sind. Diese Lücke zu schließen, ist die Aufgabe der kommenden Jahre. Im Bereich der Vermarktung stellt das kein großes Problem dar."

Andy Fuchs im Kreuzverhör:

Geburtsdatum: 30. September 1966

Geburtsort: Heidelberg

Wohnhaft in: der Eifel

Familienstand: verheiratet

Erstes Fahrzeug: Citroën 2CV

Aktuelles Fahrzeug: Toyota Land Cruiser

Erlernter Beruf: Diplomkaufmann

Im Motorsport involviert seit: 2004

Größter beruflicher Erfolg: Aufbau einer Automobilmarke in Südamerika

Größtes Ziel: beruflich: Weltmeisterschaft, privat: Berghof in den Alpen

Lieblingsfahrer und -team in der Formel 1: ...na wer wohl?

Online oder Print? Online

Business- oder Economy-Class? Business Class - die Weine sind besser!

Boulevard oder Feuilleton? Feuilleton

Festgeld oder Optionsschein? Festgeld

T-Shirt oder Sakko? T-Shirt mit Sakko

Opernball oder Oktoberfest? Sowohl als auch

Arbeit oder Hobby? Sowohl als auch, Formel 1 ist ja schon ein Hobby!

Lebensmotto: Das Leben ist zu kurz, um einen schlechten Wein zu trinken!

Lieblingslektüre: Reiseberichte

Person, die ich am meisten bewundere: meine Frau, da sie mich hundertprozentig unterstützt

Person, mit der ich mal auf ein Bier gehen möchte: Reinhold Messner

Geld bedeutet für mich... dass ich meine Rechnungen bezahlen kann - dass mehr oder weniger Geld aber weder glücklicher noch zufriedener macht

Motorsport fasziniert mich, weil... es wie kein anderer Sport Technologie mit Leidenschaft, Einsatz und Begeisterung verbindet