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Was in Montmeló sonst noch geschah

Die Boulevard-Revue aus Spanien: Von neuen Motorhomes, Internetsurfen in Barrichellos Wohnwagen, Fußballerbesuchen und vielem mehr

(Motorsport-Total.com) - Endlich wieder in Europa! Nach den anstrengenden Langstreckenflügen nach Australien, Malaysia und Bahrain war es für die ausnahmslos in Europa stationierten Formel-1-Teams die reinste Wohltat, schon nach etwa zwei Stunden Flugzeit wieder aus den Jets steigen zu können! Entsprechend gelöst war am vergangenen Wochenende die Stimmung im Fahrerlager.

Titel-Bild zur News: Fahrerlager in Barcelona

Die Formel 1 ist wieder in Europa: Lebendiges Fahrerlager in Barcelona

Los ging's diesmal schon am Mittwoch, denn Toyota-Pilot Timo Glock ließ es sich nicht nehmen, zum Champions-League-Semifinale zwischen dem FC Barcelona und Manchester United ins Nou-Camp-Stadion zu gehen. Der Deutsche wurde begleitet von einer 'Premiere'-TV-Crew und sah ein nicht allzu berauschendes 0:0. Im gestrigen Rückspiel in Manchester schoss United Barcelona übrigens mit 1:0 aus dem Bewerb.#w1#

Tolle Stimmung im Nou-Camp-Stadion

Glock zeigte sich von der Stimmung im fast 100.000 Zuschauer fassenden Stadion sehr beeindruckt: "Wenn du hier in diesen Kessel einläufst, ist das wahrscheinlich noch mehr Adrenalin als bei uns", so der Formel-1-Star, dem am Rennsonntag 132.600 Motorsportfans auf die Finger schauten. "Sobald das Auto läuft, hörst du von den Fans nämlich gar nichts mehr. Die Spieler haben im Hintergrund immer den Druck der Fans. Das finde ich beeindruckend."

Fahrerlager in Barcelona

Nach den drei Überseerennen präsentierte sich das Fahrerlager wieder wie gewohnt Zoom

Am Circuit de Catalunya selbst herrschte schon die ganze Woche ein wenig Betrieb, schließlich hatten bis auf Super Aguri alle Teams dort getestet. Außerdem mussten zum Auftakt der Europasaison ja die Motorhomes wieder aufgebaut werden, die in Übersee natürlich nicht im Fahrerlager waren. Und es bestätigte sich wieder einmal: Auch wenn alle Teams sagen, dass sie sparen müssen, scheinen sie dies jedenfalls nicht bei der Hospitality zu tun...

Normalerweise stehen die beeindruckendsten Mobilpaläste immer im vorderen Bereich des Fahrerlagers, aber das hat sich 2008 geändert: Von den Topteams hat wohl das BMW Sauber F1 Team das prachtvollste Motorhome, in der Mitte folgt dann die berühmte und sehr beliebte Energy-Station von Red Bull, aber ganz hinten stehen keine erbärmlichen Zeltaufbauten mehr, sondern die 1A-Hospitalitys von McLaren-Mercedes und Force India!

McLaren-Mercedes 2008 ganz hinten

McLaren-Mercedes wurde bekanntlich wegen der Spionageaffäre aus der Konstrukteurs-WM 2007 ausgeschlossen und daher seit dem Bahrain-Grand-Prix ohne die anfängliche Ausnahmeregelung nach hinten verbannt. Das bedeutet unter anderem, dass ein silberner Truck wegen des Platzmangels draußen bleiben muss. "Die Mechaniker laufen jetzt halt mehr hin und her. Das ist kein Problem für uns", winkte Mercedes-Sportchef Norbert Haug ab.

Force-India-Motorhome

Vijay Mallya kaufte für Force India das höchste Motorhome im Fahrerlager Zoom

Eine nette Geste ließen sich die Silberpfeile am Donnerstag einfallen, denn auf Anregung von Teamchef Ron Dennis hin luden sie ihre "neuen Nachbarn" Force India und Super Aguri zu einem Teekränzchen ein. Serviert wurden Kuchen, Kekse und Snacks. Insgesamt folgten etwa 40 Mitarbeiter der beiden Teams der Einladung, darunter auch Anthony Davidson: "Schon beeindruckend, was die da hingestellt haben", bewunderte er das "Brand-Centre", wie das Motorhome offiziell heißt.

Das neue Motorhome, das Vijay Mallya für Force India gekauft hat, kann sich ebenfalls sehen lassen - es ist sogar das höchste im Fahrerlager und wurde scherzhaft "Taj Mahal" getauft, auch wenn es von innen kleiner wirkt als von außen. Außerdem dürfte Teamchef Colin Kolles die ursprüngliche Innenausstattung nicht gefallen haben, denn am Donnerstag fuhr er selbst zu einem IKEA in Barcelona, um komfortablere Stühle und Tische zu kaufen.

Gepflegte Einstandsparty bei Red Bull

Etwas gemächlicher als sonst (und in der Lautstärke gedämpfter - einige Paddock-Journalisten wie zum Beispiel unser Dieter Rencken sind schließlich nicht mehr die Jüngsten) wurde Red Bulls Energy-Station eingeweiht. Besonderer Service für die Journalisten, die sich bei den Österreichern besonders gerne den Bauch vollschlagen: In Barcelona standen überall Personenwaagen. Beim letzten Energy-Station-Auftritt in Monza wird wieder gewogen - und dann mit den Barcelona-Werten verglichen...

Party in der Energy-Station

Bei Red Bulls Party am Donnerstag ging es diesmal recht chillig zu Zoom

Außerdem am Donnerstag: Die FIA enthüllte ihre neue Anti-Rassismus-Kampagne "EveryRace" (je nach Übersetzung "jedes Rennen" oder "jede Rasse" - welch passendes Wortspiel), die übrigens von Toyota nicht unterstützt wurde. Hintergrund: Der spanische Verband wollte, dass die Kampagne nicht ausgerechnet in Barcelona präsentiert wird, und Toyota wollte diesem Anliegen nicht in den Rücken fallen. Infos zur Kampagne unter EveryRace.net.

Nelson Piquet Jr. hatte indes die große Ehre, eine Büste seines Vaters Nelson Sr. in der Champions-Avenue am Circuit de Catalunya zu enthüllen. Piquets Büste ist die zwölfte am Circuit de Catalunya - die erste wurde ausgerechnet für seinen früheren Intimfeind Ayrton Senna aufgestellt. Außerdem sind unter anderem Jackie Stewart, Riccardo Patrese, Patrick Tambay, unser Christian Danner und Randy Mamola in der Champions-Avenue vertreten.

Mehr als 300.000 Zuschauer an vier Tagen

Zuschauertechnisch konnte man sich am Donnerstag nicht beklagen, denn zum Pitwalk kamen immerhin 25.000 Fans, die natürlich nur Augen für Lokalmatador Fernando Alonso hatten. Der enttäuschte nicht, wurde Zweiter im Qualifying und schied im Rennen nach starker Leistung aus. Alonso lockte am Freitag 45.000, am Samstag 115.000 und am Sonntag 132.600 Zuschauer nach Barcelona. Das macht insgesamt 317.600, um mehr als zehn Prozent weniger als 2007.

Motorhomes der Formel-1-Stars

So campen Formel-1-Piloten: Die Motorhomes von Nico Rosberg und Co. Zoom

Den Herren Nico Rosberg, Sebastian Vettel, David Coulthard, Jenson Button und Rubens Barrichello war das herzlich egal, denn diese fünf Piloten kommen zu den Europarennen mit ihren eigenen Wohnwägen - und parken direkt nebeneinander! Motto: Luxuscamping mit Formel-1-Stars. Für Rosberg ist das Comeback des Motorhomes besonders schön, weil er nun wieder von Ex-Michelin-Küchenchef Vincent bekocht wird.

Dessen Gerichte scheinen auch bei Barrichello anzukommen, denn "Rubinho", der in Barcelona übrigens seinen 256. Grand Prix fuhr und damit den alten Patrese-Rekord einstellte, klaute glatt ein Stück Kuchen aus Rosbergs Wohnwagen! Rosberg weiß aber, wie er sich revanchieren kann: "Ich gehe manchmal zu Rubens Internetsurfen, denn ich selbst habe nur mobiles Internet. Das ist mir zu teuer", so der sparsame Millionenverdiener.

Als Nico noch in den Windeln lag...

Obwohl zwischen dem jungen Deutschen und dem brasilianischen Routinier 13 Jahre liegen, verstehen sie sich gut. Als Barrichello 1993 an seinem ersten Grand Prix teilnahm, "bin ich wahrscheinlich im Haus meiner Eltern Dreirad gefahren! Da hatte ich noch eine Micky-Maus-Wand und Micky-Maus-Bettwäsche. Rubens Barrichello hat mir damals wahrscheinlich nichts gesagt", schmunzelte Rosberg. "Er ist ein sehr netter Kerl, eine nette Persönlichkeit."

Kai Ebel und seine Mila

Kai Ebel (rechts) ist seit 2002 mit seiner Verlobten, der Malerin Mila, zusammen Zoom

Heimliches Highlight des Donnerstags war aber mit Sicherheit nicht der Einzug der Motorhomes, sondern das jährliche Bridgestone-Kartrennen für die "Paddock-Pundits", wie unsere britischen Kollegen die Fahrerlagerinsider nennen. Der Sieg ging an das 'Premiere'-Team mit 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer, Platz zwei holte ein belgisches Team um Bas Leinders und Dritter wurden die Kollegen von 'Autosport'.

Am Freitagmorgen lieferte die 'Bild'-Zeitung die mit Abstand wertvollste Schlagzeile des Wochenendes: 'RTL'-Boxengassenreporter Kai Ebel wird die Malerin Mila heiraten, mit der er seit 2002 zusammen ist! Zwar steht noch kein Hochzeitstermin fest, aber Ebel stellte klar, dass ganz unklassisch, nicht in Weiß und mit einem möglichst bescheuerten Ring geheiratet wird - passend zu seinem schrillen Bekleidungsstil eben.

Zärtliches Geplänkel: Kai Ebel und seine Mila

Die Frauenwelt fiel kollektiv in suizidale Trauer, als sie davon hörte, dass Ebel vom Markt ist - dabei hat unser geschätzter Kollege durchaus seine Macken: "Ich hasse es, wenn er durchs TV-Programm zappt. Die arme Fernbedienung, die platzt irgendwann", nörgelte seine Mila, die ihn außerdem als "dickköpfig" bezeichnete. Aber Ebel ist bekanntlich auch nicht auf den Mund gefallen: "Sie ist mega-stur, vor allem wenn man über TV-Sendungen streitet", lautete sein Konter.

Kazuki Nakajima und Nico Rosberg

Fotoshooting für McGregor: Model, Kazuki Nakajima und Nico Rosberg Zoom

Nico Rosberg und sein Teamkollege Kazuki Nakajima hatten am Freitag einen großen Auftritt, als sie für Williams-Bekleidungssponsor McGregor auf den Catwalk mussten. Ihr Lächeln dürfte eher den schönen Begleitmodels gegolten haben als ihrer eigenen Show. Apropos Williams: Pressemann Liam Clogger war nicht in Barcelona und schickte daher an seiner Stelle seine Kollegin Claire Williams, die Tochter von Frank, joggend um den Kurs. Rundenzeit wurde diesmal keine veröffentlicht...

Erstmals zur Formel 1 kam an diesem Jahr Michael Schumacher, der sich am Samstag im Motorhome von Karl-Heinz Zimmermann lange mit seinem Ex-Teamkollegen Nelson Piquet unterhielt und vor allem seinen Manager Willi Weber im Schlepptau hatte, der einem Erfinder das Patent für eine wiederverschließbare Aludose abgekauft hat und damit nun mehr Millionen scheffeln will als in fast zwei Jahrzehnten als Fahrermanager. Natürlich hatte er eine Vorzeigedose immer dabei.

600. Grand Prix von Giorgio Piola

Während Rubens Barrichello wie angesprochen seinen 256. Grand Prix bestritt, war der italienische Journalist Giorgio Piola schon zum 600. Mal (!) bei einem Formel-1-Rennen dabei. Piola ist bekannt für seine erstklassigen technischen Zeichnungen und bekam als Anerkennung für seine Arbeit von seinem Kumpel Patrick Head ein Element des Williams-Bodyworks geschenkt. Aufschrift: "Gratuliere, Giorgio!"

Meeting der Teamchefs

Beim Treffen der Teamchefs am Sonntag flogen durchaus die Fetzen Zoom

Am Sonntagmorgen begann zunächst alles ganz friedlich, als die ersten Fans Gelegenheit hatten, auf den 25 Videowalls den Film "Asterix bei den Olympischen Spielen" mit Michael Schumacher und Jean Todt in Nebenrollen zu sehen. Das Ganze war aber der reinste Beschiss, denn die Veranstalter hatten damit geworben, den Film quasi im Rahmenprogramm zu zeigen - nur: Nach gerade mal 20 Minuten war der Spaß auch schon wieder vorbei!

Die Fetzen flogen dann beim Meeting der Teamchefs im Toyota-Motorhome, bei dem von Bernie Ecclestone der Vorschlag kam, eine Petition in die Wege zu leiten, um den umstrittenen FIA-Präsidenten Max Mosley aus dem Amt zu hebeln. Ecclestone stand zwar bisher hinter Mosley, sieht nun aber ein, dass durch den Skandal das Image der Formel 1 leidet, was wiederum zahlungskräftige Sponsoren davon abhalten könnte, ihr Geld hier zu investieren.

Streit beim Meeting der Teamchefs

Angeblich kam die Petition schlussendlich nicht zustande, weil Ferrari, Williams und Toro Rosso dagegen waren. Williams war durch Adam Parr bei dem Meeting vertreten - und der hatte keine Scheu davor, Ecclestone die Stirn zu bieten. Darauf soll der Formel-1-Boss unbesonnen reagiert haben: "Fucking Amateur!" Später kühlte Bernie sein Gemüt wieder ab, als er bei Kumpel Flavio Briatore in der Renault-Box das Rennen anschaute.

Sonia Irvine

Sonia Irvine organisierte in Barcelona wieder ihre Amber-Lounge-Party Zoom

Ein paar Leute hatten am Sonntagmorgen noch gar keine Energien für solche Wutausbrüche. Am Samstagabend stieg nämlich die von Sonia Irvine - ihr Techtelmechtel mit Lewis Hamilton ist längst Schnee von gestern - organisierte Amber-Lounge-Party, bei der Michael Schumacher die Nacht zum Tag machte. Natürlich schaute auch Nico Rosberg kurz vorbei, übrigens in Begleitung seiner Freundin Vivian Sibold - von der edlen Amber-Lounge in den Wohnwagen, auch gewöhnungsbedürftig...

Wenn wir schon von Freundinnen reden: David Coulthard verpasste die Fahrerparade vor dem Rennen und musste dafür 4.000 Euro Strafe zahlen. Dies wollte er erst nicht hinnehmen - also bot er einen Deal an: "2.000 Euro, wenn ich sofort in bar zahle!" Die FIA-Herren fanden das gar nicht lustig, es blieb bei den 4.000 Euro. "DC" nahm es mit Humor: "Dann darf meine Verlobte Karen halt eine Woche lang nicht shoppen gehen und es kommt kein Essen mehr auf den Tisch!"

Lange Liste an Prominenten

In sich hatte es die Liste der Prominenten und VIPs in Barcelona. Wahrscheinlich sind uns viele Namen auch ganz entgangen, aber unserem Auge nicht entziehen konnten sich die Fußballer Lionel Messi und Gabriel Milito vom FC Barcelona, Real-Madrid-Präsident Ramon Calderon, der Flavio Briatore einen Besuch abstattete, Profigolfer Seve Ballesteros und natürlich König Juan Carlos, der es sich als leidenschaftlicher Motorsportfan nicht nehmen ließ, die Siegerehrung vorzunehmen.

Lionel Messi und Gabriel Milito

FC Barcelona zu Gast bei Red Bull Racing: Lionel Messi und Gabriel Milito Zoom

Außerdem sind uns die im Fahrerlager bekannten, aber nicht immer anwesenden Gesichter von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz - in Begleitung einer hübschen Brünetten -, Mitteleuropa-Rallye-Sieger Carlos Sainz sowie den Tourenwagenstars Andy Priaulx und Gabriele Tarquini aufgefallen. Außerdem wieder mit von der Partie: Ecclestone-Tochter Tamara, die ihre Karriere als TV-Moderatorin weiter ankurbeln möchte...

Zum Abschluss sei noch eine besonders nette Geste erwähnt, die zeigt, dass es in der Formel 1 bei allem Konkurrenzkampf immer noch menschlich zugeht: Als Heikki Kovalainen nach seinem Horrorcrash ins Krankenhaus in der Stadt geflogen wurde, waren nicht nur seine britische Freundin Catherine und McLaren-Mercedes-Teamarzt Aki Hintsa dabei, sondern auch der von Toyota ohne Zögern zur Verfügung gestellte Mediziner Ricardo Ceccarelli - eine schöne Geste!