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  • 22.11.2007 13:59

Chevrier: "Ein Team hat einen klaren Vorteil"

Renault-Motorenchef Denis Chevrier über die Auswirkungen der neuen Einheitselektronik ECU, mit der die Ingenieure 2008 zurechtkommen müssen

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Denis, können Sie uns etwas über die Bedeutung der neuen ECU für die Arbeit der Ingenieure sagen?"
Denis Chevrier: "Sie ist riesig! Die ECU zu optimieren, ist für alle Teams die Aufgabe des Winters und vor allem eine Herausforderung für die Ingenieure."

Titel-Bild zur News: Denis Chevrier Renault

Motorenchef Denis Chevrier ist alles andere, als begeistert von der neuen ECU

Frage: "Können Sie das genauer erklären?"
Chevrier: "Die Motorenentwicklung ist seit Anfang 2007 eingefroren. Das heißt, die in der Vorsaison eingesetzten V8-Motoren dürfen nicht mehr verändert werden. Sie haben aber durch die neue ECU eine komplett andere Motorelektronik. Renault hat mit seinen langjährigen Partnern mehr als 20 Jahre lang eng zusammengearbeitet und sein eigenes System mit seiner eigenen Sprache und Philosophie entwickelt."#w1#

"So konnten wir über Jahre gemeinsam eine Motorsteuerung nach unseren Anforderungen und Wünschen entwickeln. In diesem Winter ist das alles überholt und wir müssen alles von der Pike auf neu lernen, da die neue ECU anders funktioniert als unser System. Das mitgelieferte Programm hat abweichende Parameter, Einflussmöglichkeiten und einen anderen Aufbau."

Frage: "Was wollt ihr ab jetzt bis zum Saisonstart 2008 erreichen?"
Chevrier: "Das ist ganz einfach: Wir müssen auch in dem neuen Umfeld dieselben feinen Einstellmöglichkeiten erreichen. Dazu müssen wir uns nicht nur in das neue System einarbeiten, sondern auch die beteiligten Ingenieure schulen. Vor einem Jahr kannten wir die Eigenschaften der 2008 eingesetzten Motorelektronik in den Bereichen Datenauswertung und Datenspeicherung noch nicht."

"Es hat sich aber nicht nur die Technik der ECU verändert: Sie hat ihre eigene Sprache und verlangt andere Arbeitsabläufe. Ich möchte außerdem betonen, dass es nicht reicht, wenn jeder in Enstone und Viry für sich selbst arbeitet, um die ECU zu verstehen. Wir müssen es schaffen, dass die beiden Workshops genauso schnell wie in der Vorsaison zusammenarbeiten können."

Welches der elf Teams besitzt wohl den klaren Vorteil

Frage: "Wird der Lernprozess durch den Wegfall der Traktionskontrolle schwieriger?"
Chevrier: "Ja. Selbst wenn sich die elektronische Steuerung zwischen 2007 und 2008 nicht verändert hätte, wäre es schon eine Herausforderung, Motoren ohne Traktionskontrolle zu optimieren. Das ganze auch noch mit einer neuen ECU zu schaffen, ist eine riesige Aufgabe, da wir alle neuen Parameter des Systems beherrschen müssen."

Renault-Motorabdeckung

Auch Renault muss über den Winter die Geheimnisse der ECU entdecken Zoom

Frage: "Die technischen Möglichkeiten der neuen ECU sind noch nicht so weit entwickelt wie es bei der zuletzt verwendeten Ausbaustufe Step 11 der Fall war. Ist das ein Problem?"
Chevrier: "Bevor wir uns mit den theoretischen Unterschieden beschäftigen, müssen wir das neue Material beherrschen. Wir werden die Situation danach bewerten."

Frage: "Werden einige Teams einen Vorteil gegenüber anderen haben?"
Chevrier: "Es ist klar, dass diesen Winter ein Team weniger hart arbeiten muss als zehn andere. Dieses Team hat die Sprache der neuen ECU bereits komplett verstanden und verinnerlicht. Das bedeutet, dass es sich auf andere Bereiche konzentrieren kann, während die Konkurrenten sich mit dem Feintuning der neuen ECU beschäftigen müssen."

"Dieses Team hatte außerdem einen Vorteil, da die Mehrheit der Top-Teams schon während des Sommers nach zusätzlichen Funktionen und Programmen gefragt hat, die in die ECU aufgenommen werden sollten. Das könnte ein paar Hinweise auf einige Dinge gegeben haben: Zum Beispiel auf die Philosophie, die Bedienung von bestimmten Steuerungen oder wie Daten erfasst, gespeichert und ausgelesen werden können.

Frage: "Sind Sie trotzdem optimistisch?"
Chevrier: "Natürlich! Wir haben die Mittel um auch diese Hürde zu überwinden. Unser Ziel ist es, dass wir ab dem ersten Rennen der nächsten Saison konkurrenzfähig sind. Wir müssen zwar noch viel lernen, aber wir haben auch schon einige Monate harter Arbeit hinter uns."