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  • 13.09.2007 15:15

  • von Sebastian Vettel

Vettel-Kolumne: Da wäre mehr gegangen!

Sebastian Vettel berichtet in seiner Kolumne vom überwiegend positiven Wochenende in Monza und dem bevorstehenden Klassiker in Spa

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

In Monza lief es vor allem am Samstag gut, im Rennen dann leider weniger...

Liebe 'Motorsport-Total.com'-Leser,

Monza war unterm Strich ein richtig gutes Wochenende, vor allem der Samstag war ein richtig guter Tag. Aber es lief eigentlich von Anfang an nicht schlecht: Ich war in allen Freien Trainings schneller als mein Teamkollege Tonio Liuzzi. Das freut mich natürlich, denn im Endeffekt ist der Teamkollege der einzig wirklich unverfälschte Maßstab in der Formel 1. In Istanbul war bei mir eben ein bisschen der Wurm drin, aber in Monza passte alles halbwegs zusammen.

Ich hatte beim Test in der Woche vor dem Rennen zum ersten Mal richtig Gelegenheit, mit dem Setup zu spielen und auch mal etwas umbauen zu lassen. Ich saß ja auch in Budapest und in Istanbul schon im Auto, aber an den Rennwochenenden hat man für gewisse Experimente einfach keine Zeit, weil die Sessions zu kurz sind. So konnte ich das Potenzial des Autos aber besser ausschöpfen als bei meinen ersten beiden Rennen.#w1#

Gutes Qualifying, Pech im Rennen

Das Qualifying war dann wirklich gut, denn nachdem ich am Freitag mit einigen Sachen noch nicht hundertprozentig happy war, konnte ich mich am Samstag eigentlich über nichts beklagen. Blöd nur, dass ich im Q2 keine weichen Reifen mehr hatte, aber es war ja schon mal nicht schlecht, überhaupt so weit zu kommen. Außerdem fehlten mir auf die Top 10 gerade mal zwei Zehntel. Jedenfalls freute ich mich sehr auf das Rennen.

Leider ging am Sonntag gleich am Start etwas schief: Bei der Anfahrt auf die erste Kurve war ich gezwungen, auf die linke Fahrbahnseite zu gehen, denn David Coulthard hatte einen sehr guten Start und war innen neben mir. Die erste Kurve in Monza ist sehr eng, man kommt auch mit hoher Geschwindigkeit dort an - und ehe ich mich versah, hing ich Davidson auch schon hinten drauf. Vielleicht war das auch ein bisschen mein Fehler, aber so was kann halt passieren. Und ich muss dazusagen: Mit unkonstanten Bremsen, wie ich sie im Rennen leider hatte, ist es nicht so einfach, den Bremspunkt gleich in der ersten Kurve richtig einzuschätzen.

Sebastian Vettel

Monza ist die schnellste Strecke im gesamten Rennkalender der Formel 1 Zoom

Meine Frontpartie war natürlich beschädigt, also musste ich an die Box kommen, aber zu meinem Glück ging gleich in der zweiten Runde das Safety-Car auf die Strecke. So konnte ich von hinten auf das Feld aufschließen, ohne eine Runde zu verlieren. Nach der Safety-Car-Phase hatte ich aber auf einmal Probleme mit den Bremsen. Wir wissen noch nicht genau, woran das lag - das Team untersucht das noch. So etwas sollte natürlich nicht passieren, insofern ist es wichtig, dass wir das genau klären.

Ich bin danach dann ganz gute Rundenzeiten gefahren - meine schnellste Rennrunde war schneller als die von Tonio -, aber schade ist halt, dass wir unter unserem eigentlichen Potenzial geblieben sind. Da wäre schon mehr gegangen. Natürlich könnte man jetzt sagen, dass es für uns momentan sowieso nicht um Punkte geht, aber ich bin viel zu ehrgeizig dafür, als dass mir so etwas egal wäre. Zumindest sind wir ins Ziel gekommen, was in puncto Erfahrung wichtig war.

Auto derzeit nicht schnell genug für Punkte

Im Moment, das muss ich leider einsehen, ist mein Toro Rosso einfach nicht gut genug für Punkte. Daran möchte man sich aber nicht gewöhnen. Ich habe schon das Ziel, ganz vorne mitzufahren. Okay, das geht jetzt halt gerade nicht, aber umso motivierter bin ich, mit dem Team daran zu arbeiten, gemeinsam Fortschritte zu machen.

Die nächste Chance, es besser zu machen, haben wir am kommenden Wochenende in Spa. Wie alle Fahrer finde ich, dass es eine klasse Strecke ist. Ich bin dort schon in der Formel 3 und in der Renault-World-Series gefahren, in der ich 2006 einen Unfall im Regen hatte. Aber wie gesagt: eine tolle Strecke! Nur zur umgebauten Bus-Stop-Schikane kann ich noch nichts berichten, weil ich ja beim Test im Juli nicht dabei war.

Mirjam Weichselbraun, Sebastian Vettel und Melanie Binder

Die schönen Seiten als Fahrer: mit Mirjam Weichselbraun und Melanie Binder Zoom

Die Tage nach Monza habe ich zu Hause in der Schweiz verbracht, aber es ging gestern schon wieder mit Terminen weiter. Am Abend spielte ich mit der Rennfahrerauswahl Nazionale Piloti in Brüssel Fußball und heute bin ich schon an der Strecke. Trainiert wird am Donnerstag zwar noch nicht, aber es stehen Briefings mit den Ingenieuren auf dem Programm und die üblichen Interviews mit den Journalisten.

Freuen würde ich mich darüber, viele Fans in Spa zu sehen - mein Vater wird diesmal auch wieder dabei sein. Und wenn ihr nicht hinkommen könnt, dann drückt mir bitte einfach vor dem Fernseher fest die Daumen!

Euer Sebastian