• 09.09.2007 17:46

  • von Inga Stracke

Theissen: "Fehler sind zum Lernen da"

BMW Motorsport Direktor Mario Theissen im Interview über die Panne bei Robert Kubicas Boxenstopp und das solide Teamresultat in Monza

(Motorsport-Total.com/Premiere) - Frage: "Herr Theissen, waren Sie überrascht über die heutige Rennpace?"
Mario Theissen: "Es hat mich gefreut, dass Nick (Heidfeld; Anm. d. Red.) über weite Phasen des Rennens an Kimi (Räikkönen; Anm. d. Red.) dranbleiben konnte. Zum Angriff hat es natürlich nicht gereicht. Aber trotzdem: Die Performance war gut, damit kann man auch für Spa zuversichtlich sein."

Titel-Bild zur News: Mario Theissen

Mario Theissen freute sich über die neun gewonnenen WM-Punkte in Monza

Frage: "Was ist eigentlich beim missglückten ersten Boxenstopp von Robert Kubica passiert?"
Theissen: "Robert hat die Position nicht ganz getroffen. Er stand erstens leicht schräg und ist zweitens zu weit gefahren. Dadurch ist der Wagenheber abgerutscht. Als man das Rad wechseln wollte, stand das Auto am Boden - das ging eben nicht. Also musste das Auto von Hand gehoben werden. Das Ganze sah wie immer in solchen Situationen wie eine Ewigkeit aus. Wir haben rund zehn Sekunden dadurch verloren."#w1#

Starkes Manöver von Kubica

Frage: "Wie geht man als Teamchef damit um, wenn man den Boxenstopp vom Kommandostand aus verfolgt und dann so etwas erlebt?"
Theissen: "Ganz einfach: Man muss sofort die Überlegungen, die Strategie und alle Abläufe daran anpassen, denn es macht überhaupt keinen Sinn, sich darüber zu ärgern. Man muss sehen: Welche Konsequenzen hat das? Was müssen wir jetzt tun? Was müssen wir verändern? Das hat auch sehr gut funktioniert - bis hin zum Fahrer, der ja dieses Defizit mit einem sehr schönen Überholmanöver gegen Nico Rosberg aufgeholt hat."

"Es macht überhaupt keinen Sinn, sich darüber zu ärgern." Mario Theissen

Frage: "Platz fünf wäre wahrscheinlich sowieso das Maximum für ihn gewesen..."
Theissen: "Genau. Platz vier und fünf, das sind wieder neun Punkte - das war heute das beste Ergebnis, das wir holen konnten."

Frage: "Es wurde gescherzt, dass der Mann am Wagenheber sein letztes Rennen gemacht haben könnte. Wie stehen Sie dazu?"
Theissen: "Ich weiß noch nicht mal, was da los war, denn normalerweise hängt dieser Wagenheber nicht. Es kann natürlich auch ein Konstruktionsfehler sein. Aber Fehler sind dazu da, daraus zu lernen, und das werden wir tun."

Frage: "Relativ knapp vor Schluss kam Robert Kubica noch einmal an die Box. War das so geplant?"
Theissen: "Ja, das war geplant. Wir wollten den auch so weit rauszögern wie irgend möglich, weil er ja mit Kovalainen kämpfte. Er hing hinter ihm - und es war dann glücklicherweise so, dass Kovalainen zwei Runden früher kommen musste. Die haben Robert gereicht, um den nötigen Vorsprung hinzulegen, um vorbeizugehen."

Einstoppstrategie war kein Thema

Frage: "Hätte man nicht beim ersten Boxenstopp die paar Liter noch einfüllen können?"
Theissen: "Natürlich wäre das gegangen, aber wir mussten ja auch noch den weichen Reifen fahren, und dem haben wir keine 30 Runden zugetraut - und auch keine 25. Deswegen diese Staffelung mit zwei langen und einem kurzen Stint, um den weichen Reifen zum Schluss zu fahren."

"Wir mussten ja auch noch den weichen Reifen fahren." Mario Theissen

Frage: "Robert Kubica hat mit 351 km/h auch die Höchstgeschwindigkeit im Rennen erzielt. Ist man darauf als Motorenbauer auch ein bisschen stolz?"
Theissen: "Klar. Wir haben das schon im Qualifying gesehen, wir hatten die höchsten Topspeeds hier. Das ist gleichermaßen ein Kompliment an die Motorenbauer wie an die Aerodynamiker, die ja auch für Monza ein spezielles Paket mit wenig Luftwiderstand gezimmert haben. Das hat wieder gepasst."

Frage: "Es war ein Rennen der Emotionen, Ron Dennis lag nach dem Doppelsieg weinend in den Armen seiner Ehefrau. Berührt Sie so was auch?"
Theissen: "In dem Fall lässt es mich kalt, weil ich das gar nicht gesehen habe. Aber natürlich sind das emotionale Momente. Das Team steht extrem unter Druck. Da kann man solche Reaktionen erwarten."