powered by Motorsport.com
  • 10.09.2006 18:46

Porträt: Michael Schumacher, Superstar und Privatmann

Anlässlich der Bekanntgabe seines Rücktritts von der Formel 1 blicken wir zurück auf Michael Schumachers Anfänge und auf sein Privatleben

(Motorsport-Total.com/sid) - Als Michael Schumacher vor mehr als 15 Jahren zu seinem ersten Formel-1-Rennen nach Spa-Francorchamps kam, kannte er die Strecke überhaupt nicht und drehte die erste Runde mit dem Fahrrad. Nach den ersten Metern im Renntempo im Jordan wollte er seine ersten Eindrücke von der Königsklasse einfach nur "genießen". Dass jenes Rennen am 25. August 1991 die "Geburtsstunde des besten Rennfahrers der Welt" (Manager Willi Weber) sein würde, davon wagte der inzwischen siebenmalige Weltmeister nicht einmal zu träumen: "So vermessen darf man nicht sein, solche Erwartungen hatte ich damals definitiv nicht", sagt Schumacher.

Titel-Bild zur News: Michael und Corinna Schumacher

Michael Schumacher mit seiner Ehefrau Corinna, mit der er zwei Kinder hat

Nur sein damaliger Zimmergenosse in der Jugendherberge hatte vielleicht eine kleine Ahnung. Weber hatte schon früh das außergewöhnliche Talent des Jungen aus Kerpen erkannt und im richtigen Moment die richtigen Entscheidungen für dessen Karriere getroffen - und sich auch einer kleinen Notlüge bedient. Denn den Platz im Jordan-Cockpit als Ersatz für den mit der Justiz in Konflikt geratenen Belgier Bertrand Gachot hatte Schumacher nur bekommen, weil Weber Teambesitzer Eddie Jordan gesagt hatte, Schumacher sei schon oft in Spa-Francorchamps gefahren und kenne die Strecke sehr gut.#w1#

Schumacher brach alle Rekorde der Formel 1

Es war der Startschuss für eine einzigartige Karriere, in der Schumacher die Geschichtsbücher der Formel 1 komplett umschrieb. Die meisten WM-Titel, die meisten Siege, Punkte, schnellste Runden, Führungskilometer, und, und, und. Der viermalige Weltmeister Alain Prost, dessen Bestmarke von 51 Siegen Schumacher 2001 - natürlich in Spa-Francorchamps - aus den Annalen löschte, hält den Kerpener für "den Besten der Gegenwart". Formel-1-Boss Bernie Ecclestone sah in dem Deutschen schon früh den legitimen Nachfolger des 1994 tödlich verunglückten Ayrton Senna: "Er steht über allen anderen." Für Mercedes-Sportchef Norbert Haug, der Schumacher nur allzu gern in einem Silberpfeil gesehen hätte, war "Michael die Messlatte".

"Michael steht über allen anderen." Bernie Ecclestone

Schumachers Privatvermögen wird auf fast 300 Millionen Euro geschätzt. Privatjet, Luxusyacht und ein millionenschwerer Fuhrpark gehören längst zum ganz normalen Standard des reichsten deutschen Sportlers, der in Vufflens-le-Château in der Schweiz lebt und sich nur wenige Kilometer entfernt gerade ein Traumanwesen für die Zeit nach seiner Rennkarriere baut.

Hundenarr Schumacher, Besitzer von mehreren Vierbeinern, hat nicht nur sportlich seine Reifeprüfung mit Bravour bestanden, auch privat hat der Rheinländer alles fest im Griff, fährt mit Vollgas auf der Sonnenseite des Lebens. Der Ferrari-Star ist mit seiner Corinna glücklich verheiratet. Der Stolz der Familie sind die Kinder Gina Maria und Mick: "Sie sind die Nummer eins und geben meinem Leben einen anderen Sinn", sagt Schumacher.

Als Schumacher 1995 das damalige Erfolgsteam Benetton verließ und zu Ferrari wechselte, schüttelten viele Experten ungläubig den Kopf. "Mit Benetton habe ich alles erreicht, was man in der Formel 1 erreichen kann. Ich wollte eine neue Herausforderung", begründete Schumacher damals seinen Entschluss. "Michael hätte es sich einfach machen und für Williams oder McLaren fahren können. Doch nur bei Ferrari konnte er zeigen, wie gut er wirklich ist", sagt Weber.

Italiener vergöttern ihren "San Michele"

Bei dem italienischen Traditionsteam liest man "San Michele" noch immer jeden Wunsch von den Lippen ab, "Schumi" ist der heimliche Herrscher bei Ferrari: "Das Geld ist gut angelegt, Michael ist jeden Euro wert. Er zahlt den Preis in Siegen zurück, das ist ein fairer Deal", meint Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo, der Schumacher mit der Formel-1-Rekordgage von 30 Millionen Euro pro Jahr entlohnt.

"Michael zahlt den Preis in Siegen zurück, das ist ein fairer Deal." Luca di Montezemolo

Trotz des Reichtums bezeichnet sich Multimillionär Schumacher als bodenständigen Menschen, der die Wurzeln seiner Herkunft nicht leugnet. Während seiner Lehrzeit als KFZ-Mechaniker, die er 1989 abschloss, musste er mit 300 Mark monatlich über die Runden kommen, für sein erstes Formel-1-Rennen erhielt er 1.000 Mark Taschengeld. "Geld bedeutet für mich Sicherheit. Ich würde es aber niemals mit beiden Händen aus dem Fenster werfen", meint der Rennfahrer, der Sonderbotschafter der 'UNESCO' ist und einen beträchtlichen Teil seines Geldes für den guten Zweck spendet.

Schon als Sechsjähriger sammelte Schumacher auf der heimischen Kartbahn seines Vaters die ersten motorsportlichen Erfahrungen. Rolf Schumacher erkannte schnell das Talent seines ältesten Sohnes und förderte es. 1989 nahm ihn Weber unter Vertrag und investierte in den Geheimtipp. Inzwischen hat sich der Manager, der mit 20 Prozent an sämtlichen Einnahmen beteiligt ist, eine goldene Nase an seinem Musterschüler verdient.

1991 leuchtete der Stern über Schumachers Bilderbuchkarriere, als er in das Juniorenteam von Mercedes aufgenommen wurde. Durch konstant gute Leistungen und eine Mitgift der Schwaben öffnete sich für den damals 22-Jährigen das Tor zu Formel 1. Der Rest ist Geschichte.