• 08.01.2006 14:00

Michael Schumacher spricht vom Aufhören

Der Rekordweltmeister stellt klare Bedingungen an Ferrari - Hans-Joachim Stuck und Marc Surer können die Forderungen nachvollziehen

(Motorsport-Total.com/sid) - Nachdenklich, verunsichert, ratlos: Wenige Tage nach seinem 37. Geburtstag spricht der siebenmalige Weltmeister Michael Schumacher erstmals offen vom Ende seiner beispiellosen Formel-1-Karriere. "Wenn ich nicht mal eine Chance habe, Rennen zu gewinnen und um den Titel zu kämpfen, glaube ich nicht, dass ich große Lust verspüre, meine Karriere fortzusetzen", sagte der Wahl-Schweizer in einem Interview des Nachrichtenmagazins 'Der Spiegel'.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher hofft auf ein besseres Jahr: "Brenne auf's Fahren"

Schumacher knüpft die Verlängerung seines zum Saisonende 2006 auslaufenden Ferrari-Vertrages an eine klare Bedingung: "Das Auto muss konkurrenzfähig sein." Die vergangene Saison mit einem geschenkten Sieg beim Skandalrennen in Indianapolis und nur Platz drei in der Gesamtwertung sei "katastrophal gelaufen" und hat bei Schumacher Spuren hinterlassen: "Manchmal war es wie verhext."#w1#

Stuck: "Rentenvertrag" interessiert Schumacher nicht

Der erfolgreichste Rennfahrer aller Zeiten will abwarten und hat die Verhandlungen mit der Scuderia auf Eis gelegt. Erst Mitte des Jahres will Schumacher über seine Zukunft entscheiden. Das sei durchaus verständlich, sagte Ex-Formel-1-Pilot Hans-Joachim Stuck der 'Bild am Sonntag': "Ein Weltmeister wie Schumi gibt sich nicht mit dem ständigen Hinterherfahren zufrieden." Da interessiert es den entthronten Champion auch nicht, dass ihm Fiat-Präsident Luca di Montezemolo einen Vertrag auf Lebenszeit angeboten hat.

Selbst eine angebliche Erhöhung seiner Jahresgage von geschätzten 38 auf 50 Millionen Euro wäre für Schumacher längst keine Motivation mehr. Der Formel-1-Rekordgewinner (84 Grand-Prix-Siege), der mit Ehefrau Corinna und den Kindern Gina-Maria und Mick zurückgezogen auf einem Anwesen in der Nähe des Genfer Sees in der Schweiz lebt, hat in 15 Jahren Formel 1 ein Privatvermögen von mehr als 500 Millionen Euro angehäuft.

Außerdem dürfte ihn seine Gattin immer mal wieder fragen, ob es wirklich nötig ist, sein Leben immer wieder aufs Spiel zu setzen. Keiner der aktuellen Formel-1-Piloten hat derart viele Unfälle überstanden wie Schumacher - bisher 15 an der Zahl. Dabei mussten die Schutzengel mehrfach Überstunden schieben. Den bisher folgenschwersten Crash seiner Karriere erlebte Schumacher am 11. Juli 1999 beim Großen Preis von Großbritannien in Silverstone, als er in einen Reifenstapel krachte, mit einem doppelten Beinbruch aber noch vergleichsweise glimpflich davonkam. Nach sechs Rennen Pause kehrte er wieder auf die Rennstrecke zurück.

Michael Schumacher

Michael Schumacher: "Manchmal war es wie verhext." Zoom

Warum also tut sich Schumacher den Formel-1-Stress überhaupt noch an? "Rennfahren ist sein Leben, und er will als Weltmeister abtreten", meint Stuck. Der ehemalige Formel-1-Pilot Marc Surer sagt: "Er ist ein Racer, durch und durch. Da spielt Geld keine Rolle. Ein Schumacher braucht Siege, das ist seine Motivation."

Schumacher: "Jeder will an alte Zeiten anknüpfen"

Ferrari muss allerdings noch größere Anstrengungen unternehmen, um im Duell mit Weltmeister Renault und den Mercedes-Silberpfeilen in dieser Saison zu bestehen. Deshalb verlangt Schumacher vom italienischen Autobauer eine Vergrößerung des Teams, um wieder konkurrenzfähig zu werden. "Wenn wir den Fortschritt wollen, brauchen wir zusätzliche Leute. In der Formel 1 kann man sich Stillstand nicht leisten."

Nach dem Verlust des WM-Titels an den Spanier Fernando Alonso (Renault) sparte Schumacher nicht mit Selbstkritik. Er habe Fehler gemacht, die er sich nicht hätte gestatten dürfen: "Nach all den Erfolgen schleichen sich Nachlässigkeiten ein, vieles will man mit Routine erledigen."

Rund zwei Monate vor dem Saisonstart am 12. März in Bahrain hat Schumacher seinen Ehrgeiz dennoch nicht verloren. "Im Moment brenne ich auf's Fahren wie lange nicht mehr", sagte der Ferrari-Pilot, der Mitte Dezember zum ersten Mal seit einigen Jahren sogar seinen Winterurlaub unterbrochen hat, um zu testen: "Ich habe nicht das Gefühl, mir die Pause verdient zu haben." Die jüngsten Niederlagen hätten alle wachgerüttelt. Schumacher: "Jeder will an alte Zeiten anknüpfen. Der Biss ist wieder da."

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