• 09.11.2005 15:41

  • von Fabian Hust

Saisonanalyse Teil 17: Rubens Barrichello

Lesen Sie im 17. Teil unserer täglichen Saisonanalyse-Serie den Rückblick auf das Jahr von Ferrari-Pilot Rubens Barrichello

(Motorsport-Total.com) - Rubens Barrichello war ohne Zweifel der stärkste Teamkollege, den Michael Schumacher je hatte. An einem guten Tag konnte der Brasilianer dem anerkannt erfolgreichsten Rennfahrer im Feld durchaus Paroli bieten. Es blieb während der sechsjährigen Teamkollegenschaft jedoch bei ein paar wenigen Highlights.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Vor allem in der zweiten Saisonhälfte enttäuschte Rubens Barrichello

Aber auch in der Saison 2005 war "Rubinho" in den Augen von Ferrari der perfekte Teamkollege für den siebenfachen Weltmeister: Nicht schnell genug, um den Deutschen regelmäßig zu schlagen, aber gut genug, um Schumacher und Ferrari im Kampf um den WM-Titel zu unterstützen.#w1#

Jahr für Jahr konnte sich Rubens Barrichello steigern und kam seinem Teamkollegen Schritt für Schritt näher. Dies mag aber auch mit der Tatsache zusammen gehangen haben, dass die Autos von Ferrari mit jedem Jahr besser wurden. Untermauert wurde diese Theorie in der vergangenen Saison denn da hatte Ferrari mit dem Auto große Probleme und prompt wurde der Abstand zwischen den beiden Piloten wieder etwas größer.

So fehlten Michael Schumacher im letzten Jahr durchschnittlich 0,327 Sekunden auf die Pole Position, Rubens Barrichello 0,973 Sekunden - also eine Unterschied von 0,646 Sekunden. In der abgelaufenen Saison hinkte der Deutsche im Schnitt um 1,530 Sekunden hinterher, seinem brasilianischen Teamkollegen fehlten 2,240 Sekunden - eine Differenz von 0,710 Sekunden. Auch im Qualifying hatte Schumacher Barrichello mit 16:9 (das zweigeteilte Qualifying zu Saisonbeginn ist hier mit berücksichtigt) die Nase vorn.

Barrichello, Montezemolo und Schumacher

In Ferraris Augen war Rubens Barrichello der ideale Schumacher-Teamkollege Zoom

Sahen beide Fahrer das Ziel, so setzte sich Rubens Barrichello ein Mal durch, Schumacher hingegen sah die Zielflagge zehn Mal vor dem Paulista. Am Ende wurde Michael Schumacher trotz sechs Ausfällen im Vergleich zu Barrichellos zwei (in Malaysia und San Marino) mit 62 WM-Punkten WM-Dritter. Barrichello, der 38 Punkte sammelte, musste sich mit dem achten Rang begnügen.

Michael Schumacher riskierte viel in dem teilweise kaum fahrbaren Ferrari, während es Rubens Barrichello oftmals etwas ruhiger angehen ließ. Dafür leistete sich der 33-Jährige auch viel weniger Fahrfehler als der Weltmeister. Aber auch der Familienvater war nicht ganz fehlerfrei, so rutschte er zum Beispiel beim Saisonfinale in China kurz nach dem Start ins Kiesbett und musste dem Feld hinterher fahren.

Überhaupt waren die Leistungen Barrichellos im Vergleich zu jenen Schumachers in der zweiten Saisonhälfte deutlich schlechter. In den letzten acht Rennen holte Barrichello nur in Belgien und in Brasilien als Fünfter und Sechster Punkte, Schumacher hingegen punktete trotz dreier Ausfälle in Deutschland als Fünfter, in Ungarn als Zweiter, in Brasilien als Vierter und in Japan als Siebter.

Michael Schumacher vor Rubens Barrichello

Meistens fuhr Rubens Barrichello hinter Michael Schumacher ins Ziel Zoom

Teilt man die Saison in zwei Hälften, so holte Michael Schumacher in der ersten Saisonhälfte 34 Punkte, Barrichello 29 Punkte. Im zweiten Saisonabschnitt fuhr Schumacher noch 28 Punkte ein, Barrichello hingegen nur 9. Zudem war für Barrichello nie mehr als ein fünfter Startplatz (Frankreich und Großbritannien) drin.

Die Highlights setzte Rubens Barrichello also zu Saisonbeginn. Beim Saisonauftakt in Melbourne sah er als Zweiter die Zielflagge und sicherte sich auf dem Nürburgring und in Kanada zwei dritte Plätze und einen zweiten Rang beim Skandalrennen in den USA, wo er sich aber schlussendlich auch nicht gegen Schumacher durchsetzen konnte. Fakt ist, dass Barrichello vor diesem Rennen nur drei Punkte Rückstand auf Schumacher hatte, am Ende der Saison waren es 24.

Im kommenden Jahr will es Rubens Barrichello bei Honda versuchen. Um zu den Japanern wechseln zu können, ließ er sich vorzeitig aus seinem bis 2006 datierten Ferrari-Vertrag frei stellen. In seinen sechs Jahren hat Barrichello erkennen müssen, dass er bei Ferrari im Schatten von Superstar Michael Schumacher steht und kein Kraut gegen den Deutschen gewachsen ist. Vielleicht kann er an der Seite von Jenson Button beim Honda-Werksteam im kommenden Jahr aufblühen.

Jenson Button und Rubens Barrichello

Kommendes Jahr geht Barrichello mit Button bei Honda an den Start Zoom

Analyse der 'F1Total.com'-Experten:

Marc Surer: "Rubens war wohl nicht mehr allzu motiviert, denn dass er gegen Michael Schumacher so stark abgefallen ist, hat mich doch sehr gewundert. Ich bin gespannt, wie er sich gegen Button tun wird, aber das wird auch nicht einfach. Die Motivation wird nächstes Jahr sicher wieder kommen."

"2005 hat er in Indianapolis einmal aufgemuckt, aber Michael legt es in einer solchen Situation eben drauf an, wie man gesehen hat. Dann hat er wieder den Kürzeren gezogen - und damit war es für Rubens leider erledigt."

Hans-Joachim Stuck: "Er ist seinem Status als Nummer zwei im Team perfekt gerecht geworden. Vielleicht kann er sich davon im nächsten Jahr bei Honda endlich lösen, um einen fünften Frühling zu erleben. Das liegt ganz in seinen Händen. Sein künftiger Teamkollege Button ist sicher nicht so stark wie Michael Schumacher."

Statistiken zu Rubens Barrichellos Saison

Fahrerwertung: 8. mit 38 WM-Punkten (Gesamtübersicht)
Anzahl der gefahrenen Rennen: 19 (Gesamtübersicht)
Anzahl der Pole Positions: 0 (Gesamtübersicht)
Durchschnittlicher Startplatz: 10,5 (Gesamtübersicht)
Anzahl der schnellsten Rennrunden: 0 (Gesamtübersicht)
Bestes Ergebnis Qualifying: 5. (Frankreich, Großbritannien)
Bestes Ergebnis Rennen: 2. (Australien, USA)
Gefahrene Führungsrunden: 23 (Gesamtübersicht)
Ausfallrate: 10,5 Prozent (Gesamtübersicht)
Testtage: 25 (Gesamtübersicht)
Testkilometer: 8.884 (Gesamtübersicht)
Test-Tagesbestzeiten: 6 (Gesamtübersicht)

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