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Die heile Welt des Michael Schumacher

36 Jahre, aber noch kein bisschen alt: Michael Schumacher ist trotz des sportlichen Misserfolgs unverändert ein sehr glücklicher Mensch

(Motorsport-Total.com) - Nicht weniger als 221 Grands Prix hat Michael Schumacher bestritten, womit er der zweitfleißigste Formel-1-Fahrer der Geschichte und der längstdienende im aktuellen Starterfeld ist. Nach sieben WM-Titeln, 84 Siegen und 63 Pole Positions muss der in der Schweiz lebende Deutsche längst niemandem mehr etwas beweisen - und dennoch ist er nach wie vor hungrig nach dem, was er heute für geschätzte 60 Millionen Euro pro Jahr tut: Rennen fahren.

Titel-Bild zur News: Corinna und Michael Schumacher

Bei Ehefrau Corinna und seiner Familie tankt Michael Schumacher Energie

"Mir geht es gut", erklärte der 36-Jährige in einem entspannten Interview mit 'Premiere'. "Privat ist alles wunderbar, sportlich ist es dieses Jahr ein bisschen schwierig, aber alles in allem geht es mir eigentlich gut. Ich komme eigentlich ganz gut damit zurecht, mich auf neue Sachen einzustellen. Speziell nach dem Erfolg, den wir in all den Jahren hatten, fällt es mir jetzt nicht so schwer, auch die Niederlagen hinzunehmen. Die gehören genauso zum Geschäft wie die Siege."#w1#

Vom Kerpener Go-Kart-Kid zum Weltstar

Schumacher stammt aus recht bescheidenen Verhältnissen, ist in Kerpen in der Nähe von Köln aufgewachsen, hat seit 2003 keine Mutter mehr und blieb während seiner Karriere immer seinen Prinzipien treu. Dass das Superstardasein mit sich bringt, dass er von Medien und der Öffentlichkeit als recht kontroverse Persönlichkeit gesehen wird, ist nicht weiter verwunderlich, doch eines kann ihm niemand nehmen: den sportlichen Erfolg der vergangenen Jahre. Und auch privat ist bei ihm offenbar alles in Butter.

Der Ferrari-Pilot lebt seinen Traum, weiß aber: "Man muss sich sehr oft zwicken, darf nicht in irgendeinem Traum leben", philosophierte er vor dem Grand Prix der USA. "Ich habe eine sehr schöne Kindheit gehabt, aber nicht die, die mit finanziellen Möglichkeiten voll war, sondern in der sehr viel Liebe vorhanden war, sehr viel Fürsorge. Jetzt eine Familie zu haben, wo einfach alles passt und wo wir uns auch finanziell Dinge erlauben können, von denen ich früher nie geträumt hätte, da fragt man sich: Wie lange wird das so bleiben? Die Frage stellt man sich sehr oft. Das tun Corinna (Ehefrau; Anm. d. Red.) und ich eigentlich ständig."

Dass der Ehealltag nicht nur schöne Seiten mit sich bringt, räumte Schumacher offen ein: "Diese Harmonie zu bewahren, ist teilweise auch eine sehr anstrengende Sache, wo einfach alle miteinander arbeiten müssen. Es ist nicht nur immer Friede, Freude, Eierkuchen - das ist hauptsächlich so -, sondern man muss wie an einem Setup auch an seinem privaten Glück arbeiten und Kompromisse eingehen, um dann eben sein Glück zu finden", sagte er.

Schumachers Dream-Team: Corinna, Gina-Maria und Mick

Am meisten Kraft geben ihm neben seiner Frau, die früher übrigens mit Heinz-Harald Frentzen liiert war, seine beiden Kinder, Tochter Gina-Maria und Sohn Mick. Von der Formel 1 halten die beiden allerdings herzlich wenig: "Die sind vielleicht Papa-Fans, aber nicht Michael-Schumacher-Fans", so Schumacher. "Außerdem sind es nicht die Kinder, wie man sie sich vorstellt, die vom Anfang bis zum Ende das Rennen vor dem Fernseher gucken, sondern die haben viel schönere Dinge zu tun. Sie gucken sich den Start und das Ende an, aber dazwischen sind sie irgendwo im Garten und spielen."

"Ob man gewinnt oder verliert: Wenn man nach Hause kommt, ist der Rennsport nicht unbedingt ein Thema, und das ist das Schöne", so der mit Abstand erfolgreichste Rennfahrer aller Zeiten. "Da wird rumgetobt, dann wollen sie gekitzelt werden, da werden die Betten durcheinander gewühlt. Dann hat man eine ganz andere Atmosphäre und vergisst Erfolg oder Misserfolg."

"Ich fühle mich nicht meinem Alter entsprechend"

Doch so viel Kraft ihm das familiäre Umfeld auch geben mag, früher oder später wird mit der Formel 1 Schluss sein. Im Moment denkt Schumacher darüber aber noch nicht nach: "Ich fühle mich überhaupt nicht alt. Ich kann der Zahl 36 wenig abgewinnen. Ich fühle mich nicht meinem Alter entsprechend. Es geht mir so - und ich rede auch oft mit meinen Kumpels darüber -, dass ich mich eigentlich im Kopf viel jünger fühle, als das Alter das aussagt. Ich denke, das ist auch richtig und schön so", gab er ins 'Premiere'-Mikrofon.

"Wenn man sich mal als Jugendlicher vorstellt, wie alt ein 36-Jähriger ist - und jetzt ist man selbst 36: Ich kann mich eigentlich nicht in dieses Muster reinstecken. Ich fühle mich eher noch wie 25 als 36", ergänzte er. Und die jungen Wilden, Michael? "Wenn ich mich mit denen unterhalte, wenn wir zusammen Fußball spielen, dann spüre ich da nicht wirklich einen Unterschied - außer dass ich erfahrener bin und ein bisschen mehr Wissen habe. Aber ansonsten ist das eher auf einem Niveau", verglich sich Schumacher mit Alonso, Räikkönen und Konsorten.

Der Sieg des Formel-1-Dinosauriers gestern in Indianapolis war übrigens insofern ein ganz wichtiger, als er die längste Durststrecke des deutschen Nationalhelden seit 1993 beendet hat. Ob dies der Anfang der großen Wende war oder doch nur ein schnell vorbeiziehender Silberstreif am Horizont? Unabhängig davon scheint Schumacher die Lust am Rennfahren nicht verloren zu haben, denn zu Kommentaren seines Bruders Ralf, wonach er Motivationsprobleme habe, meinte er nur knapp: "Damit hat Ralf Unrecht!"

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