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  • 28.11.2004 15:04

  • von Fabian Hust

Kimi Räikkönen und der Testalltag

McLaren-Mercedes-Pilot Kimi Räikkönen über die positiven und negativen Seiten der Testtage in der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Ein Grand-Prix-Wochenende ist für einen Formel-1-Piloten nur die Spitze auf dem Eisberg, wenn es um die Arbeit geht, die es zu verrichten gilt. Die meisten Kilometer spulen die Piloten immer noch im Rahmen der Testfahrten ab, vor allem vor dem Saisonstart, wenn es darum geht, das neue Auto einsatzbereit zu bekommen.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Interviewstunden am Rande der Tests sind für Räikkönen Alltag

"Ich mag die Testarbeit, aber ich bin nicht besonders heiß darauf, morgens früh aufzustehen, und wir müssen immer früher aufstehen, als wir das im Rahmen der Grands Prix tun müssen", so Kimi Räikkönen. "Aber wenn ich erst einmal auf der Strecke bin, fühle ich mich gut", so der Langschläfer aus dem hohen Norden.#w1#

Ein Testtag beginnt immer mit einem Treffen der Ingenieure: "Wir setzen uns hin und gehen das Programm durch, entscheiden, was wir am Tag tun werden", erklärt der McLaren-Mercedes-Pilot. "Testen ist völlig anders als das Fahren von Rennen. Beim Testen gibst du immer alles und jedes Mal, wenn du die Boxen verlässt, versuchst du, die schnellste Rundenzeit zu fahren."

"Bei den Rennen muss man die komplette Distanz bedenken und die Geschwindigkeit dementsprechend anpassen. Bei den Tests geht es entspannter zu, aber die Rückmeldungen müssen spezifisch sein, wenn man den Ingenieuren mitteilt, wie sich das Auto anfühlt, denn dies ist der Schlüssel zur Verbesserung des Autos."

Die Heimat von Räikkönen ist während den Tests der Teamtruck: "Das ist ein guter Ort, wenn man entspannen oder sich auf das konzentrieren möchte, was ansteht. Hier spreche ich mit den Ingenieuren und entspanne mich. Ich tendiere dazu, manchmal im Truck zu essen, denn während eines Tests schnappt man sich etwas zum Essen, wenn man kann."

"Es kann gut sein, dass ich eine Mahlzeit zu mir nehme, während ich die Telemetriedaten der gefahrenen Runden studiere. Normalerweise ist dies etwas, das man am Ende jeden Tages tut, da man dann mehr Zeit hat. Der Truck ist auch der Ort, wo man lachen und Späße treiben kann. Wenn man mal einen schlechten Tag hat, ist es gut, das Gefühl zu haben, mit Freunden zusammen zu sein und sich entspannen kann."

Eine der Hauptaufgaben bei den Tests ist das Ausprobieren neuer Reifen: "Die Ingenieure wollen wissen, was ich bei den verschiedenen Typen von Michelin-Reifen fühle, wie sie zum Beispiel in Hochgeschwindigkeits- oder langsamen Kurven sind. Du sagst dann einfach, was du fühlst. Wenn du bei jedem Test und Rennen mit denselben Leuten arbeitest wird das einfacher, denn dann gewöhnt man sich an sie. Du weißt, was sie tun und sie wissen, was du willst, das macht das Leben leichter."

Im Rahmen der Tests bleibst auch mehr Zeit für PR-Arbeit, wie der Finne erklärt: "Nach einem langen Testtag könnte es sein, dass ich etwas PR-Arbeit verrichte und das ist hart, weil du müde bist, besonders da das meiste in Englisch stattfindet und dies nicht meine Muttersprache ist. Man gewöhnt sich daran und schlussendlich bekomme ich es für gewöhnlich auf die Reihe!"

"Verschiedene Leute stellen Fragen und normalerweise ist das Thema das gleiche - wie der Tag verlief und wie gut das Auto ist. Damit kann man leicht umgehen, da die meisten Journalisten die gleichen Fragen stellen. Das kann es ein wenig langweilig machen, aber manchmal machen sie ein Interview, das andere Themen abseits des Jobs abdeckt, das macht es interessanter."

Und dann wären da noch die Autogrammstunden: "Man kann nie alle Fans glücklich machen, da es einfach nicht genügend Zeit gibt, um alle ihre Autogrammkarten zu unterschreiben, aber es ist wichtig, dass man so viel wie möglich für sie tut. Zumindest werden sie lange Fan von dir sein, wenn du dies tust."

"Am Ende des Arbeitstages ist es schön, von der Strecke zu gehen und ins Hotel zurückzukehren. Ich habe lediglich Zeit, eine Dusche zu nehmen und ins Bett zu gehen, denn ich kehre für gewöhnlich um zehn Uhr abends zurück und muss am nächsten Morgen um sieben Uhr aufstehen. Es gibt keine Zeit für etwas anderes."