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  • 04.06.2004 15:56

  • von Marco Helgert

Fittipaldi: Sicherheit im Wandel der Zeit

Emerson Fittipaldi, erster Formel-1-Weltmeister auf McLaren, erinnert sich zurück an seine aktive Zeit in der "Königsklasse"

(Motorsport-Total.com) - Auch nach sieben Saisonrennen in diesem Jahr sind Erfolge bei McLaren Mangelware. Doch das britische Traditionsteam, gegründet vom Neuseeländer Bruce McLaren, kann in dieser schwierigen Phase zumindest in Erinnerungen an eine erfolgreichere Zeit schwelgen. 1974 eroberte der von Lotus gekommene Emerson Fittipaldi den ersten Weltmeistertitel für McLaren. Der Brasilianer erinnerte sich an seine Formel-1-Zeit mit dem Team.

Titel-Bild zur News: Emerson Fittipaldi, Formel-1-Weltmeister 1972 und 1974

Emerson Fittipaldi, Formel-1-Weltmeister der Jahre 1972 und 1974

"Im Juli 1973 sah ich mich bereits nach einem neuen Team für die nächste Saison um", so Fittipaldi. "Tyrrell, Brabham und McLaren waren die Möglichkeiten. Zusammen mit Leuten von meinen Sponsoren wählten wir zwischen den Teams und die Entscheidung fiel zugunsten von McLaren, die Vorteile gegenüber den anderen hatten."#w1#

Der McLaren M23 aus dieser Zeit war ein Auto "mit einer herausragenden Leistung", so der Brasilianer weiter. "Ich hatte das Gefühl, dass es viel Energie und Teamgeist gab. McLaren war besser organisiert als Lotus. Der Lotus 72 war ein sehr gutes Auto, aber logistisch war McLaren besser, und zwischen den Teammitgliedern gab es ein besseres Verständnis."

Doch nach dem Titelgewinn 1974 und dem Vizetitel ein Jahr später (hinter Weltmeister Niki Lauda im Ferrari), verließ er McLaren und stieg in sein eigenes Copersucar-Team ein, in dem sein Bruder Wilson bereits Rennen bestritt. Es folgte eine lange Leidenszeit. Das Team Copersucar, später auch unter dem Namen Fittipaldi aktiv, schaffte nie den endgültigen Durchbruch.

"Das war eine schwierige Phase, aber dadurch konnte ich meine IndyCar-Karriere starten", so der 57-Jährige rückblickend. "Ansonsten wäre ich einfach aus der Formel 1 gegangen und das wäre es dann gewesen. Ich wäre nie in die USA gegangen. Die vier Jahre mit dem eigenen Team waren hart. Die Herausforderung war viel größer, als ich sie mir vorher vorgestellt hatte."

Neben Jackie Stewart war auch Fittipaldi zu Beginn der 70er Jahre ein Protagonist für mehr Sicherheit im Motorsport. Er gehörte auch zu jenen Fahrern, die bei dem unsäglichen Rennen in Spanien 1975 den Start boykottierten. Leitplanken, die allein vom Anblick aus der Halterung fielen, waren dem damaligen McLaren-Piloten zu viel. Das Rennen endete tragisch: Der in Führung liegende Rolf Stommelen kam durch einen Flügelbruch von der Strecke ab und raste in das Publikum, vier Zuschauer verloren dabei ihr Leben.

"Ich lag damals leider richtig", so Fittipaldi. "Für mich war es auch kritisch, denn mein Sponsor hatte viele Kunden eingeladen und am Samstagabend hatten wir ein Essen. Ich sprach mit Teddy Mayer (damaliger Teamchef von McLaren; d. Red.). 'Teddy, du bezahlst mich dafür, dass ich Risiken auf mich nehme, aber nicht solche Risiken.' Teddy sagte: 'Ich verstehe das und werde dich unterstützen, aber du musst es den Sponsoren sagen.'" Beim besagten Abendessen eröffnete er dann seine Entscheidung.

"Die Sicherheit hat sich seitdem enorm verbessert und die Fahrer haben nun bei jeder Art von Rennsport viel größere Chancen - ob nun Formel 1, ChampCar oder Indy Racing League", so Fittipaldi. "Die Autos sind viel widerstandsfähiger. Der letzte Formel-1-Fahrer, der sein Leben verlor, war Ayrton Senna 1994, das zeigt, wie sehr sich die Sicherheit verbessert hat. Zu Beginn der 70er standen die Chancen sieben zu eins. Wir hatten 20 oder 21 etablierte Grand-Prix-Fahrer, und in jedem Jahr verloren wir drei davon."

"Die größte Veränderung brachte 1980, als Karbon als Material für das Chassis Einzug hielt", fuhr er fort. "Zum ersten Mal hatten die Fahrer einen Schutz, das war ein großer Beitrag für die Sicherheit. Es war einfach viel effizienter. Meinen schweren Unfall in Michigan 1996 hätte ich selbst fünf oder sechs zuvor niemals überlebt. Die Sicherheit wird also immer besser und besser."