• 22.06.2003 11:49

Schumacher: "Ich bin ein gebranntes Kind"

Michael Schumacher über die Gefahren des Motorsports, den Umgang mit den Medien und seine Wahlheimat in der Schweiz

(Motorsport-Total.com/sid) - Volle Rückendeckung seiner Familie und keine Angst vor möglichen Gefahren seines Jobs: Für Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher waren das zwei wichtige Grundlagen für seine Entscheidung, seinen Vertrag bei Ferrari vorzeitig bis 2006 zu verlängern. Seine Frau Corinna habe in dem Entscheidungsprozess "eine sehr wichtige" Rolle gespielt. "Ich habe sie oft nach ihrer Meinung gefragt. Sie trägt meine Entscheidung mit", sagte Schumacher in einem Interview mit der Welt am Sonntag.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher: Das Rennfahren ist wie eine Sucht

Auch in Bezug auf die Risiken seines Jobs denke seine Frau "sehr ähnlich wie ich. Wenn mir eines Tages etwas zustoßen sollte, ist das Schicksal. Es könnte ja nicht nur im Rennwagen passieren", meinte der fünfmalige Weltmeister, der mit seinem Sieg in Kanada pünktlich vor dem ersten Heimspiel am kommenden Sonntag auf dem Nürburgring wieder die WM-Führung übernommen hat: "Ich mache viel Sport. Fallschirmspringen zum Beispiel. Wenn man seine Grenzen kennt und nicht versucht, sie auf Teufel komm raus zu überschreiten, ist man relativ auf der sicheren Seite."

Der 34-Jährige gab aber auch zu, dass Rennfahren für ihn zu einer Sucht geworden ist. "In gewisser Weise schon, darum geht es doch in meinem Leben. Nicht nur um die Geschwindigkeit, auch um das Fahren an sich, den Spaß, den ich dabei habe. Ich verbinde das weniger mit dem Risiko, eher mit einem gewissen Kitzel." Dennoch sei er im Auto meistens ganz ruhig: "Im Rennwagen steigt mein Adrenalinpegel nicht. Er sollte bei keinem Formel-1-Fahrer steigen, sonst hast du ein Problem. Wenn alles normal läuft, bist du ruhig, dein Puls rast nicht."

Auch außerhalb des Autos zeigt Schumacher nicht gerne Emotionen. "Weil ich ein gebranntes Kind bin. Die Medien sind immer nur auf der Suche nach einer guten Story. Sobald jemand Gefühle zeigt, schlachten sie das gnadenlos aus", meinte der Ferrari-Pilot. Die vielen Leute, die "in Imola um mich herumschwirrten, nur weil sie etwas über meine im Sterben liegende Mutter erfahren wollten, sie kamen mir vor wie Hyänen".

An einen Startverzicht wenige Stunden nach dem Tod der Mutter habe er aber nicht gedacht. "Unter anderem, weil der Tod zum Leben gehört und ich als Rennfahrer im gewissen Sinne damit aufgewachsen bin. Man kann das Leben ja nicht anhalten. Und ich habe ja auch nicht nur die Verantwortung für mich selbst, sondern auch gegenüber meinem Team. Deshalb kam es für mich nicht infrage, auf den Start zu verzichten", sagte er.

Eine Rückkehr nach Deutschland schließt Schumacher, der mit seiner Frau und den beiden Kindern Gina-Maria und Mick in der Schweiz wohnt, weiterhin kategorisch aus. "Bei der Wahl meines Wohnortes geht es ja nicht nur um Steuern, sondern auch um Lebensqualität", meinte Schumacher: "Und sie ist für uns in Europa nirgendwo besser als in der Schweiz."