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  • 27.09.2002 11:24

Sarah Fisher spaltet die Formel 1

Während die einen Frauen in der Formel 1 eine Chance geben, sehen andere den "Test" der Amerikanerin mit Skepsis

(Motorsport-Total.com/sid) - Einen Schwarzen, einen Chinesen, eine Frau und einen schnellen Deutschen hatte sich Formel-1-Boss Bernie Ecclestone vor ein paar Jahren als Zugpferde für seinen PS-Zirkus gewünscht. Den Deutschen hat er in Person des fünfmaligen Weltmeisters Michael Schumacher bekommen, das Comeback der Amazonen könnte mit den Testfahrten der Amerikanerin Sarah Fischer in einem McLaren-Mercedes am Freitag im Vorfeld des Großen Preises der USA in Indianapolis (Sonntag, 14.00 Uhr/live bei Premiere und RTL) ein Stückchen näher rücken.

Titel-Bild zur News: Sarah Fisher

Sarah Fisher fährt an diesem Wochenende in Indianapolis den Silberpfeil

"Wenn sie unsere Zeiten unterbietet, sollten wir uns das ein bisschen genauer anschauen", sagte Schumacher über Fishers Premiere im Silberpfeil. Der Weltmeister sieht keinen Grund, warum eine Frau den Job nicht machen könnte: "Es gibt Frauen, die sind viel härter im Nehmen als ich. Ich bin sicher, dass Frauen alles haben, was nötig ist, um im Motorsport erfolgreich zu sein." Ähnlich sieht es der heutige Jaguar-Teamchef Niki Lauda: "Man muss sich mal vorstellen, was für einen Schub eine Frau der Formel 1 geben würde."

Sarah Fisher ist nach zehn Jahren Pause die erste Frau in einem Formel-1-Boliden. Die Italienerin Giovanna Amati hatte sich 1992 bei einigen Grand Prix in einem Brabham versucht, aber nie für ein Rennen qualifiziert. Die Italienerin Lella Lombardi holte als bislang einzige Frau 1975 einen halben WM-Punkt, als sie beim vorzeitig abgebrochenen Rennen in Spanien Sechste wurde. Als erste Amazone hatte sich 1958 Maria Theresa de Filippis (Italien) versucht.

Sarah Fisher stammt aus Indianapolis und ist erfolgreich in der Indy Racing League (IRL) unterwegs. Als erste Frau der IRL-Geschichte holte sie im August in Kentucky eine Pole Position, ein zweiter Platz ist ihre beste Platzierung in einem Rennen, dreimal startete sie bei den 500 Meilen von Indianapolis. "Sarah hat in der IRL und besonders bei ihrer Pole eine große Leistung gezeigt", sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug.

"Normalerweise ist es nicht üblich, dass irgendjemand außer den Piloten am Rennwochenende unser Auto fährt", sagte der Schotte David Coulthard, der Sarah Fisher sein Ersatzauto überlässt, ihren baldigen Renneinsatz aber in Frage stellt: "Eine schnelle Runde und ein Rennen, das ist schon ein Unterschied." Ähnlich sieht es sein Teamchef Ron Dennis: "Ich glaube, es ist sehr schwierig für eine Frau, in der Formel 1 wettbewerbsfähig zu sein." Zweifel hat auch BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger: "Über eine ganze Renndistanz könnte eine Frau physisch nicht mit Männern mithalten."

In anderen Motorsportdisziplinen haben Frauen bereits beachtliche Erfolge gefeiert. Die französische Rallye-Pilotin Michele Mouton war 1982 hinter Walter Röhrl Vize-Weltmeisterin. Die Kölnerin Jutta Kleinschmidt gewann 2001 als erste Frau die berüchtigte Wüstenrallye Paris-Dakar und ist seit einigen Monaten "Teamkollegin" von Michael und Ralf Schumacher: Wie die beiden Formel-1-Stars wird die "Wüstenkönigin" von Manager Willi Weber betreut.