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  • 19.08.2001 17:39

Michael Schumachers Karriere im Rückblick

Von den ersten Kartrennen bis zum vierten WM-Titel - die Chronologie einer einmaligen Karriere

(Motorsport-Total.com/sid) - Mit 1.000 Mark Taschengeld, einer Pizza in der Jugendherberge und Herzklopfen vor dem ersten Formel-1-Rennen fing am 25. August 1991 alles an. Als damals ein gewisser Michael Schumacher im belgischen Spa sein Debüt in der Königsklasse gab, ahnte nur Manager und Zimmergenosse Willi Weber, dass dies die Geburtsstunde des besten Rennfahrers der Welt sein sollte. Eines wird von Freunden und Gegnern Schumachers gleichermaßen anerkannt und respektiert: das fahrerische Genie des 32 Jahre alten Deutschen, das in Budapest mit dem vierten WM-Titel nach 1994, 1995 und 2000 belohnt wurde, dem zweiten mit Ferrari, Nationalstolz und Heiligtum der rennsportverrückten Tifosi.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Zusammen mit Benetton holte Schumacher 1994 seinen ersten Titel

Erfolge der roten Renner zählen doppelt. Nach jedem Sieg läuten in Maranello die Kirchenglocken, verehren die Ferraristi Schumacher wie in Trance als "Renn-Gott", der das rote Delirium auslöst. "Dann ist Michael unsterblich, bekannter als der Papst, kann seinen Pass wegwerfen", hatte Weber in typischer Art vor dem Titel-Triumph 2000 gesagt.

"Manchmal", gibt Michael Schumacher nachdenklich zu, "kommt mir alles wie ein Traum vor." Nach seinem ersten WM-Erfolg 1994 gelang es ihm im Jahr darauf erneut mit Benetton als jüngstem Fahrer der Grand-Prix-Geschichte, seinen WM-Titel erfolgreich zu verteidigen. "Michael ist ein echter Glücksfall für die Formel 1", sagt Weber. Der viermalige Champion und heutige Teamchef Alain Prost hält Schumacher für "den Besten der Gegenwart, der alle Rekorde brechen kann".

Formel-1-Chef Bernie Ecclestone sieht in dem Deutschen den legitimen Nachfolger des 1994 tödlich verunglückten Idols Ayrton Senna: "Er steht über allen anderen." Für Mercedes-Sportchef Norbert Haug, der Schumacher nur allzu gern in einem seiner Rennautos gesehen hätte, ist "Michael die Messlatte".

Vier WM-Titel, 51 Grand-Prix-Siege und ein Nummernkonto in der Schweiz, das fast zu platzen droht, dokumentieren die märchenhafte Karriere. Das Privatvermögen des Kerpeners mit dem markanten Kinn wird auf rund 600 Millionen Mark geschätzt. Ein Privatjet, eine Luxusyacht und ein millionenschwerer Fuhrpark gehören längst zum ganz normalen Standard des reichsten deutschen Sportlers, der in Vufflens in der Schweiz lebt.

Hundenarr Schumacher, Besitzer von fünf Vierbeinern, hat nicht nur sportlich seine Reifeprüfung mit Bravour bestanden. Auch privat hat der Rheinländer alles fest im Griff, fährt mit Vollgas auf der Sonnenseite des Lebens. Der Ferrari-Star ist seit sechs Jahren mit seiner Corinna glücklich verheiratet. Der Stolz der Familie sind die Kinder Gina Maria (4) und Mick (2). "Sie sind die Nummer eins, geben meinem Leben einen anderen Sinn", berichtet Schumi mit glänzenden Augen.

Als Schumacher 1995 das damalige Erfolgsteam Benetton verließ und zu Ferrari wechselte, schüttelten viele Experten ungläubig den Kopf. "Mit Benetton habe ich alles erreicht, was man in der Formel 1 erreichen kann. Ich wollte eine neue Herausforderung", begründete Schumacher damals seinen Entschluss. "Michael hätte es sich einfach machen und für Williams oder McLaren fahren können. Doch nur bei Ferrari konnte er zeigen, wie gut er wirklich ist", sagt Weber.

Bei den Italienern brachte Schumi Ordnung in das berüchtigte "Grande Casino". Mit seinem Fleiß und dem unbestrittenen Können hat der Kerpener die Herzen der Tifosi im Sturm erobert. Das Team liest ihm jeden Wunsch von den Lippen ab, er ist der heimliche Herrscher bei Ferrari. "Das Geld ist bestens angelegt, Michael ist jede Mark wert. Er zahlt den Preis in Siegen zurück, das ist doch ein fairer Deal", meint Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo, der Schumacher mit der Rekordgage von 75 Millionen Mark pro Jahr entlohnt.

Trotz des Reichtums bezeichnet sich Multi-Millionär Schumacher als bodenständigen Menschen, der die Wurzeln seiner Herkunft nicht leugnen möchte. Während seiner Lehrzeit als Kfz-Mechaniker, die er 1989 abschloß, musste der Kerpener mit 300 Mark über die Runden kommen. "Geld bedeutet für mich Sicherheit. Ich werde es nie mit beiden Händen aus dem Fenster werfen", meint der Rennfahrer, der Sonderbotschafter der Unesco ist und einen Teil seines Geldes für den guten Zweck spendet.

Schon als Sechsjähriger sammelte Schumacher auf der heimischen Kartbahn seines Vaters Rolf erste motorsportliche Erfahrungen. Der Daddy erkannte schnell das Talent seines ältesten Sprösslings und förderte es. 1989 nahm ihn Weber unter Vertrag und investierte in den Geheimtipp. Inzwischen hat der Manager, der mit 20 Prozent an sämtlichen Einnahmen beteiligt ist, eine goldene Nase an seinem Muster-Schüler verdient.

1991 leuchtete der Stern über Schumachers Bilderbuch-Karriere, als er in das Junioren-Team von Mercedes-Benz befördert wurde. Durch konstant gute Leistungen öffnete sich für den damals 22-Jährigen das Tor zu Formel 1. Der Rest ist Geschichte.