Spa-Francorchamps
Beim Namen Spa-Francorcamps schnalzen viele Fans mit der Zunge. Die "Ardennen-Achterbahn" ist seit vielen Jahren die wohl beliebteste Rennstrecke der Formel-1-Stars. Es gibt schnelle Kurven, lange Geraden, echte Mutpassagen und immer wechselndes Wetter. Auch am vergangenen Wochenende bot Petrus alles aus Küche und Keller...
In Spa-Francorchamps öffnen sich nicht nur Rennfahrerherzen, sondern auch die Mäuler der Fans. Die örtliche Gastronomie stellt sich auf den Ansturm der durstigen Fans ein. An vielen Locations werden zusätzliche Zelte und Pavillons aufgebaut, um dort weitere Biertheken unterbringen zu können. In diesem Jahr zogen wieder reichlich deutsche Fans nach Belgien. Und das hatte einen guten Grund...
Michael Schumacher feierte am Spa-Wochenende sein 20-jähriges Jubiläum in der Formel 1. An gleicher Stelle hatte die einmalig erfolgreiche Karriere des Kerpeners im August 1991 begonnen. "Schumi" lud seine Kollegen und Wegbegleiter am Samstagabend zur Party ein. Den Faßanstich nahm der Rekordchampion selbst vor. Danach floß das Kölsch...
...und es gab reichlich Geschenke für den prominenten Jubilar. Von seinem Mercedes-Team bekam Schumacher ein signiertes Bild vom Sauber-Sportwagen, mit dem Schumacher vor seiner Formel-1-Karriere unterwegs war. Damals waren die Prototypen aus der Schweiz ein offizielles Motorsportprogramm von Mercedes-Benz. Schumacher war Werksfahrer mit Stuttgarter Power im Heck.
Bei Ferrari erlebte Schumacher seine erfolgreichsten Formel-1-Jahre. Beim Team aus Maranello steht der Deutsche immer noch hoch im Kurs. Die Roten überreichten dem früheren Lieblingsmitarbeiter ein Formel-1-Seitenteil mit Statistik: 72 Siege, 58 Pole-Positions, 53 schnellste Rennrunden, 116 Podestplätze.
Die Fans bedachten den Rekordchampion auf eigene Art mit dem gebotenen Respekt. "20 Jahre? Wir wollen noch viele weitere!" - Mindestens ein weiteres Jahr in der Königsklasse ist gesichert. Entgegen einiger Gerüchte will Schumacher seinen Vertrag 2012 bei den Silberpfeilen selbstverständlich erfüllen. Auch wenn es sportlich immer noch auf und ab geht.
In der Qualifikation am Samstagnachmittag in Spa-Francorchaps erlebte Schumacher den Horror. Gleich zu Beginn verlor sein Mercedes MGP W02 einfach so ein Hinterrad. "Schumi" flog mit dem Auto ab, hatte aber Glück. Wäre dieser Zwischenfall an einer anderen Stelle der Strecke passiert, hätte deutlich mehr passieren können. Traurig: Beim Jubiläum musste der Rekordweltmeister von ganz hinten starten. Glücklich: Es reichte im Rennen sensationell noch zu Platz fünf!
Ein Crash im Qualifying, eine Aufholjagd im Rennen - solche Sorgen hätte Nick Heidfeld nur allzu gern gehabt. Der Mönchengladbacher musste aber zuschauen. Renault hatte ihn kurz vor dem Start ins Belgien-Wochenende aus dem Cockpit gekickt. Heidfeld zeigte sich dennoch in Teamkleidung. Nur nichts falsch machen, wenn ein juristisches Verfahren im Gange ist...
Der große Profiteur des Heidfeld-Rausschmisses hieß Bruno Senna. Der Neffe des unvergessenen Ayrton Senna feierte sein Debüt bei Renault. Der Brasilianer musste sich am Wochenende erst einmal alle Knöpfe am Lenkrad erklären lassen, die Heidfeld schon im Schlaf bedienen konnte. Senna lieferte ein solides Wochenende ab.
Der kurzfristige Fahrerwechsel bei Renault sorgte für einige Diskussionen hinter den Kulissen. Indirekt hatte er auch Auswirkungen auf die Abläufe an der Rennstrecke. Diese junge Dame musste zum Beispiel die deutsche (Heidfeld-)Fahne abgeben, durfte dafür die brasilianische (Senna-)Flagge hochhalten. Schöne Schuhe...
Kurz vor dem Start tummelte sich reichlich Prominenz in der Startaufstellung zum Grand Prix von Belgien. Der legendäre Gitarrist Eric Clapton zeigte sich an der Seite von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone. "Slowhand" hatte viel Spaß am schnellen Geschäft.
Diese beiden kennen sich im Sport und in der Szene bestens aus: Eric van der Poele und Jacky Ickx. Die beiden belgischen Motorsportlegenden kennen die Formel 1 aus erster Hand, beide waren mehrfach in Le Mans am Start. Der erfolgreichere der beiden hat die meisten Lanyards um den Hals...
Auch Großbritannien schickte zwei Legenden an die spektakuläre Strecke. John Surtees (links) ist der einzige Fahrer, der Motorrad-Weltmeister und Formel-1-Champion werden konnte. Der 1992er-Weltmeister Nigel Mansell (rechts) war in Belgien als Berater der Rennleitung tätig.
Nachdem Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone seine prominenten Gäste aus dem Grid gescheucht hatte, gab es wieder einmal die bewährte Szene. Handshake mit seinem Musterknaben Sebastian Vettel, der seine Pole-Position in Spa-Francorchamps in den nächsten Sieg umsetzen konnte.
So ein Start in Belgien geht meist nur auf den ersten Metern gut...
...dann folgt die legendäre Haarnadelkurve La Source. Auch in diesem Jahr flogen dort wieder Trümmerteile im Wert einer hochklassigen Limousine durch die Luft.
McLaren-Superstar Lewis Hamilton konnte den Tumulten in der ersten Kurve zwar entgehen, aber im Rennen war dennoch recht schnell Schluss. Der Brite kollidierte mit dem japanischen "Kampfpiloten" Kamui Kobayashi. "Hab es mir nochmal angesehen. Sorry, es war 100 Prozent meine Schuld", gesteht Hamilton nach dem Crash.
Während Sebastian Vettel seinen siebten Saisonsieg bejubelte, gab es auch bei Teamkollege Mark Webber viel Freude. Der Australier wurde am Freitag 35 Jahre alt, erhielt gleichzeitig einen neuen Red-Bull-Vertrag für 2012 und fuhr schließlich am Sonntag vor den Augen seiner Eltern Diane und Alan zum zweiten Platz.
Viele Fans freuen sich - ebenso wie alle Formel-1-Fahrer - auf das nächste Rennen in Spa-Francorchamps. Die Reise der Königsklasse durch das Jahr 2011 geht in knapp zwei Wochen auf der legendären Highspeedstrecke im italienischen Monza weiter.