Zehn Formel-1-Rennstrategien, die schwer nach hinten losgingen.
#10: Lotus beim Grand Prix von China 2012: Kimi Räikkönen stellt seinen Lotus im Qualifying in Schanghai auf Startplatz fünf. Im Rennen kommt der Finne zunächst gut zurecht, arbeitet sich nach Boxenstopps in den Runden zehn und 30 bis zum 49. von 56 Umläufen auf Rang zwei nach vorn. Doch 26 Runden ...
... sind für die Pirelli-Reifen deutlich zu viel. So verliert Räikkönen mit der stark nachlassenden Medium-Mischung innerhalb von nur zwei Runden zehn Positionen. Als nach 56 Runden die Karierte Flagge fällt, ist er nur 14. Es bleibt das einzige Rennen seiner Comeback-Saison, das er außerhalb der Punkteränge beendet.
#9: Williams beim Grand Prix von Europa 1993: Die Williams-Piloten Alain Prost und Damon Hill starten beim einzigen Formel-1-Rennen in Donington aus der ersten Startreihe. Während sie wie die meisten anderen Fahrer im Feld bei anfangs leichtem Nieselregen zu kämpfen haben, fährt Ayrton Senna (McLaren) Kreise um die Konkurrenz. Von Startplatz fünf losgefahren übernimmt der Brasilianer noch vor Ende der ersten Runde die Führung und setzt sich anschließend ab. Auf abtrocknender Strecke wechseln alle auf Slicks, doch kurz darauf setzt erneut Regen ein. Als dieser wieder aufhört, werden erneut Slicks montiert. Der Regen ...
... kehrt noch einmal zurück. Die beiden Williams-Piloten Prost und Hill lassen erneut Regenreifen aufziehen, während Senna auf den Trockenreifen weiterfährt. McLaren und der Brasilianer haben richtig gepokert, denn kurz darauf trocknet die Strecke wieder ab. Das Williams-Duo muss erneut die Box aufsuchen, um auf Slicks zu wechseln. Als Senna nach 76 Runden als Sieger ins Ziel kommt, hat er 1:23 Minuten Vorsprung auf den Zweitplatzierten Hill und eine ganze Runde auf den Drittplatzierten Prost. Der "Professor" war im Rennverlauf siebenmal an der Box, Senna nur viermal.
#8: Williams beim Grand Prix von Monaco 1997: Im Qualifying in Monte Carlo fahren die Williams-Piloten Heinz-Harald Frentzen und Jacques Villeneuve auf die Startplätze eins und drei. Kurz vor dem Start beginnt es zu regnen. Der Deutsche und der Kanadier werden in der Hoffnung auf Wetterbesserung mit Trocken-Setup und auf Slicks ins Rennen geschickt, der von Startplatz zwei losfahrende Michael Schumacher (Ferrari) auf Intermediates. Der Regen ...
... wird stärker anstatt nachzulassen. Während Schumacher nach nur fünf Runden mit mehr als 20 Sekunden Vorsprung in Führung liegt, tun sich die Williams-Piloten schwer, ihre slickbereiften Boliden auf der Piste zu halten. Viel zu spät lassen auch sie Reifen wechseln, bevor beide aufgrund von Abflügen aufgeben müssen: Villeneuve in Runde 17, Frentzen in Runde 39.
#7: Ferrari beim Grand Prix von Malaysia 2009: Das zweite Rennen der Saison steht in Sepang im Zeichen von wechselhaften Witterungsbedingungen. Früher als alle anderen kommt Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen in der Anfangsphase des Rennens an die Box, um von Slicks auf Regenreifen zu wechseln. Der Schachzug geht nach hinten los, denn der von der Scuderia erwartete Regen ...
... bleibt zunächst aus. Auf der noch trockenen Piste fährt sich Räikkönen seine Regenreifen kaputt. Weil kurz nach Halbzeit der geplanten Renndistanz von 56 Runden ein Wolkenbruch niedergeht, wird der Grand Prix mit dem Stand aus Runde 31 gewertet. Räikkönen liegt nach der missglückten Boxenstoppstrategie auf Rang 14 und damit deutlich außerhalb der Punkteränge (Plätze eins bis acht).
#6: Ferrari beim Grand Prix von Singapur 2008: Mit einem Punkt Rückstand auf WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton (McLaren) kommt Ferrari-Pilot Felipe Massa zum ersten Nachtrennen der Formel-1-Geschichte. Von der Pole-Position gestartet liegt der Brasilianer nach zehn Runden vor Hamilton in Führung. In Runde zwölf eröffnet Fernando Alonso (Renault) die Serie der Boxenstopps. Als dessen Teamkollege Nelson Piquet jun. zwei Runden später mit dem als Crashgate in die Geschichte eingehenden Abflug in Kurve 17 eine Safety-Car-Phase auslöst, kommt auch die Spitzengruppe an die Box. Spitzenreiter Massa ...
... wird nach dem Stopp auf die Strecke geschickt, obwohl der Tankschlauch noch nicht abgezogen ist. Der Ferrari-Pilot reißt den Schlauch von der Tankanlage und schleift ihn einige Meter mit, bevor er am Ausgang der Boxengasse anhält. Vom Tankschlauch befreit nimmt Massa das Rennen wieder auf, erhält aufgrund unsicherer Freigabe aber eine Durchfahrtsstrafe und fällt ans Ende des Feldes zurück. Während Hamilton hinter Alonso und Nico Rosberg (Williams) Dritter wird, bleibt Massa als 13. ohne WM-Punkte. Drei Rennen später verliert er den WM-Titel im dramatischen Saisonfinale in Sao Paulo in allerletzter Sekunde an Hamilton.
#5: Mercedes beim Grand Prix von Monaco 2015: Von der Pole-Position gestartet liegt Lewis Hamilton im über 78 Runden gehenden Rennen in Monte Carlo 63 Runden lang klar auf Siegkurs. Der Brite wird mit rund 20 Sekunden Vorsprung auf Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg und Sebastian Vettel (Ferrari) als Führender notiert, als ein Unfall zwischen Max Verstappen (Toro Rosso) und Romain Grosjean (Lotus) in Runde 64 zum ersten Mal in der Formel-1-Geschichte eine virtuelle Safety-Car-Phase auslöst. Es kehrt Unruhe ein, die nur noch größer wird, als die Rennleitung kurz darauf statt der virtuellen ...
... eine echte Safety-Car-Phase ausruft. Hamilton wird vom Mercedes-Kommandostand zum Boxenstopp hereingerufen. Aufgrund des Wechsels von einer virtuellen in eine echte Safety-Car-Phase schätzt das Team den Vorsprung falsch ein. Als Hamilton nach seinem Stopp wieder auf die Strecke geht, ist er nur noch Dritter hinter Rosberg und Vettel, die beide draußen geblieben sind. In den verbleibenden neun Runden unter Renntempo gelingt es dem Briten nicht, einen Angriff zu setzen. Statt eines sicher geglaubten Sieges im Fürstentum springt für Hamilton nach 78 Runden nur ein dritter Platz hinter Rosberg und Vettel heraus.
#4: Ferrari beim Grand Prix von Europa 1999: Ferrari-Pilot Eddie Irvine kommt punktgleich mit McLaren-Pilot Mika Häkkinen zum drittletzten Saisonrennen an den Nürburgring. Als kurz nach dem Start Regen einsetzt, kommt Häkkinen an die Box und lässt Regenreifen aufziehen. Die übrige Spitzengruppe bleibt auf der Strecke und liegt damit richtig, denn der Regen ist nur von kurzer Dauer. Hinter dem führenden Heinz-Harald Frentzen (Jordan), Ralf Schumacher (Williams) und David Coulthard (McLaren) geht Irvine an Giancarlo Fisichella (Benetton) vorbei und hat gute Karten, die alleinige WM-Führung zu übernehmen. Irvines Boxenstopp aber ...
... geht gründlich in die Hose. Weil Teamkollege Mika Salo kurz zuvor für einen Reparaturstopp hereingekommen war, ist die Ferrari-Crew nicht vorbereitet. Man hat nur drei statt vier neuer Slicks parat. Irvine verliert mehr als 20 Sekunden an der Box, bevor er weiterfahren kann. Das Rennen beendet er auf Platz sieben. Häkkinen wird Fünfter, geht als alleiniger WM-Spitzenreiter in die letzten beiden Rennen und wird zum zweiten Mal nach 1998 Weltmeister.
#3: McLaren beim Grand Prix von China 2007: Formel-1-Rookie Lewis Hamilton (McLaren) reist mit zwölf Punkten Vorsprung auf Teamkollege Fernando Alonso und 17 Punkten Vorsprung auf Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen zum vorletzten Saisonrennen in Schanghai. Bei wechselhaften Witterungsbedingen starten alle auf Intermediates. Polesetter Hamilton führt vor Räikkönen, dessen Ferrari-Teamkollege Felipe Massa und Alonso. Auf abtrocknender Strecke nutzen sich Hamiltons Intermediates stark ab, doch McLaren hält an der ursprünglichen Strategie fest. In der 31. von 56 Runden nimmt der Brite eine Kurve etwas zu weit und ...
... muss Räikkönen die Führung überlassen. Angesichts seines Punktevorsprungs wäre auch Platz zwei ein großer Schritt in Richtung WM-Titel für Hamilton. Doch als er mit den völlig abgenutzten Reifen zum Boxenstopp hereinkommt, rutscht er in der Boxeneinfahrt ins Kiesbett und bleibt stecken. Er muss den ersten Ausfall der Saison hinnehmen und mit ansehen, wie Räikkönen als Sieger zehn Punkte, Alonso als Dritter sechs Punkte aufholt. Beim Saisonfinale in Sao Paulo sichert sich der finnische Ferrari-Pilot mit einem Punkt Vorsprung auf die beiden McLaren-Fahrer den WM-Titel.
#2: Ferrari beim Grand Prix von Abu Dhabi 2010: Mit acht Punkten Vorsprung auf Mark Webber (Red Bull), 15 Punkten Vorsprung auf dessen Teamkollege Sebastian Vettel und 22 Punkten Vorsprung auf Lewis Hamilton (McLaren) nimmt Ferrari-Pilot Fernando Alonso das Saisonfinale als WM-Spitzenreiter und Titelkandidat Nummer eins unter die Räder. Im Qualifying holt sich der Spanier Startplatz drei hinter Vettel und Hamilton. In Runde acht ...
... berührt der von Startplatz sechs losgefahrene Webber leicht die Leitplanke, in Runde zwölf auch Alonso. Beide kommen an die Box und lassen Reifen wechseln. Mit neuen, aber härteren Gummis (Medium) sind sie langsamer als die auf Supersoft-Reifen auf den Plätzen eins und zwei liegenden Vettel und Hamilton. Von Runde 18 bis zur karierten Flagge nach 55 Runden liegen Alonso und Webber hinter dem früh an der Box gewesenen Witali Petrow (Renault). Während sie finden keinen Weg vorbeifinden, gewinnt Vettel vor Hamilton das Rennen und krönt sich damit zum jüngsten Formel-1-Weltmeister aller Zeiten. Alonso bleibt mit vier Punkten Rückstand nur der Vizetitel.
#1: Williams beim Grand Prix von Australien 1986: Nigel Mansell kommt mit sieben Punkten Vorsprung auf seine beiden Titelrivalen - Williams-Teamkollege Nelson Piquet und McLaren-Pilot Alain Prost - zum Saisonfinale in Adelaide. Der Brite startet von der Pole-Position. 19 Runden vor Schluss führt Keke Rosberg (McLaren), als ihm ein Hinterreifen platzt. Die drei Titelanwärter Piquet, Prost und Mansell liegen auf den ersten drei Positionen. Mansell würde Platz drei ...
... zum Gewinn des WM-Titels reichen, doch nur eine Runde nach Rosbergs Reifenschaden explodiert am Williams mit der Startnummer 5 bei knapp 300 km/h der rechte Hinterreifen. Mansell kann das austrudelnde Auto mit Mühe abfangen, aber die Schlacht um den Titel ist verloren. Aus Sorge, Piquet könnte das gleiche Schicksal ereilen, ruft Williams den Brasilianer zum Boxenstopp. Prost übernimmt die Führung. Mit dem letzten Tropfen Sprit im Tank gewinnt der Franzose das Rennen und sichert sich mit zwei Punkten Vorsprung auf Piquet und drei Punkten Vorsprung auf Mansell seinen zweiten WM-Titel nach 1985.
Zehn Formel-1-Rennstrategien, die schwer nach hinten losgingen.