Von Eulen und frenetischen Fans: Was hinter den Kulissen des Grand Prix von Brasilien sonst noch geschehen ist
Willkommen in Brasilien - in dem Land, das in den vergangenen Jahren schon zahlreiche spannende Weltmeisterschaften entschieden hat. Aufgrund der doppelten Punkte von Abu Dhabi ist diesmal allerdings vorher klar, dass die Entscheidung nicht zwischen den Seen fallen kann. WM-Kandidat Nico Rosberg kann das Wochenende daher etwas entspannter angehen und sieht sich zunächst Sao Paulo von oben an.
Auch Spitzenreiter Lewis Hamilton geht im Vorfeld auf Tour und ist unter anderem in einer TV-Show zu Gast, wo er einige Geschenke und eine kuriose Bitte überreicht bekommt: "Sie hatten sogar einen Pass für mich dabei und ich wurde gefragt, ob ich sie repräsentieren würde. Schließlich haben sie im Moment keinen Siegfahrer und niemanden, der so fährt wie es Senna tat."
Bei Red Bull macht man hingegen erneut auf seine Stiftung "Wings for Life" aufmerksam, die sich um Rückenmarksforschung kümmert. Botschafter Fernando Fernandes ist in Brasilien zu Gast und freundet sich nicht nur mit Daniel Ricciardo an.
Doch Red Bull steht bekanntlich nicht nur für soziales Engagement sondern vor allem für Sport und Fun! Surfstar Vasco Ribeiro erhält einen Einblick in die trockenere und vor allem schnellere Welt und wird von Red-Bull-Zögling Antonio Felix da Costa, der mittlerweile in der DTM unterwegs ist, herumgeführt.
Überhaupt herrscht bei den Bullen reger Promiauflauf: Der brasilianische Fußballspieler Pato ist mit Freundin und Schauspielerin Fiorella Mattheis genauso in der Box zu sehen, wie beispielsweise Stock-Car-Pilot Caca Bueno oder Ribeiros Surfkollege Adriano de Souza. Abgelenkt hat es die Red-Bull-Piloten hoffentlich nicht...
Nicht auf der Gästeliste stehen hingegen zahlreiche Eulen, die die Rennstrecke an diesem Wochenende säumen und teilweise nur wenige Meter neben den fahrenden Formel-1-Wagen spazieren. Doch weil die stets grimmig dreinblickenden Gesellen auch irgendwie doch niedlich sind, fehlen sie in fast keiner Brasilien-Galerie.
Während die Eulen einfach zur Strecke fliegen können, ist der Weg nach Sao Paulo für viele Fans und Beteiligte deutlich hinderlicher. An allen Tagen bilden sich teilweise lange Staus, doch das tut der Stimmung in Brasilien keinen Abbruch.
Grund zur schlechten Laune hat dafür Adrian Sutil. Der Deutsche erfährt vor Ort, dass er zwar einen gültigen Vertrag für die kommende Saison besitzt, fahren wird er aber nicht. Stattdessen gibt das Team neben Marcus Ericsson einen anderen Fahrer bekannt...
...Felipe Nasr wird buchstäblich über Nacht zum Formel-1-Piloten. Der brasilianische GP2-Pilot wird in seiner Heimat als neuer Stammpilot präsentiert und sticht mit seinen Sponsoren sogar Giedo van der Garde aus, der eigentlich schon als sicher galt. In den kommenden Tagen dürfte Sauber einiges an Arbeit haben, die Verträge zu sortieren.
Und was ist mit ihm? Fernando Alonso hält die Formel-1-Welt mit seiner Entscheidung weiter hin. Auch wenn einige Kollegen schon von einer definitiven Einigung mit McLaren wissen wollen, ist die Zukunft des Spaniers weiter offen - und damit auch die von Sebastian Vettel. Doch Alonso kann auch positive Akzente setzen, als er im Rennen Teamkollege Kimi Räikkönen niederringt.
Da ist die Welt noch in Ordnung: Fröhlich postet Sergio Perez ein Bild von der Streckenbegehung mit seiner Crew und Daniel Juncadella. Was der Mexikaner zu diesem Zeitpunkt nicht weiß: Es wird bis Samstag das einzige Mal sein, dass er den Kurs umrundet. Denn Testpilot Juncadella wirft das Auto im ersten Training weg, wodurch Perez auch das zweite Training verpasst.
Auch Daniel Ricciardo setzt auf Trockenübungen. Der Australier will anscheinend beweisen, dass er auch ohne Auto schnell sein kann. Mit seinem Boliden hat der WM-Dritte an diesem Wochenende auf jeden Fall kein Glück: Nach einem Aufhängungsbruch muss er vorzeitig aufgeben.
Im Training wird auch das virtuelle Safety-Car noch einmal ausprobiert. Nach Ablauf der offiziellen Zeit bekommen die Piloten das Signal für die neue Sicherheitsmaßnahme, die in Zukunft vielleicht sogar das echte Safety-Car ersetzen kann.
Ein weiteres Streitthema ist in Brasilien (wieder einmal) die Motorenhomologation. Renault und Ferrari möchten gerne mehr entwickeln, doch Mercedes besteht weiterhin auf dem "Freeze". Red Bulls Teamchef Christian Horner hat von den Ausflüchten von Mercedes genug und bezeichnet die Situation als "lächerlich".
Entspannter geht es da bei der Abendgestaltung zu. Ex-Pilot Christian Danner (Vegetarier!) geht ganz mutig in ein Churrascaria, ein brasilianisches Restaurant, bei dem die Kellner das Fleisch vor den Augen vom Spieß abschneiden - der brasilianische Döner quasi. Hoffentlich mundet es.
Auch Eddie Jordan darf als Abendunterhaltung nicht fehlen. Der ehemalige Teamchef ist leidenschaftlicher Drummer und hat sich in einem Club spontan an die Instrumente der spielenden Band begeben.
Ruhiger geht es da bei Lotus zu. Romain Grosjean feiert mit seinen Kollegen bei einem Abendessen. Womöglich ist der Franzose froh, dass er seine Schrottkiste namens E22 nur noch einmal fahren muss. In Brasilien geht sie auf jeden Fall in Rauch auf...
Bei Mercedes kann man sich hingegen wieder einmal ein Siegermenü ausdenken. Die Silberpfeile haben die richtigen Zutaten gefunden und feiern am Sonntag einen Doppelerfolg und stellen damit einige Rekorde auf. Doch wer das leckerste Essen hat, das bleibt Ansichtssache.
Am Sonntag richten sich die Augen gespannt auf das Duell der beiden Mercedes-Piloten, die hart um den Sieg kämpfen. Auch Schauspieler Patrick Dempsey verfolgt das Rennen interessiert. Zuvor hat er mit einem exzellenten Auftritt im Porsche seine eigenen Hausaufgaben prima erledigt.
Ob dieser Kumpel den richtigen Durchblick beim Rennen hatte, ist nicht zu klären, doch die McLaren-Crew leistet hervorragende Arbeit: Jenson Button erlebt in Runde 27 den schnellsten Boxenstopp des Rennens und bedankt sich mit Rang vier.
Lewis Hamilton schmeißt den Sieg mit einem eigenen Fehler weg. Als "Hammertime" angesagt ist, übertreibt es der Brite und dreht sich. Vater Anthony kann vor Ort jedoch seelische Unterstützung leisten und ist sich sicher, dass der Titel in zwei Wochen unter Dach und Fach gebracht wird.
Doch der große Held von Sao Paulo ist nicht Sieger Nico Rosberg sondern Felipe Massa. Der Lokalheld wird nach seinem dritten Platz gefeiert und erlebt einen der schönsten Tage der letzten Jahre.
Wie immer sind es dabei die frenetischen Fans, die den Brasilien-Grand-Prix für alle zu einem wahren Erlebnis machen. In zwei Wochen steht das Saisonfinale in Abu Dhabi auf dem Programm, wo die Entscheidung um den Titel endgültig fallen wird.