Grand Prix von Indien
Duell der HRT-Piloten, aber nicht auf der Rennstrecke. Die Aufgabenstellung: einen Pirelli-Reifen auf die Felge montieren. Klingt einfacher als es ist, denn der Reifen muss mit einem Spezialkleber fixiert und dann auch aufgeblasen werden. Pedro de la Rosa gewann in 2:47 Minuten und war um 22 Sekunden schneller als Narain Karthikeyan. "Die Reifen zu montieren ist schwieriger, als mit ihnen zu fahren", lachte der Spanier, der dafür eine 50-Prozent-Replika eines Pirelli-Reifens mit nach Hause nehmen durfte. Karthikeyan tröstete sich mit ein paar Pirelli-Espresso-Tassen. Sieger der ersten Challenge im Vorjahr war übrigens Sebastian Vettel. Sein Gegner damals: Pirelli-Sportchef Paul Hembery.
Ein paar Meter weiter legte Mark Webber eine Trainingssession der besonderen Art ein: Der indische Kricket-Superstar Gautam Gambhir schlug mit dem Red-Bull-Piloten ein paar Bälle. Bernie Ecclestone versteht sowieso nicht, was die Inder an ihrem Nationalsport so lieben: "Wir haben hier einen Konkurrenten. Wie heißt dieses Spiel nochmal? Richtig, Kricket", analysiert er den schweren Stand der Formel 1 im 1,3-Milliarden-Einwohner-Land.
Aber Webber bleibt ohnehin lieber beim Motorsport. Und dass Indien derzeit nur einen Fahrer in der Formel 1 hat, liegt möglicherweise daran, dass sich schnelle Autos in und um Neu-Delhi noch nicht so ganz durchgesetzt haben...
Narain Karthkeyan ist trotzdem ein Superstar. Dass er entblößte Brüste von Frauen signierte, wäre uns zwar nicht bekannt, aber für das Hemd dieses Herrn hat es schon mal gereicht.
Monisha Kaltenborn hat zwar einen österreichischen Pass, ist aber in Indien aufgewachsen. Jetzt stellt sie sich in den Dienst für die Initiative Formel 1 in der Schule und für Verkehrssicherheit, gemeinsam mit dem Präsidenten des nationalen Motorsport-Verbandes FMSCI, Vicky Chandhok (dessen Sohn Karun bis Ende 2010 früher Grand-Prix-Pilot war). Kaltenborn genießt in ihrer alten Heimat als erste weibliche Teamchefin in der Königsklasse hohes Ansehen.
Ungewöhnlicher Dienstwagen für die Sauber-Fahrer Sergio Perez und Kamui Kobayashi, aber zumindest ist der Chauffeur im Preis inbegriffen. Aber für den chaotischen Verkehr im Großraum Delhi gilt ohnehin: Je kleiner das Fahrzeug, desto besser.
Ob sich die beiden dann tatsächlich mit dem grün-gelben Minimobil auf den Weg gemacht haben? Delhi ist jedenfalls anders. "Ein Moloch", sagen die einen, "eine interessante Kultur", findet Sebastian Vettel.
Und noch einmal das Fahrzeug der Sauber-Piloten. Ob wir sie hier gerade auf dem Weg zur Rennstrecke erwischt haben? Eher nicht. Solche Minimobile (auch in dieser Farbe) gibt es in Delhi zuhauf...
Force India bereitet sich auf den Heim-Grand-Prix vor. Zwar sitzt das Team im britischen Silverstone, die beiden indischen Geschäftsmänner Vijay Mallya und Subrata Roy kontrollieren aber gemeinsam 85 Prozent. Der Rest liegt bei der niederländischen Mol-Familie.
Ganz entspannt: Nico Rosberg freut sich auf die restlichen vier Rennen - oder, angesichts der miserablen Mercedes-Form, eher darauf, dass diese bald vorbei sind?
Vom sportlichen Tiefflug lenkt sich der Deutsche am liebsten mit Fußball im Fahrerlager ab. Das hilft ganz nebenbei auch der Koordination. Und Rosberg tut gut daran: Am Sonntag wurde es wieder nichts mit Punkten - Platz elf. "Kann ja wohl nicht sein, dass ein Senna im Williams so an mir vorbeizieht", ärgerte er sich.
Voll konzentriert: Sebastian Vettel weiß, dass schon in den Freien Trainings mit genauer Setup-Arbeit der Grundstein für ein erfolgreiches Rennwochenende gelegt wird. Übrigens hatte er in Indien seine Freundin Hanna Sprater dabei, die er sonst von der Formel 1 fernhält. Am Freitag führte er sie zum Abendessen aus - gemeinsam mit Familie Ecclestone (Bernie und Ehefrau Fabiana).
FloViz (steht für "Flow Visualization") nennt man den gelben Kleister, den die Teams am Freitag oft auf ihre Flügel schmieren. Das Ganze ist nicht etwa die Folge eines neuen Neon-Modetrends, sondern dient dazu, aerodynamische Luftströme auf neuen Entwicklungsteilen sichtbar zu machen.
Lewis Hamilton beobachtet gespannt, ob Red Bulls neue Teile anschlagen. Taten sie: Vettel fuhr Bestzeit in allen Trainings, sicherte sich die Pole-Position und feierte einen überlegenen Sieg.
Bernie Ecclestone feierte am Sonntag seinen 82. Geburtstag, und die Streckenbetreiber Manoj und Samir Gaur waren die ersten Gratulanten - mit einer Fotocollage. An Rücktritt denkt der Formel-1-Geschäftsführer noch nicht, aber er weiß: "Irgendwann werde ich aufhören - so oder so." Viele glauben: "Bernie werden sie mal im Sarg aus dem Paddock tragen." Noch hinterlässt das Alter aber keine Spuren.
Wir müssen draußen bleiben: Nicht alle Inder können sich das privilegierte Spektakel Formel 1 leisten, ...
... weswegen manche das Rennen statt von der Tribüne von den Dächern ihrer Autos aus verfolgen.
"Stand up to Cancer": Dieser Force-India-Mechaniker engagiert sich für den Kampf gegen Krebs. Eine Botschaft, die zu verbreiten wir gerne bereit sind!
Karthikeyan hin, Mallya her: Die meisten Fans hat selbst in Indien Michael Schumacher. Immerhin 67.000 sahen das letzte Rennen der lebenden Legende auf dem Buddh International Circuit, 37.000 davon mussten für ihre Eintrittskarte bezahlen. Um die Formel 1 bekannter zu machen, wurden nämlich viele Gratistickets an verschiedene Gruppen verteilt.
Delhi ist anders. Das betrifft nicht nur die hygienischen Zustände rund um den Ganges oder die einmalige Gastfreundlichkeit, sondern auch die Gridgirls.
Aber neben indischer gab es auch Formel-1-Tracht: knappe Miniröcke und High-Heels.
Selbst der kürzeste Rock hilft jedoch nicht beim Eintritt in den hochgesicherten Formel-1-Paddock. Daher müssen sogar die Gridgirls jederzeit eine Akkreditierung am Handgelenk tragen.
Der große Sieger des Wochenendes: Sebastian Vettel feiert mit dem begehrten Pokal und seinem Physiotherapeuten Heikki Huovinen, mit dem er seit dem vergangenen Winter zusammenarbeitet. Vorgänger Tommi Pärmakoski hatte nach zwei WM-Titeln genug und empfahl Vettel seinen Landsmann als Coach.