Grand Prix der USA
Gesucht: Nicht "dead or alive", sondern der mit den meisten Punkten. 255:245 für Sebastian Vettel stand es vor Austin, 273:260 danach. Oder, anders ausgedrückt: Selbst wenn Fernando Alonso das Saisonfinale in einer Woche in Sao Paulo gewinnen sollte, reicht dem Red-Bull-Piloten ein vierter Platz zur erfolgreichen Titelverteidigung.
Blutige Steaks, Whisky und Brüste: In Indien gab es kein Rundfleisch, in Abu Dhabi keinen Alkohol und keine lockeren Frauen - lang lebe das Land der unbegrenzten Möglichkeiten! Willkommen in Austin, Texas!
Würde da nicht jeder gerne Cowboy sein?
Austin brüstet sich damit, die "Livemusik-Hauptstadt der Welt" zu sein, und wurde diesem Ruf auch beim Fanfest in der City gerecht. Am stimmungsvollsten war es in der 6th Street, einer jungen und hippen Barmeile, die auch abseits des Formel-1-Wochenendes sehr belebt ist.
"Wir brauchen Amerika mehr, als Amerika uns braucht", sagt McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh. Also bemüht sich die Formel 1 im x-ten Anlauf in den USA, endlich alles richtig zu machen. Vor allem Red Bull trug mit einem Showcar oder auch Rennsimulatoren dazu bei, dass den Fans nie langweilig wurde.
Christian Horner ließ es sich nicht einmal nehmen, persönlich in die City zu kommen, sich vom Erfolg des Fanfests zu überzeugen und Autogramme zu kritzeln. Formel 1 zum Anfassen - nur so kann man die Herzen der Amerikaner gewinnen. 117.429 Herzen wurden dann auch gewonnen.
Am liebsten hätte sich Mark Webber am Sonntag auf dem Podium einen der Pirelli-Cowboyhüte aufgesetzt, aber Hamilton, Vettel und Alonso wirkten damit ohnehin ein bisschen lächerlich. Da gab der "Aussie" im Texas-Leder die wesentlich bessere Figur ab.
Für die Rennstrecke half die beste Vorbereitung nichts: Trey Hardee, Zehnkampf-Silbermedaillengewinner bei den Olympischen Spielen in London, führte Fitnessfreak Webber in die Grundlagen der Leichtathletik ein.
Mittendrin, aber irgendwie doch nicht dabei: Von der Boxengasse aus sehen die Mechaniker eigentlich nur die erste Kurve.
Schon ein bisschen besser: von Stars & Stripes ummantelt auf einem der Stehplätze. Oder "General Admission", wie die Amerikaner sagen.
Die allerbesten Plätze waren aber wie so oft einigen wenigen VIPs vorbehalten und befanden sich am 80 Meter hohen Aussichtsturm, auf den Veranstalter Bobby Epstein am Sonntag nur einige handverlesene Gäste einlud.
Noch näher dran geht wirklich nur noch auf dem Kommandostand. Der sieht dann so aus, wenn abends Training, Qualifying oder Rennen vorbei sind.
Es hat aber auch Vorteile, weder VIP noch Teamchef zu sein: saftige, amerikanische Schweinshaxen, gegrillt auf Eichenholz - was für ein Kontrast zur arabischen Küche, die vor zwei Wochen in Abu Dhabi geboten wurde!
Jenson Button in Begleitung seiner Langzeit-Freundin Jessica Michibata.
Zum vorletzten Mal als Fahrerfrau bei einem Formel-1-Rennen: Corinna Schumacher mit Ehemann Michael.
Alte Bekannte: Rubens Barrichello kam auf Einladung von Ferrari nach Texas und brachte seinen IndyCar-Kumpel Tony Kanaan mit. "Rubinho" würde am liebsten immer noch Formel 1 fahren.
Formel 1 ist... wenn Multimilliardäre und sogar Präsidenten wieder zu Kindern werden. Hier probiert Felipe Calderon, Staatsoberhaupt von Mexiko, einen Helm von Nationalheld Sergio Perez.
Hollywood goes Texas: Regisseur Ron Howard (links) ist mit seinem Niki-Lauda-Film "Rush", der 2013 in die Kinos kommt, fast fertig. Matt LeBlanc (rechts), der "Joey" aus "Friends", wäre für den Streifen als Racer im Herzen nur zu gerne besetzt worden.
"Star-Wars"-Erfinder George Lucas kam nicht nur, um seinen neuesten Vier-Milliarden-Dollar-Deal mit Disney zu feiern, sondern auch als Geschäftsmann: Das Computerspiel "Angry Birds Star Wars" trat in Austin als Sponsor des Lotus-Teams auf.
Nostalgische Erinnerungen: Ungefähr so hat die Formel 1 ausgesehen, als sie in den USA zum letzten Mal richtig populär war...
"Texas-Cowboy": Anthony Hamilton, nach seinem "Seitensprung" mit Paul di Resta, der mit einem "Rosenkrieg" vor Gericht geendet hat, sind Vater und Sohn Lewis wieder ein Herz und eine Seele. Auch nach dem vielleicht letzten McLaren-Sieg vor dem Wechsel zu Mercedes.