• 28.11.2013 16:21

Molly Taylor: Eine Frau mischt die Rallye-Welt auf

Molly Taylor heißt die erste Gewinnerin der Ladies-Trophy im Rahmen der Rallye-Europameisterschaft: Die 25-Jährige gibt einen Einblick in ihre Saison

(Motorsport-Total.com) - Für die Australierin Molly Taylor war die Saison 2013 eine ganz Besondere: Die 25 -Jährige gewann zusammen mit Co-Pilot Seb Marshall die allererste Auflage der Ladies-Trophy in der Rallye-Europameisterschaft (ERC). Im Interview lässt die Frau aus Sydney noch einmal das Jahr Revue passieren und beschreibt die Herausforderung Rallyesport.

Titel-Bild zur News: Molly Taylor

Molly Taylor gewann die offizielle Damenwertung in der ERC Zoom

Frage: "Molly, 2013 war eine besondere Saison: Kannst du von jeder Rallye etwas wiedergeben?"
Molly Taylor: "Es war eine komplett andere Saison als alle, was ich vorher erlebt habe. Es war eine großartige Erfahrung und ein Einblick in was es braucht, um voranzukommen - von Rallyefahren aus Spaß bis zur Karriere. Das ganze Jahr war eine unglaubliche Lernkurve für mich."

"Auf den Azoren hatte ich glaublich Pech bei der Situation mit einem anderen Auto. Das war definitiv nicht der Weg, wie wir die Meisterschaft starten wollten. Es ist eine unglaubliche Location für eine Rallye, und bis zum Unfall war es eine fantastische Erfahrung. Korsika war für mich das Highlight und mein Lieblingsevent bisher. Bei den 2WD Zweite zu sein und in unserer Klasse Etappen zu gewinnen war großartig, da es das erste Mal für mich war."

"Ypres war die vermutlich herzzerreißendste Rally in meinem Leben und in Rumänien war es schön, wieder auf Schotter zu fahren. Es war ein harter Event. Es ging darum, viele Faktoren managen zu müssen - nicht nur den Speed. Man musste das Auto heimbringen."

"Barum war ebenfalls fantastisch, auch wenn wir ein wenig Pech mit dem Wetter hatten, was einige Etappen nicht ideal machte. Trotzdem war es eine gute Erfahrung, da wir normalerweise nicht so viele Möglichkeiten bekommen, auf solchen Straßen und Bedingungen zu fahren. In dieser ERC-Saison schien es so ziemlich überall zu regnen, daher haben wir uns daran gewöhnt. Wenn die Bedingungen trocken waren, waren die Etappen unheimlich spaßig."

"Polen lief nicht wie erwartet. wir dachten, dass es sehr schnell sein würde, aber die Bedingungen waren wie in Rumänien ein Überlebenstest. Kroatien war eine schöne Rallye. Wir haben die Etappen genossen und hatten ein paar schöne Kämpfe mit vielen unvorhergesehenen Problemen. Wir hatten Glück mit der Zuverlässigkeit des Autos, auch wenn fast alles schiefging, was schiefgehen konnte - aber wir haben hart gekämpft und sind glücklich mit dem Endergebnis."

Frage: "Wie wichtig ist Erfahrung im Vergleich mit dem Notieren des Aufschriebs bei jedem Mal? Entwickelt sich dein Notizsystem weiter?"
Taylor: "Nach Ypres haben wir unser Notizsystem drastisch verändert. Seb und ich haben auf zufälligen, unbekannten Straßen trainiert - aber auch bei Events. Es war eine Herausforderung, da wir nur zweimal fahren durften, gleichzeitig aber auch ein neues System entwickeln mussten. Natürlich haben wir eine Verbesserung bei den Zeiten gesehen, wenn wir eine Etappe in der Rallye wiederholt haben und ich weiß, dass wir in diesem Bereich noch Raum für Verbesserungen haben."

"Das war an diesem Jahr wirklich gut: Wir haben das System bei neuen Rallyes entwickelt. Wir haben ein besseres Verständnis, wie sich der Aufschrieb im Vergleich zur Geschwindigkeit verhält. Es ist auch Fakt, dass jeder Event in der ERC einzigartig ist. Man hat nicht nur Asphalt oder Schotter: Der Asphalt in Barum ist ein anderer als auf Korsika, genauso wie die sandige Oberfläche in Polen anders ist als die raue in Rumänien. Jede Rallye hat ihre individuellen Charakteristiken, und ein zweites Mal zurückzukehren wäre eine massive Hilfe."

Frage: "Bevorzugst du Schotter oder Asphalt und hast du ein Lieblingsevent? Wo kann man am einfachsten den Unterschied machen?"
Taylor: "Ich bevorzuge immer Schotter, da die Rallyes zuhause meist auf diesem Untergrund waren. Da habe ich gelernt, wie man Rallye fährt und das Gefühl, ein Auto auf Schotter ans Limit zu bringen. Wir hatten viele Asphaltevents in diesem Jahr und es ist gut, ein bisschen Selbstvertrauen auf diesem Belag zu bekommen. Asphalt kann viel Spaß machen, wenn man den richtigen Level an Selbstvertrauen hat - besonders auf bestimmten Straßen. Es ist ein anderes Gefühl: Versuchen das Limit zu finden, ist nicht so schwierig wie auf Schotter. Mein Lieblingsevent war Korsika - eine Asphaltrallye."

"Ich widerspreche mich da zwar ein bisschen, weil ich weniger Erfahrung auf Asphalt habe, aber ich denke, dass man da mehr den Unterschied machen kann, weil es meist eine "Alles oder nichts"-Situation ist. Auf Schotter kommt man schrittweise voran und kann mit dem Limit spielen. Man kann ein bisschen mehr rutschen, einlenken und hat mehr Platz für Korrekturen in jeder Kurve, wenn sich die Bedingungen ändern. Asphalt ist hingegen nicht so vergeben, wenn man einen etwas rutschigeren Teil erwischt, den man nicht erwartet hat. Von daher finde ich Asphalt schon spezieller."

Frage: "Obwohl du die Zuverlässigkeit gelobt hast, musstest du zwischendurch auch häufiger Reparaturen vornehmen. Du und Seb, ihr müsst viel gelernt haben..."
Taylor: "Wir waren Buschmechaniker, so wie sie gesagt haben. Es ist wichtig zu wissen, was man mit den Hilfsmitteln und Ersatzteilen zwischen den Services reparieren kann. In Polen hatten wir Glück, als die Spurrillen und die raue Oberfläche unsere Hinterachse so sehr beschädigt haben, dass schon einige Schrauben los wurden. Letzten Endes hat eine Schraube alles zusammengehalten und wir mussten versuchen, es zu reparieren. Wir haben unser Bestes gegeben und Gottseidank hat es uns gerade so durch die letzte Etappe gebracht."

"Wissen ist in dem Fall wichtig. Hätten wir nicht versucht, das Auto zu reparieren, wären wir nicht bis zum Ende der Rallye gekommen. Das Auto zu kennen, ist wichtig - sowohl bei Reparaturen wie auch beim Setup. Es ist wichtig zu wissen, was man verändern kann, was man macht, welchen Effekt das aufs Auto hat und warum. Wir tun, was immer wir können, und jetzt, wo ich ein bisschen Zeit habe, möchte ich ein paar Tage mehr im Workshop verbringen und helfen, das Auto vorzubereiten - für mein eigenes Wissen und meinen Vorteil."

Frage: "Du sagtest, du hast in dieser Saison vermutlich am meisten gelernt bisher. Dein Debüt ist lange her und du bist auch durch die WRC-Akademie gegangen. Was sind die Unterschiede zwischen einer Markenserie und dem Besitz eines eigenen Teams, wo man zusammen arbeitet, seine Meinung einbringt und die Arbeit plant?"
Taylor: "Ich schätze, das Jahr in der Pirelli-WRC-Akademie war eine unglaubliche Lernerfahrung. In diesem Jahr war es anders, da eine ganze Gruppe von verschiedenen Teilhabern zusammengekommen ist, um die Saison durchzuführen. Mit United Business und vielen Sponsoren, Unterstützern und Teilhabern zu arbeiten, ist sehr anspruchsvoll. Man arbeitet als Team, und versucht alles zusammenzubringen. es gibt so viele andere Dinge, an die man denken muss: Die Performance im Auto ist eine Sache, aber auch alle anderen Dinge, die sicherstellen, dass jeder seinen Nutzen aus dem Jahr zieht, können helfen einen Karriereschritt zu machen. Von der Sicht aus gesehen bedeutete es Arbeit mit allen Facetten des Sports - nicht nur Fahren."

Frage: "Wie wichtig ist es, jemanden zu haben, der einem hilft - wie ein gutes Team oder eine professionelle Management-Firma? Was machst du da und was vertraust du anderen an?"
Taylor: "Es war wichtig für unseren Fortschritt, zu versuchen, professioneller zu sein und ein richtiges Management-Team zu haben. Dank Business United haben wir diesen Schritt geschafft und jetzt können wir uns in Richtung professionelle Ebene arbeiten."

"Es ist ein kommerzieller Sport, es ist nicht nur eine Person, die herausfährt - man muss einen Plan erstellen. Wir müssen unseren Platz im Puzzle finden und auch lernen, wie man das Beste daraus macht. Ich habe in Australien sehr hart gearbeitet, um meine Unterstützer und Sponsoren zusammenzubringen, und dann haben wir einen Plan für die Europameisterschaft gemacht. Wir machen Pläne für die Events - und dann ist meine Verantwortung herauszugehen und meinen Job zu erledigen."

Frage: "Wie fühlt es sich an, die erste Ausgabe der ERC-Ladies-Trophy gewonnen zu haben? Welches Feedback bekommst du aus Australien? Als australisches Mädchen, das europäischer Rallye-Champion wird, bekommst du sicher viel Aufmerksamkeit..."
Taylor: "Die Meisterschaft zu gewinnen, war unser Ziel, und wir freuen uns, dass wir das geschafft haben. In einigen Events hatten wir viel Konkurrenz, was sehr gut war. Mit Ekaterina Stratieva kamen wir gut zurecht. Viele Leute haben gescherzt und versucht, irgendeine Schlammschlacht daraus zu machen, aber es war sehr freundlich und wir haben den Wettbewerb genossen. Ich bin ziemlich überrascht über das Feedback aus Australien, die Reaktionen waren gut. Wir bekommen bei jeder Rallye viel Unterstützung, aber besonders nach Kroatien, als ich den Titel perfekt gemacht habe, war ich von den Glückwünschen und dem Auftritt der einheimischen Medien überwältigt. Viele Leute haben mir gesagt, dass sie mich in den Nachrichtensendungen im Radio gehört haben - das war mehr, als ich erwartet hatte."